Zen-Priester unter Missbrauchsverdacht

  • Christopher:


    Meine Kritik richtet sich hier nicht gegen selbsternannten Gurus - das wäre zu einfach. Sondern ich möchte zeigen, dass auch "seriöses" Zen leere Versprechungen macht, zum Beispiel die drei Punkte, die ich erwähnt habe. Und das betrifft in diesem Fall teilweise nicht nur Herrn D. selbst, sondern seinen ganz seriösen, Hanazono-Universitäts-leitenden, offiziell von Myoshinji entsandten Zen-Meister, der offensichtlich jahrelang hinters Licht geführt worden ist.


    Wie Du sagst, macht das die Sache viel schlimmer. Ich bin übrigens gespannt, ob wir eine Stellungnahme zu dem Fall von Myoshinji bekommen werde. Da habe ich aber keine große Hoffnung - wir in Westen müssen diese Probleme leider alleine angehen.


    Auffallend ist, dass die aufgedeckten Fälle überwiegend im Rinzai-Zen geschehen sind. Hier scheint mir Punkt zu sein. Es geht im "seriösen" Zen darum, dass ein Zen-Meister wieder einen Nachfolger ernennen soll, damit die Linie, also die Institution erhalten bleibt. Dazu braucht man Kriterien.
    Und damit beginnt der Irrtum. Es gibt nämlich kein Kriterium. Wenn man zusammen lebt in einer Klostergemeinschaft, dann kennt man seine Leute und man kann sicherlich einem anderen dann die Hütte anvertrauen. Außerdem ist das in Japan ja eingebunden in einen großen Rahmen, in dem sich die Zen-Meister wechselseitig bestätigen. Da haben wir das Einfallstor für Korruption.
    Nach dem 2. Weltkrieg sind die Zen-Leute nach Westen und Osten ausgeschwärmt und haben geglaubt, man könne da Linien begründen, obwohl man die Leute ja gar nicht in dem Maße kennen kann.
    Aitken ist ja auch auf das "Gutachten" über Shimano reingefallen, hat aber dann aus seiner Erfahrung Konsquenzen gezogen und den Shimano erst mal raus geschmissen. Der fand aber bei Yasutani als Übersetzer Verwendung und kam so nach USA - usw. den Rest kennen wir ja. Dazu muss man sagen, dass Japaner hinsichtlich sexueller Lebensgestaltung andere moralischer Vorstellungen haben. Außerdem kannte man ja nicht so viele Frauen beim Zen.
    Mit dem Dokusan und dem Kaon-Studium hatte man dann aber zwei Elemente, die sich missbrauchen lassen von beiden Seiten. Da es kein Kriterium für die Nachfolge gibt, arbeitet man ganz zwangsläufig mit Projektion und projektiver Identifikation. Und da der Meister am längeren Habel sitzt, hat man diese Abhängigkeit. Man zerstört damit den Sangha, aber die ist ja relativ locker, bei dem Laien-Zen. Man lebt ja nicht auf engstem Raum zusammen, höchstens mal im Sesshin und wenn man wie bei Shimano einen Tempel hat, dann gibt es eben diese enge Gruppe um den Meister, die sich auch schützend drum rum rankt, wie Kattu.
    Das alles sollte man auflösen. Die Soto-Praxis ist unserer Kultur viel angemessener. Und es entspricht auch dem "Früh-Buddhismus" - ein Kreis von Freunden, die gemeinsam den Weg praktizieren.
    Allerdings liegt die Wurzel des Missbrauchs nicht im Buddhismus, sondern in der Welt. Bei uns werden Menschen dazu mißbraucht Sklavendienste zu machen, um Reichtum bei anderen anzuhäufen.
    Die vermeintlich Starken benutzen die Schwachen, um sich an ihnen zu bereichern. Der Buddhismus allerdings ist eine Veranstaltung für die Reichen bzw. die Mittelschichten. Auch das sollte zu denken geben - wenn man oben in der Maslowschen Bedürfnishierarchie angekommen ist, fragt man sich - und jetzt? Und wenn man dann nicht ganz verblödet ist, dann geht man aus seinem Palast und trifft auf Leid, das in jedem Fall auf einen zu kommt.


    Auf die Stellungnahme aus Japan und Dinkelscherben bin ich auch gespannt. Aber da kommt vielleicht auch nichts.


    Im übrigen liegt hier ein anderer Fall vor - Pädophile sind grundsätzlich völlig verschlossen und die Rinzai-Tradition begünstigt das dann auch wieder. Daher kann nur Offenheit und Transparenz als Mittel gegen solche Art von Korruption helfen.


    Jeder, der bereits auf der Suche nach einem Meister ist, ist auch in Gefahr dem Scharlatan auf den Leim zu gehen. Deshalb sollte sich jeder klar sein, dass nur die Zen-Übung der Meister ist. Der alte Reissack, der da auch noch rum sitzt, ist nur eine Beilage.

  • Tychiades:


    Auffallend ist, dass die aufgedeckten Fälle überwiegend im Rinzai-Zen geschehen sind. Hier scheint mir Punkt zu sein. Es geht im "seriösen" Zen darum, dass ein Zen-Meister wieder einen Nachfolger ernennen soll, damit die Linie, also die Institution erhalten bleibt. Dazu braucht man Kriterien.
    Und damit beginnt der Irrtum. Es gibt nämlich kein Kriterium.


    Es gibt zwar auch Missbrauch im Soto (zB Richard Baker, Dennis Merzel) aber bislang stimmt es, dass die meisten Fällen im Rinzai waren. Zwei Gründen sind erwähnenswert:


    1. wie du sagst, ist die Institution der Dharma-Übertragung sicherlich mitverantwortlich. Stuart Lachs in den USA hat überzeugend argumentiert, wie die Schüler dazu geneigt sind, den Fehlverhalten ihrer Lehrer zu übersehen in der Hoffnung, doch noch die Dharma-Übertragung von ihm zu erhalten. Weil die Dharma-Übertragung inhaltlich eh bloß Mythos ist, gehört sie eindeutig abgeschafft.


    2. die Autoritären Strukturen und vielen Geheimnissen im Rinzai lassen sich wohl eher missbrauchen als die "populistischere" Strukturen des Soto. Wie Du sagst, sind Koans eventuell für einiges hilfreich, aber als Maßstab für menschliche Qualitäten sicherlich nicht.


    Obwohl im aktuellen Fall diese Punkte nicht wirklich relevant sind, weil es ja kein "institutionelles" Problem gab, vermute ich trotzdem mal, dass Herr D. überhaupt eher dem Rinzai-Zen zugeneigt war, weil es seinen Charakter (ich habe ihn auch persönlich gekannt) als Ex-Polizist entsprach. Auch seine Karriere-Bahn von Gremium zu Gremium lässt deuten, dass er dieses hierarchische, institutionelle durchaus beherrschte. Ob das Schlussfolgerungen über sein Innenleben zulässt, weiss ich aber nicht.

  • Christopher:


    Es gibt zwar auch Missbrauch im Soto (zB Richard Baker, Dennis Merzel) aber bislang stimmt es, dass die meisten Fällen im Rinzai waren. Zwei Gründen sind erwähnenswert:


    1. wie du sagst, ist die Institution der Dharma-Übertragung sicherlich mitverantwortlich. Stuart Lachs in den USA hat überzeugend argumentiert, wie die Schüler dazu geneigt sind, den Fehlverhalten ihrer Lehrer zu übersehen in der Hoffnung, doch noch die Dharma-Übertragung von ihm zu erhalten. Weil die Dharma-Übertragung inhaltlich eh bloß Mythos ist, gehört sie eindeutig abgeschafft.


    Da gibt es ja keine Handhabe, außer man schafft das für sich selbst ab. Die Institution braucht ja irgendwas, z.B. das Studium an einer der buddhistischen Universitäten, oder in Analogie, was Baker ja anbietet, Lehrerausbildungskurse - oder auch was Merzel anbietet - zertifizierte Papiere.
    Das ändert nichts daran, dass Leute Mißbrauch treiben. Man muss da einfach den Fokus drauf halten und immer wieder darüber öffentlich reden, dass das wertlose Papiere sind, wertlose Ausbildungen, die keine Professionalität beinhalten.


    Zitat


    2. die Autoritären Strukturen und vielen Geheimnissen im Rinzai lassen sich wohl eher missbrauchen als die "populistischere" Strukturen des Soto. Wie Du sagst, sind Koans eventuell für einiges hilfreich, aber als Maßstab für menschliche Qualitäten sicherlich nicht.


    Hakuin hat ja auf die ganzen Irrtümer und Zen-Krankheiten hingewiesen, aber dennoch am Koan-System festgehalten. Sanbo-Kyodan mixt beides und hält dennoch am Koan-System als Ausbildungsweg fest. Dabei sind die Antworten ja schon frei zugänglich - es geht also nicht um die "richtigen" Antworten, sondern darum, dass einer jahrelang bei der Stange bleibt und dann sich die Sache ersessen hat. Und da man nicht in den anderen reingucken kann, kennt man nicht die wirkliche Motivation, die einer hat. Aber das spielt für die Institution auch keine Rolle, Hauptsache man baut jede Menge Filialen (Tempel, Zendo) auf - und dann bleibt immer was übrig, evolutionär gesehen. Außer man vergeigt oben die Sache.


    Zitat


    Obwohl im aktuellen Fall diese Punkte nicht wirklich relevant sind, weil es ja kein "institutionelles" Problem gab, vermute ich trotzdem mal, dass Herr D. überhaupt eher dem Rinzai-Zen zugeneigt war, weil es seinen Charakter (ich habe ihn auch persönlich gekannt) als Ex-Polizist entsprach. Auch seine Karriere-Bahn von Gremium zu Gremium lässt deuten, dass er dieses hierarchische, institutionelle durchaus beherrschte. Ob das Schlussfolgerungen über sein Innenleben zulässt, weiss ich aber nicht.


    Wie es den Betreffenden verborgen geblieben ist, ist mir rätselhaft. Aber es gibt ja jede Menge Möglichkeiten der Verdrängung. Und verblendet sind wir sowieso alle. Daher sollte man froh sein, dass es jetzt ans Licht gekommen ist.

  • Eine verengende Sicht auf das Rinzai-Zen ist ja nur eine weitere Fokussierung des vorher schon auf Zen konzentrierten Blicks. Ich bezweifle, ob das wirklich hilfreich ist, denn sexuelles (und sonstiges) Fehlverhalten (wobei man im Übrigen nicht so einfach den Unterschied zwischen moralisch anstößigem und schlicht kriminellem Verhalten verwischen sollte) ist ja kein spezifisches Problem der Zen-Tradition - es ist nicht einmal ein neues, geschweige denn speziell 'westliches' Problem. Hier drei Beispiele aus Sri Lanka, Kambodscha und Thailand. Eher der 'tibetischen' Szene zuzuordnen dieses Beispiel aus Bhutan und dieses.


    Offensichtlich (zumindest für mich) ist, dass das hinsichtlich sexuellen Fehlverhaltens wohl unheilträchtigste Umfeld ein solches ist, das die Existenz von Kindermönchen zulässt oder gar nachdrücklich fördert. Die Entstehung von Subkulturen mit institutionalisierter Pädophilie ist damit praktisch vorprogrammiert - wobei es freilich kindlicher Mönche nicht bedarf. Entscheidend ist ein uneingeschränkter Zugang zu möglichen Opfern aus einer Autoritäts- und Vertrauensstellung heraus. Dies funktioniert bzw. funktionierte (speziell auch in der katholischen Kirche) lange so hervorragend, dass eben solche Vertrauensstellungen, dass die 'spirituelle Autorität', ein naheliegender Lebensentwurf gerade für sexuell deviante Menschen wurde, was das Problem verschärft. Er bietet ihnen gleichermaßen Schutz und Deckung durch den ihm zugeschriebenen Nimbus moralischer Reinheit und Vertrauenswürdigkeit wie auch erleichterte Zugriffsmöglichkeiten auf potentielle Opfer.


    Natürlich ist es angebracht, da über die Institutionen nachzudenken, die Menschen nach einer Ausbildung durch sie Autorität und Vertrauenswürdigkeit verleihen. Für mich ist es offensichtlich, was diese Institutionen leisten können und was nicht. Sie können (theoretisch zumindest) etwa im Kontext Zen gewährleisten, dass ein (z.B. durch Dharmaübertragung) mit der entsprechenden Autorität ausgestatter Mensch z.B. fähig ist, Menschen zu einer buddhistischen Praxis anzuleiten und auszubilden. Sie können nicht gewährleisten, dass ein solcher Mensch denen, die seine Autorität anerkennen und ihm vertrauen, keinen Schaden zufügt - also seine durch die Institution begründete und garantierte Stellung nicht missbraucht.


    Ein solches Risiko lässt sich durch der Beauftragung vorangehende lange, gemeinsame Praxis von 'Ermächtiger' und 'Ermächtigtem' etwas verringern (bei Zenlehrern im Westen ist das eher der Ausnahmefall), aber sicherlich nicht gänzlich ausschließen. Das ist das unvermeidliche Restrisiko, vor dem ein noch so beeindruckender Dharma-Stammbaum und ein noch so renommierter autorisierender Meister keinen Suchenden bewahren kann. Man kann die eigenen Unzulänglichkeiten vor seinem Meister verbergen, wenn man geschickt und skrupellos genug ist. Vor den Schülern kann man es nicht - nur sorgt das System, sorgen die institutionell verliehene Autoritäts- und Vertrauensstellung dafür, dass diese Unzulänglichkeiten von Vielen und meist sehr lange nicht als das wahrgenommen werden, was sie sind.


    Der Ansatzpunkt, die Investitur durch die Institution abzuschaffen (die Dharma-Übertragung) halte ich für verfehlt. Das würde das Risiko, sich als Zen-Schüler Unwürdigen auszuliefern, durch den Wegfall jeglicher Qualifizierung nur noch vergrößern. Um diese Konsequenz zu fordern, sollte man schon nachweisen, dass das institutionelle System der Dharma-Übertragung - das ja auch ein, wenngleich sehr unvollkommenes, Kontrollinstrument ist - nicht nur fehlerbehaftet, sondern dysfunktional ist. Sonst läuft man Gefahr, die Risiken zu vergrößern statt ihnen abzuhelfen.


    Den einzig vielversprechenden Ansatz unter den Bedingungen hier im Westen sehe ich in einer Entmythologisierung des 'Meisters' (auch da hat u.a. Stuart Lachs Pionierarbeit geleistet), in der Reduktion der auf ihn (oder sie) gerichteten Erwartungen und Projektionen und damit in einer Schärfung der Wahrnehmung für die Unzulänglichkeiten der Meister (die sie ja nicht notwendig gleich disqualifizieren). Aber auch das ist eigentlich schon ein alter Stiefel. Der Hinweis, dass man seinen Lehrer / Meister mit großer Sorgfalt und nach eingehender Prüfung aussuchen soll, ist ja nicht neu - und bietet allerdings auch keine Garantie, nicht doch an den Falschen zu geraten. Das Problem ist - der Meister, der einem auf dem Weg ein paar Schritte voraus ist und einem sachdienliche Hinweise geben kann, ist ja nicht das, was der Suchende will. Der will vielmehr den perfekten Gegenentwurf zu sich selbst und den will er im Meister sehen. Das funktioniert ja auch in der Regel ganz gut - nur kann man nicht ausschließen, da an den Falschen zu geraten.


    Zum Betrug gehören immer Zwei - einer der betrügt und einer, der sich betrügen lässt. Und ja, in diesem Augsburger Fall gehöre auch ich zu denen, die sich haben betrügen lassen. Ich bin zwar nie sein Schüler gewesen, bin ihm aber häufig begegnet, habe mich mit ihm gelegentlich mündlich oder schriftlich ausgetauscht und - ich weiss jetzt wirklich nicht, soll ich schreiben "habe ihn wertgeschätzt" oder "schätze ihn immer noch sehr". Einfach, weil diese Anklage mit dem Menschen, den ich über die Jahre kennengelernt zu haben glaubte, nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Als ich das erste Mal von den Vorwürfen hörte, legte ich das unter 'Verleumdungskampagne' ab. Jetzt zeichnet sich ab, dass der Fehler wohl doch bei meinem Urteilsvermögen lag. In dem Wunsch, in ihm etwas zu sehen, was er nicht ist.


    Daran anknüpfend - mit dieser meiner persönlichen Unzulänglichkeit versöhnt mich etwas, dass es Hozumi Gensho Roshi wohl nicht anders ging. Und den Leuten in der DBU, die ihn jahrelang in den Rat wählten, ihn dann zum Ehrenrat und zum wichtigsten Auslandsrepräsentanten machten. Der Schaden bei mir ist gering und eher heilsam. Leider lässt sich das sicher nicht von allen Opfern dieser Täuschung sagen.


    Als Remedium habe ich außer Schärfung des Urteilsvermögens durch Aufklärung wenig anzubieten. Erfreulich wäre es, wenn die hier durch die 'Investitur' des Priesters und Repräsentanten in die Angelegenheit verstrickten Institutionen in Japan und Deutschland ihre karmische Verstrickung annehmen und sich bemühen würden, den betroffenen Kindern ein kleines Stück Wiedergutmachung zu leisten. Und dann vielleicht sogar auch dem Beschuldigten, wenn er veurteilt wird, ein wenig Mitgefühl zeigen und Hilfe anbieten.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Danke für Deinen ausführlichen Kommentar; ich teile Deine Meinung weitgehend.


    Sudhana:

    Eine verengende Sicht auf das Rinzai-Zen ist ja nur eine weitere Fokussierung des vorher schon auf Zen konzentrierten Blicks. Ich bezweifle, ob das wirklich hilfreich ist, denn sexuelles (und sonstiges) Fehlverhalten es ist nicht einmal ein neues, geschweige denn speziell 'westliches' Problem.


    Natürlich ist Mißbrauch kein Rinzai-spezifisches Problem. Da ich aber Rinzai-Schüler bin, fange ich halt hier an. Und da gerade die Rinzai-Schule sich oft für was Besseres hält, ist eine solche Kritik noch wichtiger. Man muss bloß nach Nordamerika schauen, wo geschätzt 80% aller Rinzai-Schüler mit den Folgen eines solchen Skandals zu kämpfen haben.


    Sudhana:


    Für mich ist es offensichtlich, was diese Institutionen leisten können und was nicht. Sie können (theoretisch zumindest) etwa im Kontext Zen gewährleisten, dass ein (z.B. durch Dharmaübertragung) mit der entsprechenden Autorität ausgestatter Mensch z.B. fähig ist, Menschen zu einer buddhistischen Praxis anzuleiten und auszubilden. Sie können nicht gewährleisten, dass ein solcher Mensch denen, die seine Autorität anerkennen und ihm vertrauen, keinen Schaden zufügt - also seine durch die Institution begründete und garantierte Stellung nicht missbraucht.


    Ich verstehe was Du hier meinst, aber die Aussage ist trotzdem irgendwie absurd, oder? Wir reden nicht über den Bäcker-Meisterbrief! Wozu ist eine buddhistische Praxis ja überhaupt wert, wenn sie keinen Machtmißbrauch ausschließt? In meinen Augen ist die Dharma-Übertragung als Konzept de facto tot, weil zahlreiche anerkannte Meister einfach vollkommene Scharlatanen waren.


    Sudhana:


    Der Ansatzpunkt, die Investitur durch die Institution abzuschaffen (die Dharma-Übertragung) halte ich für verfehlt.


    Ob man die Dharma-Übertragung ganz abschafft oder bloß als “nicht nur fehlerbehaftet, sondern dysfunktional” bezeichnet, ist wohl letztendlich wurscht. Aber ich denke, dass wenn niemand mehr sich auf ein (wertloses) Blatt Papier berufen kann, haben Schüler einen Grund mehr, eigenständig zu denken und selbst zu beurteilen, ob sie mit einem Hochstapler zu tun haben.


    Sudhana:


    Das Problem ist - der Meister, der einem auf dem Weg ein paar Schritte voraus ist und einem sachdienliche Hinweise geben kann, ist ja nicht das, was der Suchende will. Der will vielmehr den perfekten Gegenentwurf zu sich selbst und den will er im Meister sehen. Das funktioniert ja auch in der Regel ganz gut


    Stimmt - so war es auch bei meiner Praxis am Anfang. Deswegen ist es für mich auch schwierig, diese Kritik auszuüben, weil ich weiß, was verloren gehen wird. Aber die Wahrheit muss trotzdem raus.


    Sudhana:

    Und ja, in diesem Augsburger Fall gehöre auch ich zu denen, die sich haben betrügen lassen.


    Das ist schade. Aber Du kannst die Möglichkeit nun benutzen, nachzudenken und daraus noch mal zu wachsen. Ich glaube, wahres Zen ist nicht, bis nach ganz oben im Koan-Elfenbeinturm zu steigen, sondern am Ende wieder auszusteigen, und Zen objektiv von außen zu betrachten. Ich persönlich habe nur einen Sesshin vor 15 Jahren mit D. gemacht und das hat mir schon gereicht. Seine Art, Zen zu lehren und seine Karriere in der Institution waren halt nich mein Ding. Auch der meterhohe goldene Buddha am Altar fand ich ziemlich geschmacklos :) .


    Sudhana:

    Als Remedium habe ich außer Schärfung des Urteilsvermögens durch Aufklärung wenig anzubieten.


    Ich auch nicht. Mehr kann man ja nicht machen.

  • tychiades:

    Zitat

    Hakuin hat ja auf die ganzen Irrtümer und Zen-Krankheiten hingewiesen


    Hakuin hat nur auf eine Zen Krankheit hingewiesen. Und auf welche "Irrtümer" ?
    Ansonsten ist es beschwerlich hier mit zu lesen. Das Problem kommt auch hier zutage und es ist ein ganz profanes.

  • @ Sudhana:
    Was ist denn eine Dharmaübertragung ?
    (Ich denk da immer an Huineng)
    Von einer Institution, einem Tempel, einer Organisation, kann keine kommen, dann ist das ein institutioneller Ritus. Ein Meister wird nicht gemacht. Er 'ist' oder ist 'es' nicht. Die eigene 'Zuschreibung' ist schon falsch. Die Aufnahme der Zuschreibung ebenso. Auch kann ein Meister keinen Meister machen. Ein Meister, ein Lehrer kann auch keinen Schüler machen. Das sind alles bloß Zuschreibungen. Gast und Gastgeber sind dagegen keine Zuschreibungen. Eine Deinstallation von "Meister" ist völlig unnötig.

  • Ich finde es es auch, mit Verlaub "dämlich", heutzutage noch von Rinzai("Schüler") und Soto und weiß der Geier "im Unterschied" zu sprechen. Die Schwerpunkte der Praxis sind leicht verschieden, mehr nicht. Entweder man ist sich "Freund" oder lässt es halt. Aber Zen bleibt halt Zen. Und am Zen bemisst sich das dann. Was ist Zen ? Mitgefühl, Weisheit und Anfängergeist. Wo ist da ein Platz für Unterschiede ? Nur im Denken.

  • Ja, es bleibt zu hoffen, das Dorin Genpo von der Institution die ihn vereinnahmt hat, installiert, denn auch "profane" Menschlichkeit erfährt; aber das schließt sich wohl aus.

    • Offizieller Beitrag
    Morpho:

    Ansonsten ist es beschwerlich hier mit zu lesen. Das Problem kommt auch hier zutage und es ist ein ganz profanes.


    Ich fürchte auch. Ich habe leider die Quelle nicht mehr, aber ich las mal einen Text in dem es um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ging. Auch diese wurde ja öfter mal so aufgefasst, als liese sich das Problem druch Säkularisierung (Abschaffung des Zölibats) lösen. Es ergab sich dann aber, dass über den Missbrauch in der katholischen Kirche nur deswegen so viel geschrieben wurde, weil dort die Verlogenheit - der Unterschied zwischen "heiligen Schein" und "sündhafter Realität" -so gross war, aber die Missbrauchszahlen bei der evangelischen Kirche oder auch bei Sportvereinen nahezu genauso gross sind ( es wäre echt gut, wen ich da eine Quelle nennen könnte )


    Nach diesem Artikel scheint es nur zwei Fakoren zu geben: Zu ersten mal das ein Teil der Männer zu solchen Taten bereit ist und zweitens dass es Autoritätsstrukturen gibt, wo man solchen Ansehen hat, dass man sich so etwas herausnehmen kann. Die Formel ist also Männer + Autorität oder mit einem Wort "Patriarchat", und ob diese Autorität mit Bischofstäben, Roben oder Schimmabzeichen vebunden ist, scheint egal zu sein. Man bräuchte demnach ein Diskussionen "Buddhismus und Patrirachat" bzw. "Zen und Patriarchat".


    Aber im Bezug auf Zen ist "Dharmaübertragung" schon ein vorrangiges Autoritäszeichen und Qualitätssiegel: Der "schwarze Gürtel", der einen als Meister auzeichnet und alle möglichen Leute dazu bringt, sich alles mögliche von einem sagen zu lassen und zu anderem zu schweigen. Inwiwweit ist so eine Autorität notwendiger Bestandteil und wie kann es ohne gehen?

  • Christopher:
    Sudhana:

    Und ja, in diesem Augsburger Fall gehöre auch ich zu denen, die sich haben betrügen lassen.


    Das ist schade. Aber Du kannst die Möglichkeit nun benutzen, nachzudenken und daraus noch mal zu wachsen. Ich glaube, wahres Zen ist nicht, bis nach ganz oben im Koan-Elfenbeinturm zu steigen, sondern am Ende wieder auszusteigen, und Zen objektiv von außen zu betrachten. Ich persönlich habe nur einen Sesshin vor 15 Jahren mit D. gemacht und das hat mir schon gereicht. Seine Art, Zen zu lehren und seine Karriere in der Institution waren halt nich mein Ding. Auch der meterhohe goldene Buddha am Altar fand ich ziemlich geschmacklos :) .


    Das sind ja jetzt Animositäten. Als Buddhist sollte man wissen, dass Menschen sich in Abhängigkeit von Situationen verhalten. Ich erlebe also meistens den vermeintlich selben Menschen, weil die Situation, in der ich mit ihm bin, sich kaum unterscheidet. Z.B. ist ein Dokusan nichts anderes als ein Setting und wenn man dann privat miteinander zusammen kommt, dann sieht man einen, oft auch neurotischen Menschen, was man nicht glauben will.
    Schärfung des Urteilsvermögens hilft also nur dann, wenn man möglichst viele unterschiedliche Situationen miteinander verbringt. Nur, er wird dir sicherlich nicht seine Bildersammlung auf dem Computer zeigen.


    Sudhana:

    Als Remedium habe ich außer Schärfung des Urteilsvermögens durch Aufklärung wenig anzubieten.


    Um das mal auf die Spitze zu treiben - die Mißbrauchsfälle im Zen und in anderen religiösen Gemeinschaften zerstören sie - und das hat nichts mit Zen oder Religion zu tun, denn es ist nichts anderes als der Mißbrauch von Autorität, die einem durch eine Institution gegeben wurde. Das ist dann auch nichts anderes als Korruption, der Gebrauch von Macht zum eigenen Vorteil.
    Diese Fälle gibt es im Sport, im Mediengeschäft, überall da, wo Geld und Macht sich Dinge erkauft.
    Dass dieser Mißbrauch uralt ist, ist ja jedem klar, aber das Gute ist, dass in der heutigen Zeit, diese Verhältnisse zumindest bei uns langsam aufgedeckt werden. Freimütigkeit im Umgang ist z.B. ein gewisser Schutz. Nicht das Urteilsvermögen, sondern der Mut sich frei zu äußern und sich dann auch zu irren, helfen gegen Autoritäten.
    Es ist nur kein Zufall, dass sich solche Männer auch schwache Opfer aussuchen. Die haben auch ein scharfes Urteilsvermögen, um ans Ziel zu kommen und nicht entdeckt zu werden.

  • Void:

    Zitat

    Die Formel ist also Männer + Autorität oder mit einem Wort "Patriarchat",


    Korrekt. _()_

  • void:

    Inwiwweit ist so eine Autorität notwendiger Bestandteil und wie kann es ohne gehen?


    Ohne Autorität geht es m.E. nicht, da es sich um eine Beziehungsqualität handelt. Wobei dies nicht auf Personen, sondern eben auch auf Gruppen und größeren Einheiten, wie Instiutionen übertragbar ist und dann auch anonymisiert ist. Gott ist Autorität, das Volk ist Autorität. Autorität liefert Orientierung und ist m.E. auch etwas Religiöses.
    Und daher findet auch immer Mißbrauch statt, der in der Beziehung enthalten ist.
    Der Ausweg ist Befreiung - und da wäre man dann beim Buddhismus. Im Erlösten ist Erlösung - d.h. nur ein Erlöster, Befreiter, kann erlösen, befreien. Das sind dann die 10 Fesseln, von denen es sich zu befreien gilt. Damit löscht sich auch jegliche Autorität aus. Nur - Gesellschaften brauchen Institutionen, weil sie sich am Überleben orientieren. Aus diesem Drang heraus, entstehen sie.

  • void:

    Die Formel ist also Männer + Autorität oder mit einem Wort "Patriarchat",


    Und worunter fallen dann die TäterINNEN, die es ja gibt. Es sind oft nicht die harten, männlich wirkenden Frauen, sondern eher die sanften.


    W.

  • Tychiades:

    Als Buddhist sollte man wissen, dass Menschen sich in Abhängigkeit von Situationen verhalten. Ich erlebe also meistens den vermeintlich selben Menschen, weil die Situation, in der ich mit ihm bin, sich kaum unterscheidet.

    Guter Hinweis. Das Spektrum von Situationen, in denen ich D.G. erlebt habe, war wirklich recht begrenzt. In solchen Fällen (die eigentlich der Normalfall sind) neigt man dazu, die 'Lücken' in der Wahrnehmung mit Projektionen zu füllen und ist dann natürlich entsprechend irritiert, wenn sich erweist, dass diese reichlich daneben liegen. In erhöhtem Maße gilt dies, wenn man aus dem wahrgenommenen Verhalten auf die dahinter stehenden Antriebe schließt. Da spielt dann das durch als seriös eingeschätzte 'Zertifizierungsinstitutionen' verliehene und gestärkte 'Image' eine entscheidende Rolle. Dann wird z.B. entsprechend Image ein Verhalten, dass man bei einer Person als unbeherrschtes Platzhirschgehabe empfindet, bei einer anderen als spontan und kompetent empfunden.

    Tychiades:

    Schärfung des Urteilsvermögens hilft also nur dann, wenn man möglichst viele unterschiedliche Situationen miteinander verbringt.

    Das hilft sicher - aber es geht mir hier eher darum, dem Nicht-Wissen seinen Raum zu lassen. Zumindest zu merken, wenn und wie man sich den Gegenüber durch Projektionen zurechtbiegt und wie weit man sich dabei durch externe 'Zertifikate' beeinflussen lässt. Das meinte ich mit "Schärfung des Urteilsvermögens" - die Wahrnehmung zu trennen von dem, was man wahrnehmen will, samjñā von samskāra.

    Tychiades:

    es ist nichts anderes als der Mißbrauch von Autorität, die einem durch eine Institution gegeben wurde. Das ist dann auch nichts anderes als Korruption, der Gebrauch von Macht zum eigenen Vorteil.

    Ich denke, "Macht" ist des Pudels Kern. Gerade unheilsames Sexualverhalten - insbesondere gesellschaftlich negativ sanktioniertes - ist eine der direktesten, 'animalischsten' Formen von Machtausübung. Das ist ja auch mE der eigentliche Punkt, warum das Versagen buddhistischer 'Zertifizierungsinstitutionen' in diesen Fällen so irritierend ist. Nicht zufällig spricht man hinsichtlich deren Funktion von 'Ermächtigung' oder 'empowerment'. Ausübung von Macht - ob nun auf sexueller, finanzieller, ideologischer oder welcher Ebene auch immer - deutet auf ein starkes Ego, das sich auf Kosten anderer Egos nährt und dadurch wächst. Genau das ist die Funktion von Machtausübung. In einem Setting, in dem es erklärtermaßen um Verringerung und letzlich Aufgabe des Egos und seiner Antriebe geht, sind solche Leute der Fuchs im Hühnerstall. Zwar können sie recht geschickt darin sein, die Egos ihrer Anhänger schwinden zu lassen - doch ver-schwinden diese nicht, sie blähen das des 'Meisters' auf. Das ist gewissermaßen spiritueller Vampirismus. Solche Leute haben nicht nur ein paar "Schatten" auf ihrer Meisterrobe, wie ein Genpo Merzel (in eigener Sache) verharmlost. Da ist mit der Ausbildung etwas ganz gewaltig schief gelaufen, offensichlich haben die Ausbilder da nicht gemerkt, was für ein hungriges Ego ihnen da durch die Lappen geht ...


    Wie schon geschrieben sind solche Wölfe, die da auf die Schafe losgelassen werden, für mich jedoch kein Grund, das ganze Ausbildungs- und Zertifizierungssystem, die Institutionen, abzuschaffen. In Frage stellen sollte man sie allerdings schon - d.h. ihre begrenzte Eignung, zuverlässig geeignete kalyāṇa-mitra auszubilden und auf die Menschheit loszulassen, deutlich sehen und auch Anderen deutlich machen. Da wäre es auch hilfreich, wenn die Institutionen selbst ihre Unzulänglichkeiten bekennen würden, statt weiter die alten Mythen zu verkaufen.

    Tychiades:

    Freimütigkeit im Umgang ist z.B. ein gewisser Schutz. Nicht das Urteilsvermögen, sondern der Mut sich frei zu äußern und sich dann auch zu irren, helfen gegen Autoritäten.

    Ich finde, dass der kritische Umgang mit Autoritäten und mit altüberkommenen Mythen ein positiver Impuls ist, mit dem die westliche Aufklärungstradition die Weitergabe des Dharma stützen kann. Umso bedauerlicher, wenn hier im Westen gerade durch Obskurantismus und blinde Autoritätsgläubigkeit geprägte 'Angebote' erstaunlichen Zulauf finden. Da deren Verkäufer dann auch noch weitgehend abgelöst von und unbeaufsichtigt durch die traditionellen Institutionen agieren, ergibt dies den optimalen Nährboden für Skandale.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich muss mal sagen, ich habe mich nie instrumentalisieren lassen. Mich interessiert kein Habitus, keine Stellung, keine Urkunde und Funktion ist nur funktional. Wenn Funktionales die Praxis ins Unheilsame kehrt, will ich auch das nicht. Das einzige, was daran plöd ist, ist, das Leute die davon was spezielles herleiten, einen wie eine Randerscheinung betrachten ( heißt: behandeln) man "ist" ja "nichts". Stimmt, ich bin nichts. :) Und besser ich bin eher unnütz, als das ich mich "reinziehen lasse" ( upādāna ) wo "mich" nichts angeht. Macht hat mich nie gereizt und nur der Geruch von 'eigenwilliger' Ermächtigung und ich zieh mich auf s 'Abgeschiedenheitsteil' zurück. Macht ist ein Ego Ding und mich zu bemächtigen, wäre das Ausüben vom Ego Ding. Nicht Lehrer sind das Problem, es sind Anhänger, die im falschen eine richtiges Leben denken.



    Ich finde aber, wir überziehen die Realität; erstens gibt es so gut wie keine Zendo`s - so will ich hoffen, dass die jetzigen Dharmalehrer der Hakuin Gemeinschaft gutes Zen "machen", zweitens geht es im Zen nicht um Moral, sondern um eine ethische Lebensweise- den Ansatz von Christoph, hallo Unbuddhist ;) , finde ich deswegen vom Grundsatz her unsinnig; ich bin nie davon ausgegangen, dass Zen Lehrer ( "Meister") moralisch "höherwertig" wären; sie sind, wenn denn authentisch, in der Disziplin ( viriya ) und der Anstrengung ( padhāna ) "besonders", und dies gründet auf einem starken Vertrauen. Und wiederum auch auf Autonomie, nicht auf Autorität; drittens gibt es keine durchweg autoritären Lehrer; das funktioniert im Westen nicht. Die Leute lassen sich so Attitüden nicht gefallen; das sind nur Ausnahmen, die ( fast) "alles mitmachen", labile Charaktäre; viertens war es nicht die Ermächtigung durch die Institution, was diese Verfehlungen verursacht hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Samten:

    "Kasan schwitzt"


    Dies mag in gewissem Sinn eine Totenmesse sein. Aber es geht hier nicht um die 'Welt der Namen' sondern den 'abgeschlossenen Tempel'. Nicht, dass man nicht auch dort ins Schwitzen kommen könnte. Aber sicher nicht während der Messe.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hast du einen Link, Samten ?


    Ich denke, das Problem der Rinzai, oder allgemein auch der Zen Praxis kann dieses sein:


    Zitat

    Zen-Meister Fo-yan (1067 - 1120)


    „Wahre Zen-Meditation heißt nicht, daß du einfach nur dasitzt und von nichts Notiz nimmst. Praktiziere nicht, indem du stocksteif Geist und Körper unterdrückst, so daß sie wie Erde und Holz sind, das bringt nichts ein“.

  • Sudhana:

    Ich finde, dass der kritische Umgang mit Autoritäten und mit altüberkommenen Mythen ein positiver Impuls ist, mit dem die westliche Aufklärungstradition die Weitergabe des Dharma stützen kann. Umso bedauerlicher, wenn hier im Westen gerade durch Obskurantismus und blinde Autoritätsgläubigkeit geprägte 'Angebote' erstaunlichen Zulauf finden. Da deren Verkäufer dann auch noch weitgehend abgelöst von und unbeaufsichtigt durch die traditionellen Institutionen agieren, ergibt dies den optimalen Nährboden für Skandale.


    Da die Aufklärungstradition hier ja eher im Sande verlaufen ist oder sich auf einige wenige Intellektuelle beschränkt, kann sie da auch nichts stützen. Von dem mal abgesehen, dass nichts den Dharma stützen kann.
    Eine gute wissenschaftliche Ausbildung, in Natur-oder Geisteswissenschaft schützt sicherlich vor den Albernheiten der obskuren Quacksalber, wie Tolle u.a. Aber die können auch nicht ständig ihre Zeit mit Aufklärung und Kritik verbringen. Die Menschen müssen eben ihre Erfahungen auch selbst machen.
    Hier im Westen - werden die alten Religionen schon immer mit neuem esoterischen Quatsch ersetzt - seit Kant, der sich nicht ohne Grund mit Swedenborg beschäftigt hatte, ist dieses Unsinn ins Uferlose gewachsen. Ich guck' da gar nicht mehr hin, weil ich da nicht mehr lachen kann. Das funktioniert aber nur in Kreisen, die man so um den Starnberger See und ähnl. findet - also da wo Geld ist, da sind auch die Abzocker. Und da bin ich dann froh, dass ich relativ arm bin, im Vergleich damit und dass ich niemals mir einen Kurs bei den Bekloppten leisten könnte und auch nicht würde. Hamburg ist ja auch so eine Ecke.
    Freiheit heißt eben auch, dass ich frei meinen Untergang wählen kann ohne dass ich es weiß - im guten Glauben, weil ich der Medizin nicht mehr glauben kann, gehe ich zum Homöopathen und lass mir gegen Krebs Kügelchen verschreiben oder Mistel. Gegen den Tod hilft auch nicht Hahnemann. Allerdings hilft die Erleuchtung gegen Verzweiflung.


    Was ich nicht verstehe, dass die Leute sich nicht Selbst ergründen, wie es im Genjokoan heißt. Was machen die auf dem Kissen? Dösen? Sehen die sich nicht selbst in ihren Handlungen? Erkennen sie sich nicht in ihrer Gier, ihrem Hass .... ? Offensichtlich.

  • Zitat

    Kasan schwitzt
    Kasan wurde gebeten, die Totenmesse für einen hohen Beamten der Provinz zu halten. Er hatte niemals zuvor hohe Herren und Adlige getroffen, und so war er recht beunruhigt. Als die Zeremonie begann, schwitzte Kasan. Später, nachdem er heimgekehrt war, rief er seine Schüler zusammen. Kasan gestand, daß er sich noch nicht als Lehrer eigne, da er in der Welt der Namen jener Gleichheit in der Haltung verlustig gegangen war, die er innerhalb des abgeschlossenen Tempels besessen hatte. Damit legte Kasan sein Amt nieder und wurde der Schüler eines anderen Meisters. Acht Jahre später kehrte er erleuchtet zu seinen früheren Schülern zurück.


    Koan Nr. 64 im Shaseki-shu (Collection of Stone and Sand)


    Früher wie heute, hat sich nicht viel verändert:

    Zitat

    Zen-Meister Han-shan (1546 - 1623)
    „Viele von denen, die Zen praktizieren, erlangen oft nur eine oberflächliche Verwirklichung ohne Tiefe. Das Schlimmste aber ist, mit solch einer kleinen, an der Oberfläche bleibenden Realisation ohne Tiefe zufrieden zu sein“.


    Zen-Meister Linji (jap. Rinzai Gigen, 9. Jh.)
    „Es gibt blinde Kahlköpfe, die, nachdem sie sich sattgegessen haben, Zazen üben und sich bemühen, ihre Gedanken anzuhalten. Damit sich solche erst gar nicht bilden, fliehen sie den Lärm der Welt und suchen die Stille. Das ist jedoch eine abweichende, entartete Form des Zen“.


    https://sites.google.com/site/esabsnicht/zen-erwaehnenswert

  • "Schlachtet einen Hund, jeder bekommt ein Stück." Hat mal ein Meister gesagt, als es ihm zu viele Anhänger wurden.

  • verrückter-narr:

    Koan Nr. 64 im Shaseki-shu (Collection of Stone and Sand)


    Na ja, ein Kōan ist das definitiv nicht, sondern eine Anekdote. Genau genommen heisst diese Literaturgattung setsuwa. Es ist Nr. 64 von 101 Döntjes, 1919 von Paul Reps und Nyogen Senzaki aus unterschiedlichen Quellen zusammengestellt und unter dem werbeträchtigen Titel '101 Zen Stories' veröffentlicht. Eine Quelle für diese 'Stories' war neben deutlich jüngeren, z.T. sogar zeitgenössischen Anekdoten wie der recht bekannten ersten das 1283 vollendete Shasekishū des Tendai-Mönchs Mujū Ichien, eine Sammlung von setsuwa (nicht von Kōan).


    Übrigens steht bei Reps im Original "world of fame", was wohl auch etwas verständlicher ist als das "Welt der Namen" des deutschen Übersetzers, der in der Hast des Übersetzens wohl "name" statt "fame" gelesen hat.


    Wieauchimmer - hierzulande geht sowas anscheinend als "Kōan" durch ...


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Tychiades:

    Zitat

    Was ich nicht verstehe, dass die Leute sich nicht Selbst ergründen, wie es im Genjokoan heißt. Was machen die auf dem Kissen? Dösen? Sehen die sich nicht selbst in ihren Handlungen? Erkennen sie sich nicht in ihrer Gier, ihrem Hass .... ? Offensichtlich.


    Ne Art tote Linie. Ja, weit verbreitet. Ruhemodus. Vermutlich waren die früher ja erst mal in buddhistischen Texten und Meditationen geschult, davon mussten die ja erst mal lassen. Da hieß es dann erstmal schlicht "Nicht-Denken". Ist ja auch richtig, aber diese Radikalität wurde einfach übernommen. Der Kontext war ein anderer. Heute wird kontemplative Betrachtung oft mit Suche stigmatisiert.


    Nicht-Denken, fallen lassen, ja, Nicht-Unterscheiden, das ist natürlich der Zugang, wenn aber das Setting nicht stimmt, öffnet das auch ein bisschen das Tor für allerlei Ignoranzen.
    Im Ruhemodus, sag ich mal, bist du auch ein bisschen blind, stumm und taub. Ein richtiger Meister wird dir jetzt "Aufgaben" geben. Er wird dir was zu beißen geben. Früher hatten die Leute eine gewisse Notdurft, die waren Buddhisten und die wollten Erwachen. Punkt. Im Westen haben wir haufenweise "Aufgeklärte" und mit dem Leiden ist es auch nicht mehr gar so arg, man kann ja kompensieren. Das gab' s früher nicht.

  • Mit "Selbstergründung" ist das auch so ein Sache. Erzählst du einem Denker davon, dann kommt der entweder gar nicht zu Potte oder er gleitet ins analytisch-konzeptionelle ab. Deswegen heißt es dann so was wie: den eigenen Geist schauen. Äh, okay, was ? Nur, das musst du halt erst mal erfahren. Ich weiß aber nicht, was das alles mit Genpo zu tun hätte. Man kann natürlich schauen, was die Ursachen für Pädophilie sind, aber ansonsten reinschauen kann man ja nicht. Ich finde es daher höchst spekulativ rumzudenken welche Ursachen in einer Fehlhaltung oder "spirituellen Krankheit" liegen könnten. Er war ja auch wirklich ein Seelsorger. Also nicht grad der ausgemachte Narzisst. Er war auch kein Manipulator. Soweit ich ihn kennen gelernt habe. Aber die Skrupellosigkeit, auch so ne Bilder zu verwenden ist skrupellos, macht die Sache richtig krank. Vielleicht gab es da so nen Knackpunkt. Aber das wissen wir halt alles nicht.