Was wird wiedergeboren?

  • Und wie ist es mit einem Menschen der abends einschläft, und morgens erwacht. Ist das der gleiche Mensch, der immer wieder morgens (oder auch mal Nachmittags aus einem Nickerchen, oder) erwacht?

    Nein.


    Liebe Grüße, Aravind


    Wer ist es dann, von dem man auch denkt:



    Er ist aufgewacht


    oder


    Er wird wiedergeboren


    oder auch


    Er ist (für immer) tot


    ?

  • Finde ich eine hervorragende Frage! Es ist ein (immanentes) Ziel der Praxis, diese zu beantworten. Wer ist "er"? Was ist das, das wir "selbst" nennen?


    Was bedeutet Anicca und Anatta wirklich für mich, ganz konkret und ohne philosophischen Überbau?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Mir fiel gerade ein schönes Bild ein


    Wenn aus einem bestimmten Wurzelgeflecht jedes Jahr aufs Neue eine Blume 🌸 die der vorherigen sehr ähnlich ist erwächst - kann man dazu sagen, dass da eine (bestimmte) Blume wiederentstanden ist?

    Die Staude welche Du meinst, bringt jedes Jahr neue Geschlechtsorgane hervor. Pflanzen sind Lebewesen ohne Einzelbewusstsein, deswegen können sie von sich aus, beziehungsweise mit Hilfe des Menschen vegetativ vermehrt werden: Kindel, Rhizome, Stecklinge, In Vitro Klone usw., das geht bei uns Tieren - welche wir jeweils ein Einzelbewusstsein sind, eben nicht (seltene Ausnahme bestätigen diese Regel). Die Pflanzen welche aus den Samen keimen, welche in den befruchteten Blüten entstehen, sind jedoch jeweils immer wieder ein neuer nie genau so da gewesener Genotyp mit neu aus den beiden Eltern kombinierten Eigenschaften, die nächste Generation.

    ich schenk dieses Leben dem Leben zurück...
    weil es nie meins war...
    und jede Trennung nur scheinbar...
    alles in Vielfalt immer eins war...
    brich meinen Stolz…bis ich in Demut mir die Wahrheit schenke...
    nimm hinfort all die falschen Ideen, den falschen Glauben...
    denn wenn nichts mehr bleibt ist alles übrig...
    es gibt nichts zu verstehen...

    Aus dem Song ,,Schmerz" vom Deepwalka

  • Wen ICH nicht mein Körper ist, und ICH nicht mein Geist ist, und ICH nichteine sehle bin sondern die Lehrheit die nur im bezug zu etwasem existiert, was wird dan wiedergebohren?

    Ich würde mal sagen, das eben das wiedergeboren wird was eben Leidet . Ansonsten bräuchte es keine austreten aus dem leidvollen Samsara. So würde ein anderer im nächsten Leben leiden, was an und für sich dem vorhergegangen Ich egal sein könnte.

  • Weder egal noch nicht-egal, noch sowohl-als-auch.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Wiedergeburt bedeutet ja nur, dass es nach unserem Tod weitergeht. Was weiter geht ist unser Bewusstseinskontinuum mit seinen karmischen Prägungen, die das Resultat unserer Handlungen sind.


    Was nicht in eine neue Existenz übergeht ist unser materieller Körper und seine verschiedenen Bestandteile wie Sinneskräfte usw. Aber auch die groben Formen des sinnlichen Bewusstseins, die an die materiellen Sinneskräfte gebunden sind, gehen nicht in eine neue Existenz ein.


    Etwas aus sich heraus Existierendes geht auch nicht in die Existenz nach dem Tod ein, weil es etwas aus sich heraus Existierendes nicht gibt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Was weiter geht ist unser Bewusstseinskontinuum mit seinen karmischen Prägungen, die das Resultat unserer Handlungen sind.

    unser Bewusstseinskontinuum

    Das kann nur weitergehen in den Kindern oder Hinterbliebenen oder ehemals nahen Personen.


    Oder meinst du mit „unser Bewusstseinskontinuum“ etwas anderes.

    Dann bitte ich um Erklärung und bitte anicca, dukkha, anatta nicht mit Worten überwinden wollen. Auch nicht mit Übersetzungen, Interpretationen der Buddhaworte, die nicht den drei Merkmalen entsprechen.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Bewusstseinskontinium ist für mich alles, was je gedacht, gesagt, gehandelt wurde. Denn wir haben ja keinen Karteikasten im Kopf.

    Wir funktionieren wie ein Radioempfänger und wir können nur den Sender empfangen, auf den wir eingestellt sind.


    Anders ausgedrückt: wir sind alle "digital vernetzt".

    Das wird vorallem durch das Internet verdeutlicht. Es ist überall, wo es empfangen werden kann.

    Die meisten von uns wissen nicht, wie das funktioniert, aber es ist sichtbar gemacht.


    Was also Menschen "er-finden/ent-decken" können, kann das, was größer ist als wir doch erst recht.


    Das zeigt auch die Natur, z.B. die Zugvögel, die immer "wissen", wo's langgeht.


    Das Bewusstseinskontinium wird durch uns gespeist. Deshalb tragen wir auch Verantwortung. Und Karma wird auch dadurch erklärbar. Alle nachfolgenden Lebewesen sind die Erben.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was weiter geht ist unser Bewusstseinskontinuum mit seinen karmischen Prägungen, die das Resultat unserer Handlungen sind.

    unser Bewusstseinskontinuum

    Das kann nur weitergehen in den Kindern oder Hinterbliebenen oder ehemals nahen Personen.

    Wenn man stirbt, geht das eigene Bewusstsein nicht in die Skandhas der eigenen Kinder über, denn diese existieren als Mensch bereits mit ihren Skandhas und haben somit ihr eigenes Bewusstsein.


    Wenn nach dem eigenen Tod das Bewusstsein auf die eigenen Kinder übergehen würde, dann hätten diese ja zwei verschiedene Bewusstseine; ihr eigenes und das des verstorbenen Elternteils.


    Das ist aber nicht möglich, weil Bewusstseinskontinua zweier verschiedener Personen nicht miteinander verschmelzen können. Deshalb kann das eigene Bewusstseinskontinuum nach dem Tod nicht nur nicht auf die eigenen Kinder übergehen, sondern aus denselben Gründen auch nicht auf Hinterbliebene oder ehemals nahe Personen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich meinte selbstverständlich das Vererben, per DNA und das sich erinnern und das Erfahren der Auswirkungen meiner Bewusstseinsentscheidungen, nach meinem Sterben.


    Bewusstseinskontinuum halte ich für ein Gedankenspiel, um doch was von der Person zu retten, Egotrip.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Was weiter geht ist unser Bewusstseinskontinuum mit seinen karmischen Prägungen, die das Resultat unserer Handlungen sind.

    Oder meinst du mit „unser Bewusstseinskontinuum“ etwas anderes.

    Dann bitte ich um Erklärung und bitte anicca, dukkha, anatta nicht mit Worten überwinden wollen. Auch nicht mit Übersetzungen, Interpretationen der Buddhaworte, die nicht den drei Merkmalen entsprechen.

    Da wir hier nicht auf einem Pali-Forum sind, rede ich weiterhin auf Deutsch und es gibt ja angemessene Übersetzungen der Pali-Worte anicca, dukkha und anatta ins Deutsche.


    Aus Buddha Sakyamunis Lehre vom bedingten Bestehen ergibt sich ja, dass alle Phänomene sich von Moment zu Moment wandeln, also nicht einen Augenblick gleich bleiben. Daraus folgt, dass alle Phänomene Kontinua sind, die sich unter dem Einfluss von Bedingungen und Umständen aus sich stets wandelnden, miteinander zusammenhängenden Momenten zusammensetzen. Das gilt auch für unser Bewusstsein.


    Da es hier darum geht, was wird wiedergeboren, geht es um die Frage, was setzt sich nach unserem Tod fort. Der Körper ist es nicht. Den beerdigen wir und er zerfällt im Grab in seine molekularen und atomaren Bestandteile, die dann wieder Bestandteile anderer materieller Phänomene werden.


    Unser Bewusstsein beerdigen dagegen nicht. Das Bewusstsein bricht auch nicht ab, weil ein Bewusstseinsmoment unter dem Einfluss von Umständen und Bedingungen den nächsten Bewusstseinsmoment hervorbringt. Das ist auch zum Zeitpunkt des Todes so. Wenn mit dem Zeitpunkt des Todes das Bewusstsein abbricht, dann könnte auch nicht das Glied Geburt, das 11.Glied der Zwölf Glieder des abhängigen Entstehens, entstehen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Unser Bewusstsein beerdigen dagegen nicht. Das Bewusstsein bricht auch nicht ab, weil ein Bewusstseinsmoment unter dem Einfluss von Umständen und Bedingungen den nächsten Bewusstseinsmoment hervorbringt. Das ist auch zum Zeitpunkt des Todes so. Wenn mit dem Zeitpunkt des Todes das Bewusstsein abbricht, dann könnte auch nicht das Glied Geburt, das 11.Glied der Zwölf Glieder des abhängigen Entstehens, entstehen.

    Zitat

    ... dann könnte auch nicht das Glied Geburt, das 11.Glied der Zwölf Glieder des abhängigen Entstehens, entstehen.


    Nach dem 11. Glied erscheinen Krankheit, Altern, Tod. Die drei Glieder des 12. Gliedes. Das 11. ist schon lange vergangen.


    Das 11. Glied kann ja auch nicht mehr entstehen, wenn man Buddha ernst nimmt.

    Es gibt ein Anfang dieses Lebens und ein Ende und alles dazwischen ist Leben.

    Das Leiden des Menschen beginnt mit dem Bewusstsein seiner Unwissenheit und endet mit dem Erfahren des Sterbens,Tod.

    Alle anderen fühlenden Wesen werden geboren, altern, werden krank und sterben.

    Da erscheint die Unwissenheit als Bewusstseinsmoment nicht, also auch nicht die Kette des bedingten Entstehens.


    Zitat

    ....Unser Bewusstsein beerdigen wir dagegen nicht. Das Bewusstsein bricht auch nicht ab, ...


    Allein schon „Unser“ macht die atta Lehre wieder auf. Unser heißt, dass wir ein Bewusstsein haben, besitzen, usw. „Unser“ Bewusstsein ist festhalten an Bewusstsein und damit Leiden, auch wenn man es als Bewusstseinskontinuum bezeichnet.

    Bewusstsein ist nicht mein, nicht Ich, nicht Selbst.

    Sich eine Ausnahme ausdenken ist die Lehre interpretieren.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

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  • nocheinmal die Frage


    Was oder wer wacht morgens wieder auf / Wer oder was ist es, der wiedererwacht bzw der wieder aus dem Bett geworfen wird?

  • Was oder wer wacht morgens wieder auf

    Du kannst, um Dich einer Antwort zu nähern, Dich fragen, was zur "Welt" gehört und was zu "Dir".


    Ich weiß wer morgens aufwacht. Dass bin ich. Eine bessere Antwort fällt mir nicht ein.


    Die Frage ging an die anderen. Und du hast so geantwortet.


    Meine Antwort besteht in einer Gegenfrage, denn ‚die Welt‘ ist für mich das, was ich in diesen Namen hineindenken will, insofern relativ beliebig. Die Erde und was sich auf ihr befindet - das ist unsere Welt - so würde ich einem Kind womöglich antworten.


    Gegenfrage: was ist deine Antwort auf diese Frage? Stille?

  • Wir könnten ein Haiku daraus machen:


    Ich nicht

    Nicht-Ich

    Auch nicht.


    Aber es wäre kein Haiku im klassischen Sinne, weil die Anzahl der Silben zu niedrig ist. Nun gut, dann ist es eben eine Modernisierung.

    Und versucht es mal schnell zu sprechen: da muss man sich sehr konzentrieren, denn es entpuppt sich als Zungenbrecher.

    Insgesamt ist es also sehr gut geeignet - zumindest gibt es eine erhöhte Chance - Erleuchtung zu erlangen, wenn man es benutzt.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

    Einmal editiert, zuletzt von Amdap ()

  • Ich freue mich sehr darüber, denn es ist ein Gemeinschaftswerk.

    Es ist toll, wenn Mehrere sich zusammentun, um etwas Erhellendes zu bewirken.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • ‚die Welt‘ ist für mich das, was ich in diesen Namen hineindenken will, insofern relativ beliebig. Die Erde und was sich auf ihr befindet - das ist unsere Welt - so würde ich einem Kind womöglich antworten.

    Die Welt ist zuallererst alles, was da ist. Was ist da? Alles, was Objekt für das Subjekt werden kann. Was kann Objekt für ein Subjekt werden? Von all dem kannst Du sagen: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst.


    Was Du in die Welt hineindenkst, ist Teil der Welt, Teil der Wirklichkeit: in diesem Fall eben Gedanken als Teil der Welt. Im Gesamten macht das nur einen verschwindend kleinen Teil der Welt aus, wie ein paar Strohhalme auf dem Meer. Woraus besteht die Welt, dieses Meer, auf dem unsere Vorstellungen und Gedanken wie Strohhalme schwimmen?

    Zitat

    „Die Körperlichkeit—das Gefühl—die Wahrnehmung—die Gestaltungen—das Bewußtsein, ihr Mönche, sind vergänglich; was vergänglich ist, das ist leidvoll; was leidvoll ist, das ist Nicht-Ich; was Nicht-Ich ist, davon gilt: ‚Dies gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‘ So ist dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu verstehen.


    Quelle

    Interessant ist, dass bei dieser Analyse an einem gewissen Punkt ein Umschlagen stattfindet, eine Invertierung des Gefühls in der Welt zu sein, denn ein permanentes Ich, eine fixe Subjekt-Position, die aus sich heraus existieren würde, ein Beobachter in der Maschine ist nicht zu finden. Ich bin dann, nach diesem Umschlagen, nicht länger als getrenntes Subjekt in der Welt, ich bin aber auch nicht die Welt (Das wäre die Position: Die Welt ist meine Illusion). Beides, Welt und Ich als scheinbare Dualität, entsteht in jedem Augenblick in wechselseitiger Abhängigkeit neu als Resultat und gleichzeitige Ursache für den nächsten Augenblick.


    Das "Ich" benötigt den Brennstoff der Welt, also der Skandha (Körperlichkeit—das Gefühl—die Wahrnehmung—die Gestaltungen—das Bewußtsein), um die Illusion der Identität (Das bin ich) zu erzeugen. Die Skandha sind das, was wir Welt nennen und sind das, was wir Ich nennen, und entstehen in wechselseitiger Abhängigkeit mit allem, was existiert, immer wieder neu.


    All das ist mit anderen Worten die Benennungsgrundlage für das, was wir mit Ich und Welt bezeichnen. Aber die Worte, die Benennungen sind natürlich nicht die Wirklichkeit, aber sie sind Teil der Wirklichkeit.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    5 Mal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Könnte auch als Mantra dienen.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.