Diskussion zu "Was ist säk. Buddhismus"

  • Dukkha ist bei mir so geworden: ohne Anfang, ohne Ende. Daraus folgt im Denken, Wahrnehmen: unbefriedigend, ungenügend, unperfekt.


    z.B. Schriften sind Dukkha. Schriften sind vom Verfasser genauso gut, wie es eben möglich war.

    Bei der Wahrnehmung einer Schrift und dem daraus folgenden Denken erscheint Dukkha.

    Das im Wahrnehmenden erscheinende: unbefriedigend, ungenügend, unperfekt führt zu einer Schrift, die auf der wahrgenommenen Schrift basiert, so gut wie möglich.

    Schriften sind...



    Dukkha: Alle zusammengesetzten Gebilde sind ohne auffindbarem Anfang und ohne auffindbarem Ende. Warum ist das so?

    Annica: Alle zusammengesetzten Gebilde sind unbeständig, in andauerndem entstehen und vergehen, Vergänglich.

    Anatta: Alle Dinge und alle Gedanken, die zusammengesetzte Gebilde erscheinen lassen, sind nicht durch sich selbst oder durch ein Selbst geschaffen.

    Das Selbst, das erschafft, ist in dem Augenblick seines Schaffens, mit dem Geschaffenen, Dukkha, weil Annica und somit ohne Anfang, ohne Ende unbeständig, vergänglich, Anatta.


    Das in rechter Achtsamkeit, andauerndem Samadhi, wahrzunehmen, ermöglicht die Verminderung von Leiden, führt zum Verwehen von Leiden, führt zu Nibbana.

    „andauerndem Samadhi“, es geht und das ist die eigentliche Übung.

    Die Achtsamkeit, die beständig, ungeschaffen ungeboren ist, zu jeder Zeit ganz zu erreichen ist die Übung, die zu üben ist.

    Betrachten habe ich zu Achtsamkeit definiert. Beobachten zu Aufmerksamkeit.


    Mein Empfinden ist, dass das die Intention des, für mich Ehrenwerten Stephan Batchelors, ist, den Buddhismus auf unverrückbare Grundsätze zu stellen, auf denen er blühen kann, ohne eine Schule auszuschließen.

    Da sehe ich die Aufgabe des Säkularen Buddhismus. Buddha mit Buddhismus und nicht Buddhismus mit Buddha.

    6 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Was evident ist, ist sichtbar und evident ist, dass die meisten deutschen Texte Dukkha mit "Leid(en" übersetzen

    Du meinst, wenn Du einen eingedeutschten psychologischen Fachbegriff hörst, dann interessiert Dich auch die psychologische Bedeutung nicht, sondern nur die Alltagsbedeutung?

  • Was evident ist, ist sichtbar und evident ist, dass die meisten deutschen Texte Dukkha mit "Leid(en" übersetzen

    Du meinst, wenn Du einen eingedeutschten psychologischen Fachbegriff hörst, dann interessiert Dich auch die psychologische Bedeutung nicht, sondern nur die Alltagsbedeutung?

    Nein, ich meine die Doktrin kann man nur auf Basis geschriebener Worte erforschen. Und in deutschen Übersetzungen sieht man "Leid(en)", in englischen sieht man "suffering". Fußnoten dazu findet man nicht. Einzelmeinungen, so interessant sie auch sein mögen, spielen bzgl. der Doktrinen keine Rolle. Sonst müsste man Doktrinen ja auf dem Wege von zahllosen Interviews und Statistiken ermitteln können.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

    2 Mal editiert, zuletzt von SteFo ()

  • Was evident ist, ist sichtbar und evident ist, dass die meisten deutschen Texte Dukkha mit "Leid(en" übersetzen

    Du meinst, wenn Du einen eingedeutschten psychologischen Fachbegriff hörst, dann interessiert Dich auch die psychologische Bedeutung nicht, sondern nur die Alltagsbedeutung?

    Nein, ich meine die Doktrin kann man nur auf Basis geschriebener Worte erforschen. Und in deutschen Übersetzungen sieht man "Leid(en)", in englischen sieht man "suffering". Fußnoten dazu findet man nicht. Einzelmeinungen, so interessant sie auch sein mögen, spielen bzgl. der Doktrinen keine Rolle. Sonst müsste man Doktrinen ja auf dem Wege von zahllosen Interviews und Statistiken ermitteln können.

    Der erste Pfeil ist der Schmerz. Den kann ihn nichts ausweichen. Der zweite Pfeil ( das Leid) ist meine eigene Re-aktion auf den Schmerz. Meine Entscheidung. Meine freie Wahl.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Was evident ist, ist sichtbar und evident ist, dass die meisten deutschen Texte Dukkha mit "Leid(en" übersetzen

    Du meinst, wenn Du einen eingedeutschten psychologischen Fachbegriff hörst, dann interessiert Dich auch die psychologische Bedeutung nicht, sondern nur die Alltagsbedeutung?

    Nein, ich meine die Doktrin kann man nur auf Basis geschriebener Worte erforschen. Und in deutschen Übersetzungen sieht man "Leid(en)", in englischen sieht man "suffering". Fußnoten dazu findet man nicht. Einzelmeinungen, so interessant sie auch sein mögen, spielen bzgl. der Doktrinen keine Rolle. Sonst müsste man Doktrinen ja auf dem Wege von zahllosen Interviews und Statistiken ermitteln können.

    Da die Bedeutung der Worte nicht in ihnen selbst liegt, sondern diese sich nur aus dem Kontext ergibt in dem die Worte benutzt werden, muss man eben in die Suttas schauen.


    Als erste Annäherung sind das Sutta über die vier edlen Wahrheiten (Samyutta Nikaya 56.11) und das 9.Sutta des Majjhima Nikaya hilfreich. In MAjjhima Nikaya 9 besonders die Abschnitte 15 ff. Hilfreich ist auch K.Zumwinkels Hinweis in seinen Vorbemerkungen zu seiner Übersetzung des Majjhima Nikaya: "... hat es [Dukkha] die Bedeutung 'das, was nicht auf Dauer zufriedenstellen kann, worin der Keim des Leids steckt' [...] Dukkha auch angenehme Zustände umfasst ..."

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Nein, ich meine die Doktrin kann man nur auf Basis geschriebener Worte erforschen.

    Deine Meinung in Ehren, aber aufgrund einzelner Worte kann man überhaupt nichts erforschen.


    Aber wenn Du auf der Ebene beginnen möchtest, dann doch bitte anhand des Palitextes.

  • Nein, ich meine die Doktrin kann man nur auf Basis geschriebener Worte erforschen.

    Deine Meinung in Ehren, aber aufgrund einzelner Worte kann man überhaupt nichts erforschen.


    Aber wenn Du auf der Ebene beginnen möchtest, dann doch bitte anhand des Palitextes.

    Da hast du recht. Einzelne Worte sind zu wenig, denn es bedarf ganzer Sätze, welche aus Wörtern bestehen. Und dann bedarf es Texte, die - wiederum aus Sätzen bestehend, welche die Wörter enthalten - die Kontexte für die Sätze liefern. Aber auch diese Texte haben Kontexte - Meta-Kontexte - und sie stehen deshalb nicht alleine, sondern im Zusammenhang mit anderen Texten. Solche Textsammlungen enthalten dann die Doktrin. Nachteil ist, dass diese Textsammlungen inkohärent oder gar inkonsistent sein können. In diesem Falle hilft dann nur die Richtigstellung durch eine die jeweilige Tradition vertretende Autorität per Auslegung/Exegese/verblindlichem Kommentar.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Ich bin in meiner Sicht auf Schriften da sehr nahe an Zhuangzi:

    Zitat

    Was alle Welt am Dao wertvoll findet, steht in Büchern; Bücher bestehen aus nichts als Wörtern; Wörter haben ihren Wert. Der Wert der Wörter liegt in ihrer Bedeutung; die Bedeutung entsteht, indem sie sich auf etwas bezieht. Worauf sich die Bedeutung bezieht, das kann nicht mit Sprache ausgedrückt werden, und dennoch findet alle Welt das Gesagte wertvoll, das in Büchern geschrieben steht.

    Obwohl alle Welt dies wertvoll findet, finde ich es nicht besonders wertvoll, denn was darin als wertvoll erachtet wird, ist nicht wertvoll. Daher siehst du, wenn du dich umblickst, Formen und Farben; hörst du, wenn du dich umhörst, Bezeichnungen und Laute. Wie traurig! In aller Welt glauben die Menschen, dass Formen und Farben, Bezeichnungen und Laute ausreichen, um die Natur der Dinge zu verstehen. Doch Formen, Farben, Bezeichnungen und Laute reichen in Wirklichkeit nicht aus, um die Natur der Dinge zu verstehen; wer das weiß, spricht nicht, wer spricht, weiß nicht; doch wie soll alle Welt das begreifen?


    Einst las Fürst Huan (Mächtig) [von Qi] oben im Saal ein Buch; Radmacher Bian (Inschrift) baute ein Rad in der Halle darunter, legte Hammer und

    Stemmeisen nieder, ging hinauf und fragte Fürst Huan: »Darf ich Hoheit fragen, was du liest?«

    Der Fürst sprach: »Die Sprüche eines Weisen.«

    Bian fragte: »Lebt dieser Weise noch?«

    Der Fürst sprach: »Er ist schon gestorben.«

    Bian sprach: »Wenn das stimmt, dann liest Hoheit Überbleibsel und Seelenkram der Menschen des Altertums! (andere Übersetzung: "der von den Alten hinterlassene Bodensatz")«

    Fürst Huan sprach: »Wenn meine Wenigkeit ein Buch liest, wie kommt der Radmacher dazu, mit mir zu streiten! Sage mir einen Grund, dann sei es direrlaubt, wenn nicht, musst du sterben.«

    Radmacher Bian sprach: »Dein Diener betrachtet die Sache mit den Augen eines Dieners. Wenn ich, um ein Rad zu bauen, langsam vorgehe und nur leicht hämmere, dann wird es nicht fest; gehe ich schnell voran und hämmere zu stark, dann passen sie nicht hinein. Weder zu langsam noch zu schnell – ob es gelingt, liegt in meiner Hand, und ob es meiner Vorstellung entspricht; doch mit dem Mund kann ich es nicht in Worte fassen, das Geheimnis liegt irgendwo dazwischen. Ich kann es nicht einmal meinem Sohn erklären, mein Sohn kann es von mir nicht erlernen; so bin ich nun 70 Jahre alt geworden und baue in meinem Alter immer noch Räder. Auch im Altertum konnten die Menschen das Wesentliche nicht weitergeben, wenn sie starben; so liest du, Hoheit, Überbleibsel und Seelenkram der Menschen des Altertums!«

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Das Bedingte Entstehen ist die Erklärung, wie dukkha entsteht, richtig, wie Wiederwerden funktioniert, richtig. Wer Wiederwerden in irgendeiner Weise mit individuellem Bewusstsein (Bewusstseinsstrom etc.) denkt, hat anatta nicht verstanden.

    Das ist ein grosses Wort, weil es ja 'Verständnis von Anatta' bei dem voraussetzt, der so spricht, oder schreibt. Ok wir befinden uns hier nicht auf der Weltbühne, wo grosse Wahrheiten abgehandelt werden, es ist hier ein wenig auch wie ein Ort den man sich gemütlich, also freundlich gestalten kann. Und so wird dann mehr geplaudert.



    ich plaudere in einem persönlichen Ton gerne das dazu: ja die habens häufig nicht begriffen, wenn die von einem (individuellen) Bewusstseinsstrom sprechen. Ich setze 'individuell' in Anführungszeichen, weil das Wort/das Sprachbild Strom ja auch eine 'Individualität' anzeigt - ein Strom für sich abbgegrenzt von anderen (individuellen) Bewusstseinsströmen. Ich glaube sogar, es ist nichteinmal möglich so eine Idee zu präsentieren, wenn man 'anatta nicht vollkommen verstanden hat' (was diese grosse Wendung, im Einzelnen genauer heissen kann, möcht ich hintenanstellend wenigstens bemerken).



    Allerdings beträfe so ein falsches Verständnis -in einem Plauderton miteinander kommunikativ und mehr aus sozialem Interesse verhandelnd, also nicht als ernstgemeinter Ausdrucksversuch weiser Sprachhandlungen- auch die Idee eines durch Geburt und Tod abgegrenzten einmaligen Bewusstseinsstroms - der Grundfehler hinter der Anschauung 'Bewusstseinsstrom' verbirgt sich häufig (es kommt schon auch auf den Kontext an, in dem so erklärt wird - per Regel kann man wohl nicht inmer wissen: der hat mit so einem Sprechen gewissermassen bewiesen, dass er 'Anatta nicht verstanden hat') auch in solchen Wendungen wie 'mein Leben', oder 'das Leben', oder 'die Evolution' sogar.


    Allein das ernorme Wort wieder und die damit geäusserte konkrete Einschätzung ist mehr eine Notwendigkeit, weniger eine vollkommene Attributierung eines jeweiligen Tatbestandes, auf den man anspricht.


    es gibt eigentlich/in ganz echt kein 'wieder'. Es ist alles jeden Moment nicht 'wieder'. Wie schön oder? Das heisst ja auch, jeder Moment ist ein Anfang ^^, ist (irgendwie schon) neu oder man kann es mehr so erfahren.