Säkularer Buddhismus im Vergleich

  • Das Kernproblem des säkularen Buddhismus ist nicht- wie man meinen könnte - wie man es schafft den Buddhismus säkularer zu machen. So dern umgekehrt wie man es schafft, bei all dem immer noch Buddhismus zu bleiben und sich von den Welness-Zielen anzusetzen.

    Dem stimme ich zu.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Das Kernproblem des säkularen Buddhismus ist nicht- wie man meinen könnte - wie man es schafft den Buddhismus säkularer zu machen. So dern umgekehrt wie man es schafft, bei all dem immer noch Buddhismus zu bleiben und sich von den Welness-Zielen anzusetzen.

    Dem stimme ich zu.


    Als hätten nicht alle Buddhismen dieses "Kernproblem". Religion als Wellness, sich kurzzeitg besser fühlen nach einem Tempelbesuch, sich berauschen an Ritualen, Spiritual bypassing u.s.w.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Im Theravada werden ja ganz große Teile des Palikanons als Reden des historischen Buddhas und verbindlich angesehen. Weil Buddha Skakyamuni so viele Jahrzehnte lehrte und man deswegen so eine große Textfülle hat, ist hier das Problem eher aus der Textfülle das relevante heraus zu destillieren.

    Meine Hypothese dazu ist die folgende:


    Die Inhalte des Suttapiṭaka lassen sich in zwei Gruppen einteilen: (A) Inhalte, die vor dem Ableben des Buddha entstanden sind und (B) Inhalte, die nach dem Ableben des Buddha entstanden sind. Nach meinem Dafürhalten verhält es sich mit diesen Gruppen so:


    A = Teile von Samyutta, Anguttara und Kuddaka Nikaya sowie der gesamte Majjhima Nikaya


    B = große Teile des Digha Nikaya sowie Teile von Samyutta, Anguttara und Kuddaka Nikaya


    Dann lässt sich sagen, dass der Buddha die Inhalte des Suttapiṭaka aus A wohl kannte und bestätigt hatte, aber die Inhalte aus B nicht kannte und einiges davon vielleicht trotzdem bestätigt hätte und einiges davon vielleicht auch nicht bestätigt hätte. (Und vielleicht gibt es auch Inhalte im Suttapiṭaka, die der Buddha kannte und nicht bestätigt hatte, die aber später trotzdem den Weg in den Suttapiṭaka gefunden haben.)


    Mit Bestätigen meine ich einen Vorgang entsprechend der folgenden Art (MN 44):


    "...Da war der Laienanhänger Visākha entzückt und erfreut über Bhikkhunī Dhammadinnās Worte und erhob sich, und nachdem er ihr gehuldigt hatte, wandt er ihr die rechte Seite zu und ging zum Erhabenen. Nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und erzählte dem Erhabenen seine gesamte Unterhaltung mit der Bhikkhunī Dhammadinnā. Nach diesen Worten, sagte der Erhabene zu ihm: "Die Bhikkhunī Dhammadinnā ist weise, Visākha, die Bhikkhunī Dhammadinnā besitzt große Weisheit. Wenn du mich in dieser Angelegenheit befragt hättest, hätte ich dir genauso geantwortet, wie die Bhikkhunī Dhammadinnā dir geantwortet hat. Genauso verhält es sich, und so solltest du es dir merken.""


    Natürlich ist diese meine Hypothese eine Form von "Rosinenpicking". Aber in irgendeiner Form wird jeder Buddhist, auch ein säkularer, sich eine Hypothese dieser Art bilden müssen. Entweder wird er einem der Extreme 'Gruppe A ist leer' oder 'Gruppe B ist leer' oder irgendeiner Variante dazwischen zustimmen.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Der Buddhismus löst das Problem nicht: Wie erreiche ich das Vermindern von Unwohl, ohne an Wohl oder weder wohl noch unwohl kleben zu bleiben.

    Das Problem aller Gesellschaften, Gruppen, inklusive Buddhismus und Religionen, sie dürfen das Problem nicht lösen, weil sie sich dann unweigerlich auflösen, an ihren gescheiterten Versprechungen zerbrechen.

    Einen säkularen Buddhismus zu schaffen ist ein anderes System von Regeln zu erzeugen, das hat seine Berechtigung, aber dann darf er nicht Buddhismus heißen, wenn er sich in gerade den metaphysischen Angelegenheiten des Buddhismus außerhalb stellt. Wasch mich, aber mach mich nicht nass.

    Die Worte des Buddha sind klar und deutlich, die des Buddhismus nicht.

    Beim heutigen Stand der Wissenschaften, einschließlich der Philosophie, braucht es keine Religion mehr und gleichzeitig werden die Religionsauslöser verstanden, in ihrem Drang, das Metaphysische auszurotten.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Kernproblem des säkularen Buddhismus ist nicht- wie man meinen könnte - wie man es schafft den Buddhismus säkularer zu machen. So dern umgekehrt wie man es schafft, bei all dem immer noch Buddhismus zu bleiben und sich von den Welness-Zielen anzusetzen. Dies ist keine leichte Aufgabe.

    Ich kann nichts zur Lösung dieses Problems beitragen, das hatte ich nie, es ist mir völlig fremd.

    Als hätten nicht alle Buddhismen dieses "Kernproblem". Religion als Wellness, sich kurzzeitg besser fühlen nach einem Tempelbesuch, sich berauschen an Ritualen, Spiritual bypassing u.s.w.

    Alle Buddhisten haben dieses Problem bestimmt nicht. Ein Problem könnte entstehen, wenn man solche Leute gegen ihren Willen bekehren will.

  • Man kann glauben oder versucht es zumindest mal selbst mit der Wiki.

    Es ging ja nicht darum, was ich Wikipedia glauben kann, sondern Hendrik.


    Wann ich sage, ich sehe etwas so und so und jemand dazu sagt, dass sei aber falsch, wegen diesem und jenem und ich ihn dann darum bitte, mir dies und jenes zu veranschaulichen und er dann sagt, da habe er bis auf Weiteres keine Zeit zu und wichtigeres zu tun, dann lässt ihn das für mich in keinem guten Licht erscheinen, was Glaubwürdigkeit und oder Umgangsformen betrifft.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Meine Hypothese dazu ist die folgende:


    Die Inhalte des Suttapiṭaka lassen sich in zwei Gruppen einteilen: (A) Inhalte, die vor dem Ableben des Buddha entstanden sind und (B) Inhalte, die nach dem Ableben des Buddha entstanden sind.

    Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass sich diese Hypothese auf Inhalte bezieht und nicht auf Texte. Bezüglich der Texte ist meine Hypothese ist die folgende


    Die Texte des Suttapiṭaka lassen sich in zwei Gruppen einteilen: (A) Texte, zu denen schon vor dem Ableben des Buddha Versionen entstanden waren und (B) Texte, zu denen nach dem Ableben des Buddha Versionen entstanden sind, die es vorher nicht gab. Nach meinem Dafürhalten verhält es sich mit diesen Gruppen so:


    A = Ein Teil der Texte aus Samyutta, Anguttara und Kuddaka Nikaya sowie alle 152 Lehrreden des Majjhima Nikaya


    B = Die Texte des Digha Nikaya und die Texte der anderen vier Nikaya

    Viele Grüße

    Elliot

  • Als hätten nicht alle Buddhismen dieses "Kernproblem". Religion als Wellness, sich kurzzeitg besser fühlen nach einem Tempelbesuch, sich berauschen an Ritualen, Spiritual bypassing u.s.w.

    Das Problem sich von Strömungen die eher materiellen Zielen folgen abzugrenzen hatte der Buddhismus immer - da hast du Recht.


    Von Aberglauben und Kommerzialisierung oder auch von politischen Machenschaften. Die Strategie zu so einer Abgrenzung ist meistens die, dass man seinen Kern klar definiert. Also schaut, das man einheitlich ist, einen "Kanon" hat, definierte Institutionen, klare Inhalte. Und dann dies alles vielleicht noch als "sakral" oder "unantastbare Tradition" behandelt. Es ist sympathisch, dass der säkulare Buddhismus auf all diese "Starrheiten"

    verzichten will und offen und flexibel bleiben will:

    Säkulare Buddhisten sind unabhängig und heterogen

    Säkularer Dharma ist (noch) keine buddhistische Schule oder “Fahrzeug”. Die Bewegung ist uneinheitlich, es gibt keine Orthodoxie, keinen eigenen Kanon, kein Institutionen. Menschen, die mit dem säkularen Dharma sympathisieren sind meist Teil einer Praxisgemeinschaft mit Anhänger*innen anderer buddhistischer Überzeugungen, jedoch keiner bestimmten.

    Aber genau dadurch hat er eine amorphe Gestalt, die ihm die Abgrenzung zu einer allgemeinen, unverbindlichen spirituellen Szene erschwert. Das selbstgesteckte Ziel ein "Buddhismus 2.0" zu werden scheint mir da eher noch ein frommer Wunsch zu sein.


    Aber vielleicht irre ich mich und das Projekt gewinnt an Fahrt, Kontur und Organisationsgrad. Aber würde man das nicht sehen? Währe da nicht gerade hier im Bereich "säkularer Buddhismus" mehr los?


    Wenn man in großen Zeiträumen denkt, dann kann es allerdings schon so sein, dass der Buddhismus säkularer wird.

  • A = Ein Teil der Texte aus Samyutta, Anguttara und Kuddaka Nikaya sowie alle 152 Lehrreden des Majjhima Nikaya


    B = Die Texte des Digha Nikaya und die Texte der anderen vier Nikaya

    ... und die Texte der anderen vier Nikaya

    Das verstehe ich nicht oder so: Das alle Texte vor und nach dem Ableben des Buddhas verändert wurden und somit nicht korrekt sind.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Es ging ja nicht darum, was ich Wikipedia glauben kann, sondern Hendrik

    Wann ich sage, ich sehe etwas so und so und jemand dazu sagt, dass sei aber falsch, wegen diesem und jenem und ich ihn dann darum bitte, mir dies und jenes zu veranschaulichen und er dann sagt, da habe er bis auf Weiteres keine Zeit zu und wichtigeres zu tun, dann lässt ihn das für mich in keinem guten Licht erscheinen, was Glaubwürdigkeit und oder Umgangsformen betrifft.

    Eigentlich gehts auch nicht um Hendrik, sondern um die Sache.
    A) Ist seine These glaubhaft?
    B) Und ist es glaubhaft, dass er grad keine Zeit hat, die Quelle wieder rauszusuchen? Ich denke schon, denn wir sind ja alle darin keine Profis und müssen unseren Lebensunterhalt anders verdienen.

    zu A) in Sprachen, in den Komposita überhaupt üblich sind, nimmt ihre Zahl und Länge in Abhängigkeit von der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung oft zu.
    Vergleich mal das Behörden-Deutsch von heute mit dem von vor 150 Jahren.
    Das ist dem Umstand geschuldet, dass man etwas präzise aber auch kurz und effizient sagen möchte. Diese Absicht kann natürlich später auch degenerieren.Auch für Sanskrit ist bekannt, dass sich das vedische (frühere) in dieser Hisicht vom klassischen (späteren) unterscheidet.

    Zitat

    The style of the [Vedic] works is more simple and spontaneous while that of the later works abounds in puns, conceits and long compounds. (Iyengar, V. Gopala (1965))

    Sanskrit und die Prakrit-Dialekte, also auch Pali, teilen eine Menge grammatischer Formen, z.B. die Regeln für die Bildung von Komposita.

    Soweit also völlig nachvollziehbar, wenn man dem anderen nicht Unglaubwürdigkeit unterstellen will.




  • Die Inhalte des Suttapiṭaka lassen sich in zwei Gruppen einteilen: (A) Inhalte, die vor dem Ableben des Buddha entstanden sind und (B) Inhalte, die nach dem Ableben des Buddha entstanden sind. Nach meinem Dafürhalten verhält es sich mit diesen Gruppen so:


    A = Teile von Samyutta, Anguttara und Kuddaka Nikaya sowie der gesamte Majjhima Nikaya

    Woher weißt du das und vor allem, heißt das, dass sie nicht auch editiert und redigiert sind?


  • Lieber Elliot , das ist wirlich das Wildeste, was ich je gelesen habe. Hast du dir das selbst ausgedacht?


    Die “Bestätigung“ ist nichts als als ein Zirkelschluss. Die alten Texte sind wahr, weil in den alten Texten steht, dass sie wahr sind. Das funktioniert so leider nicht.


    Die ganze Hypothese kannst du wegwerfen.


    Wenn dir die Texte so wichtig sind, dann fange das doch seriös an: Lerne Pali und dann setze dich mit akademischer Buddhologie auseinander. Es gibt sehr gut lesbare Einstiege. Im Netz findet man auch viel kostenlos, von Bronkhorst etwa oder Bhikkhu Analayo. Die Bücher zu kaufrn lohnt sich immer. Viel ist auf Englisch aber wenn dein Englich nicht so gut ist, dann besorge dir die PDF oder eBooks der Werke und jage sie durch Deepl. Was sich für dich als Einstieg lohnen könnte, ist die kritische Ausgabe „Buddhas Reden“ von Kurz Schmidt. Aus den Fussnoten dieses Werks kannst du schon sehr viel rausziehen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ich muss deine langen Komposita nur nachschlagen. Ich habe derzeit aber noch vieles andere zu tun, sorry. Du wirst dich etwas gedulden müssen.

    Ich glaube inzwischen wirklich, das hast Du Dir nur ausgedacht.


    Mach halblang bitte. Jemanden der Lüge oder des Betrugs zu bezichtigen, ist keine kleine Sache. Erst überlegen, dann in die Tasten greifen.


    Ich habe in der Regel ein sehe gutes Gedächtnis, wo ich was gelesen habe. In diesem Fall war das eine Fussnote bei Bechert oder Schmidt. Ich muss das aber richtig suchen. Und da ich kein Rentner bin, sondern berufstätig mit Familie und derzeit einem Handicap, auf das ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte, wird das einfach eine Weile dauern. Geduld, mein Lieber, ist eine Tugend.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • ... und die Texte der anderen vier Nikaya

    Das verstehe ich nicht oder so: Das alle Texte vor und nach dem Ableben des Buddhas verändert wurden und somit nicht korrekt sind.

    Dass es kaum einen Text im Suttapiṭaka gibt, der nach dem Ableben des Buddha nicht noch verändert wurde, halte ich für plausibel.


    Aber ebenso, dass in den meisten Fällen dadurch nicht der Sinn verändert wurde. Eine Übersetzung in einen anderen Dialekt wäre ein Beispiel dafür.

    Viele Grüße

    Elliot

    Edited once, last by Elliot ().

  • Die “Bestätigung“ ist nichts als als ein Zirkelschluss. Die alten Texte sind wahr, weil in den alten Texten steht, dass sie wahr sind. Das funktioniert so leider nicht.

    Das behaupte ich auch nicht.


    Meine Hypothese besagt lediglich, dass der Buddha einige Texte bzw. Inhalte des Suttapiṭaka kannte, andere nicht. Und meine Hypothese sagt, dass zu ersteren auch alle 152 Lehrreden des Majjhima Nikaya gehörten. Du magst eine andere Hypothese bevorzugen:

    MN 135 und MN 136 sind übrigens kein Wort eines historischen Buddha, sondern spätere Hinzufügung.

    Und müsstest dann aber die Bedeutung von zum Beispiel MN 57 klären.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Wenn dir die Texte so wichtig sind, dann fange das doch seriös an: Lerne Pali und dann setze dich mit akademischer Buddhologie auseinander.

    Oder setze sie in die Praxis um, um zu erfahren, ob sie nützlich für dich sind. Das wäre sogar noch seriöser! :grinsen:

    Die buddhistische Lehre erfährt ihre Bestätigung vor allem in der lebenspraktischen Umsetzung.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • ... und die Texte der anderen vier Nikaya

    Das verstehe ich nicht oder so: Das alle Texte vor und nach dem Ableben des Buddhas verändert wurden und somit nicht korrekt sind.

    Dass es kaum einen Text im Suttapiṭaka gibt, der nach dem Ableben des Buddha nicht noch verändert wurde, halte ich für plausibel.


    Aber ebenso, dass in den meisten Fällen dadurch nicht der Sinn verändert wurde. Eine Übersetzung in einen anderen Dialekt wäre ein Beispiel dafür.


    Du sprichst nicht sehr viele Sprachen, oder? Dann kannst du auch nicht wissen, dass gerade in den Wortbedeutungen viel Potenzial für Missverständnisse existieren.

    Gerade viele Kernbegriffe haben Bedeutungsnuancen, für die es in einer anderen Sprache oft keine Entsprechung gibt. Das beste Beispiel ist „dukkha“. Es wird normalerweise mit „Leid“, engl. suffering, übersetzt. Das ist nicht falsch aber auch nicht wirklich richtig. Es gibt in unserem Sprachraum schlicht kein Wort, dass dem „dukkha“ aus dem Pali entspricht.


    Wenn wir nun annehmen, dass Buddha irgendeinen heute unbekannten Pakrit-Dialekt sprach, dann sehen wir wohl mindestens zwei Übersetzungszenarien, bis wir beim Pali angekommen sind. Dann wird dieses Pali in die heutigen Sprachen übersetzt. Wie viele Bedeutungsverschiebungen sich da auftun, kann man sich gar nicht vorstellen.


    Noch einmal meine Frage, der du ausgewichen bist: Deine „Hypothesen“, wie du sie selbst nennst. Gibt es da Quellen ider hast du dir das selbst ausgedacht?

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Wenn dir die Texte so wichtig sind, dann fange das doch seriös an: Lerne Pali und dann setze dich mit akademischer Buddhologie auseinander.

    Oder setze sie in die Praxis um, um zu erfahren, ob sie nützlich für dich sind. Das wäre sogar noch seriöser! :grinsen:

    Die buddhistische Lehre erfährt ihre Bestätigung vor allem in der lebenspraktischen Umsetzung.


    Ein weit verbreitetes Missverständnis. Am Anfang steht immer panna/prajna und dann kommt erst die Praxis: Ethik und Versenkung. Warum, nur im Licht der Weisheit/des Wissens lassen sich die Erfahrungen aus der Praxis richtig deuten.


    Auch Christen meditieren, weisst du. Und bringt sie alle die Meditation automatisch zur Einsicht in das Dharma? Nein, nicht wahr? Sie sprechen bei Erlebnissen, die ein Zenni zum Beispiel als Satori bezeichnen würde, von der Unio mystica. Der Vereinigung mit Gott. Weil sie ihr Erleben vor dem Hintergrund ihrer erlernten Massstäbe interpretieren. Wenn die nicht da sind, können die Erfahrungen völlig unkontrolliert in alle Richtungen interpretiert werden.


    Rechte Erkenntnis geht allem voran


    Dem Sonnenaufgang geht als Vorläufer und erstes Anzeichen die aufsteigende Morgenröte voraus. Ebenso geht den heilsamen Dingen als Vorläufer und erstes Anzeichen die rechte Erkenntnis voraus.

    Anguttara Nikaya, Pubbangama Sutta, A.X.121.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福


  • Du hast den besagten Zirkelschluss als Begründung für deine Hypothese genannt. Sollte das die einzige Begründung sein, bricht sie in sich zusammen. Die Hypothese selbst immer wieder zu wiederholen, macht sie nicht wahrer.


    Gibt es weitere Begründungen für deine Hypothese?

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ein weit verbreitetes Missverständnis. Am Anfang steht immer panna/prajna und dann kommt erst die Praxis: Ethik und Versenkung. Warum, nur im Licht der Weisheit/des Wissens lassen sich die Erfahrungen aus der Praxis richtig deuten.

    Rechte Erkenntnis lässt sich doch gar nicht von der Praxis trennen:


    Majjhima Nikāya 117


    Zudem endet rechte Erkenntnis nicht irgendwann, und dann geht die Praxis los. Das geht alles Hand in Hand bis zum Erwachen und in steter Wechselwirkung:


    Quote

    Jemand unternimmt die Anstrengung, falsche Ansicht zu überwinden und Richtige Ansicht zu erlangen: dies ist seine Richtige Anstrengung. Achtsam überwindet jemand falsche Ansicht, achtsam erlangt jemand Richtige Ansicht und verweilt darin: dies ist seine Richtige Achtsamkeit. So kreisen diese drei Zustände um Richtige Ansicht und treffen sich mit ihr, nämlich Richtige Ansicht, Richtige Anstrengung und Richtige Achtsamkeit.

    Die Fußnote zu dieser Passage ist hier auch noch interessant:


    Quote
    Um den Achtfachen Pfad, der ja ein Pfad zur Überwindung von Dukkha ist, zu gehen, ist mehr nötig als nur Richtige Ansicht. Richtige Ansicht kennt den Unterschied zwischen Heilsam und Unheilsam und legt somit den Grundstein dafür, Unheilsames, die Ursache für Dukkha, zu sehen; dies ist Richtige Achtsamkeit. Dann ist noch Richtige Anstrengung erforderlich, um das Unheilsame zu beseitigen. Richtige Ansicht, Anstrengung und Achtsamkeit nehmen in dieser Lehrrede eine herausragende Stellung ein, weil sie für die Überwindung von Dukkha von ebenso fundamentaler Bedeutung sind, wie es Unwissenheit, Begehren und Anhaftung als Glieder der bedingten Entstehung für das Weiterkreisen in Dukkha sind. Dabei ist Richtige Ansicht (an erster Stelle im Achtfachen Pfad) das Gegenstück zu Unwissenheit (an erster Stelle in der Zwölfer-Formel von der bedingten Entstehung). Richtige Anstrengung und Begehren sind ebenfalls Gegenstücke, beide sind im Zusammenhang mit Antrieb und Bewegung zu sehen: Begehren beschäftigt sich mit Aneignung; Richtige Anstrengung auf der Grundlage Richtiger Ansicht beschäftigt sich mit dem Loslassen von Begehren. Anhaftung und Richtige Achtsamkeit beschäftigen sich beide mit Sehen: Anhaftung sieht die Dinge als Selbst oder zum Selbst gehörend usw.; Richtige Achtsamkeit auf der Grundlage Richtiger Ansicht sieht Anhaftung als das, was sie ist.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Edited 3 times, last by Thorsten Hallscheidt ().

  • Oder Samyutta Nikaya 12.51:

    Quote

    Als umfassend feinfühlig an der Erfahrung Prüfender (vimamsaka) prüft da ein Mönch feinfühlig an der Erfahrung: Was da vielgestaltig und verschiedenartig in der Welt als Leiden an Altern und Sterben aufsteigt, dieses Leiden nun, welcher Abkunft ist das, woraus entwickelt es sich, woraus ist es geboren, ist es gegart.


    Aus Fritz Schäfer, Rechte Anschauung, S. 165

    Das ist mehr als intellektuelles Verstehen, das ist Nachvollziehen und Kontemplation der Lehre an der eigenen Erfahrung. Das nenne ich (auch) Praxis.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • So kreisen diese drei Zustände um Richtige Ansicht und treffen sich mit ihr, nämlich Richtige Ansicht, Richtige Anstrengung und Richtige Achtsamkeit.


    Doch immer erst nach der Handlung und nach der Praxis wird das Ergebnis so betrachtet und analysiert. Nach der nächsten Handlung, aufgrund eines Analyseergebnisses, dann bewusst gehandelt, beginnt es wieder. Ohne Handlung, ob nun bewusst oder nicht, keine Analyse des Vergangenen. Also kann es sehr genau getrennt werden. Rechte Einsicht, Rechte Anstrengung und Rechte Achtsamkeit sind überhaupt erst möglich, wenn Ergebnisse eines Handelns vorliegen, erkannt werden.

    Auch Praxis ist für mich ausschließlich, handelnd mit der Realität handeln, nichts da mit Denken.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.


  • Mir ging es vor allem um das in bud. Kreisen zirkulierendes Missverständnis, man müsse nur meditieren und dann werde man schon alles wichtige richtig verstehen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Bin ich mit bud. Lehre nicht vertraut, werde ich die meditativen Erfahrungen falsch deuten.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福