Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus

  • Thorsten Hallscheidt


    Eine personale Wiedergeburtsvorstellung scheint mir eine typische Sache zu sein, wenn eine Kultur sowohl vom Christentum als auch vom Buddhismus stark beeinflusst wurde im Laufe der Jahrhunderte. Kann das sein? Ich weiß es nicht.

    Nein, das denke ich nicht, denn die "Tibeter" waren nie vom Christentum beeinflusst, oder?

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ob man eine Vorstellung von Wiedergeburt hat, ist ja nicht an eine bestimmte Religion gebunden. Um eine personale Wiedergeburt anzunehmen muss man nicht von verschiedenen Religionen beeinflusst sei. Personale Wiedergeburt bedeutet ja zunächst erst einmal nur, dass Lebewesen wiedergeboren werden. Materielle Gegenstände werden nicht wiedergeboren.


    Man kann geteilter Meinung sein, ob es im Christentum die Auffassung einer Wiedergeburt gibt. Auf jeden Fall gibt es die Vorstellung, dass man am Tag des Jüngsten Gerichtes aus den Gräbern auferstehen und dann gerichtet wird.


    Die buddhistische Auffassung von Wiedergeburt unterscheidet sich von dieser Vorstellung sehr stark. Sie ist verbunden mit der Frage, was geschieht mit uns nach unserem individuellen Tod.


    Man kann sich der Frage ob es Wiedergeburt gibt gut annähern indem man sich fragt: Woher kommt das Bewusstsein, das sich zum Zeitpunkt der Empfängnis mit den elterlichen Keimzellen verbindet.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wenn jemand dem nicht zustimmt, was Sudhana in Beitrag #355 geschrieben hat: Ok, das ist überhaupt kein Problem. Verschiedene Menschen – verschiedene Nähe zum geschriebenen Wort, unterschiedliches Verständnis, unterschiedliche Übersetzung des Wortes.


    Aber bitte lasst Menschen, bei denen sich die Tür öffnet, mit konkreten Vorstellungen, Begründungen und "Beweisen" in Ruhe. Das ist übergriffig und nimmt eine Entwicklung vorweg, die – obwohl ich solche Worte sonst eher meide – ein kostbares Juwel ist.


    Lasst es jeden Menschen für sich alleine entwickeln. Wer dann noch das Bedürfnis hat, es in Worte zu fassen: gerne, warum nicht, wie jeder mag. Aber nicht hier als Argumentationsfaden ohne Ende. Sondern in einem angemessen-intimen Raum, z.B. mit eurem Lehrer oder einem Sangha-Gefährten eurer jeweiligen buddhistischen Richtung.


  • Da stellt sich mir die Frage, nicht aus Anmaßung, sondern aus Unwissenheit: Was ist das für eine absolute Ebene wo so etwas wie Reinkarnation nicht zu finden ist, vielleicht die Ebene des vollkommenen Erwachtseins? Für den Buddha war aber Wiedergeburt in den ersten beiden Phasen seines Erwachens zu finden, indem er zuerst seine eigenen vergangenen Leben gesehen hat und dann die Wiedergeburt bei anderen Wesen.

    Vielleicht ist diese "absolute Ebene" was anderes, oder die Überlieferungen werden nicht wörtlich aufgefasst.

    Wenn zwei Vögel zur gleichen Zeit auf unterschiedlich hohen Bäumen landen (beschreibt ein Gleichnis), so werfen sie uU beide einen Schatten.

    🦋🐛


    Es ist müßig über Dinge nachzusinnen die aus unerleuchtetem Geist stammen.


    ....SELBST wenn Schatten dazu verleiten, würde ich meinen....😉🙏

    • Offizieller Beitrag

    Es ist müßig über Dinge nachzusinnen die aus unerleuchtetem Geist stammen.

    Dann kann man ja dieses Forum getrost schließen. :|


    Zitat

    Aber den Weg gehen, das musst du selber tun, erstens. Zweitens, alles was ich sage, sollt ihr prüfen. Nachdem ihr richtig geprüft habt, so wie Gold geprüft wird, dann solltet ihr entsprechend praktizieren, aber nicht mein Wort verehren.


    Wie soll man prüfen, wenn man nicht sorgfältig nachsinnt? Wer weiß schon, ob all die Rinpoches, Bhikkhus und Lamas selbst aus erleuchtetem Geist sprechen. Wir müssen schon selbst denken und selbst erfahren. Das kann uns keiner abnehmen.

  • Ich habe einfach ein Unbehagen, wenn ich so viel über Wiedergeburt / Wiederwerden lese. Daran scheint mir etwas nicht richtig zu sein. Oder auch über nibbāna.

    Klar kann man dazu auch mal ein Wort sagen, aber ich nehme das schnell als Herumgeplappere wahr. Das sind für mich mit die letzten Dinge, die sich allmählich über einen längeren Zeitraum herauskristallisieren. Sie haben für mich etwas, das zu äußerster Sparsamkeit der Rede einlädt. Sie stehen nicht am Anfang oder in der Mitte des Verstehens, sondern am Ende.

    Ich bin da vielleicht etwas empfindlich, wenn darüber so viele "Ergrübelungen" angestellt werden.


  • Es ist müßig über Dinge nachzusinnen die aus unerleuchtetem Geist stammen.

    Ja, da hast du im Prinzip recht finde ich. Man sinnt halt manchmal gerne ein bisschen, aber zu sehr wollte ich da sowieso nicht einsteigen.

  • Also das geht mir jetzt doch über die Hutschnur.


    Du meinst bestimmt über dein Verständnis.



    Das mit dem "Überlappen" ist ausschließlich Deine persönliche Theorie und wo das Herzsutra so eine (oder überhaupt irgendeine) "Sichtweise" vermitteln soll, ist mir schleierhaft.


    Nein. Das Überlappen ist lediglich mein persönliches Wort für etwas, dass allgemein bekannt sein sollte. Das Herzsutra vermittelt durch den Satz: "Form ist Leere, Leere ist Form" nämlich genau das - die Zustände sind weder getrennt, noch das Gleiche - sie überlappen sich und darum sind sie auch stets erreichbar.


    Ich zumindest habe das 'gate, gate, paragate ...' immer als Aufforderung verstanden, Sichtweisen loszulassen und zu überwinden.


    Das mag dein Verständnis davon sein. Schleierhaft ist mir z.B. warum du kein anderes Verständnis akzeptieren kannst.


    Die ständigen Verneinungen des Sutras ist der praktische Weg, die Technik wenn man so will - aber es ist nicht das, was das Sutra aussagt, das findet sich nämlich auf der parallelen Ebene der Überlappung. Weil du auf der unteren Wortebene der Verneinungen gar nicht dort hin kommen kannst und auch nicht durch Prasangika oder durch Koans. Die Technik oder Logik ist nur das Werkzeug, welches aber weder zu der oberen Ebene führt, noch nicht führt - dies geschieht nur durch Einsicht. Darum ist das Herz Sutra ja so genial, weil es Werkzeuge gibt, die wie Lufthämmer sind (literarisch). Man kann mit einem Lufthammer keinen Nagel in den Himmel hauen - aber genau deswegen muss man die Praxis machen, damit sich das mal geistig einstellen kann, dass man nie abgewichen ist vom Lichtraum, aus dem alles entsteht inkl. des Sutras selbst. Und Nirvana ist die grundlose Grundlage dessen - wenn die Essenz nicht mehr als Essenz gesehen wird und die Dinglichkeit an Wert verliert. Dann zeigt sich der Diamant auf der Stirn, den man unter der Laterne gesucht hat.

  • Es ist müßig über Dinge nachzusinnen die aus unerleuchtetem Geist stammen.

    Ja, da hast du im Prinzip recht finde ich. Man sinnt halt manchmal gerne ein bisschen, aber zu sehr wollte ich da sowieso nicht einsteigen.

    Ich kenn es ja auch.😌


    Das sinnen empfinde ich sogar als sehr nützlich.


    Denn ein empfinden, nachfühlen von Situationen Themen Details bringt mir oftmals schneller Antworten als die Meinungen Anderer.


    Erfahren....die dritte Drehung des Rades, von den drei Zwölfteiligen...fällt mir dazu wieder ein🔆


    Doch wie soll dies gehen bei Fragen von Wiedergeburt und Reinkarnation die kein Geist von uns erlebt hat um davon zu berichten, sich mit mit uns darüber auszutauschen und dadurch Vertrauen und Ermutigung zu schaffen?...


    Auch damit habe ich mich beschäftigt.Ein Lehrer schrieb sogar ein Buch darüber.

    Doch auch dies aus seiner Sicht die Dinge zu sehen schaffte kein Vertrauen in mir.


    Diese nichtnachvollziehbaren Dinge auszutauschen bilden nur noch mehr Meinungen und Ansichten in der Welt.Mehr nicht...


    Einer meiner Lehrer sagte mir mal die Dinge und Details vom Dhamma die ich im Moment nicht oder noch nicht verstehe oder nachvollziehen kann sollte ich erst einmal auf einen Stapel beiseite legen....


    Das schaffte jedenfalls nötiges Vertrauen und Ermutigung...😘🙏

  • Das Überlappen ist lediglich mein persönliches Wort für etwas, dass allgemein bekannt sein sollte.


    in philosophischen (oder in allen?) Diskussionen "persönliche Wörter" zu benutzen ist nicht die beste Methode, finde ich, selbst wenn man das Wort (vorher am besten) definiert. Das ist unnötig. Der Palikanon, das Herzsutra usw. sind reich genug an Wörtern.

    Bei anderen Wörten, die dort nicht zu finden sind, sollte man sich an den Duden halten.

    Da wird als Definition angegeben: in bestimmten Bereichen teilweise überdecken, überlagern, als Beispiel: ein Teil überlappt den anderen.


    Und das ist halt sehr schwer zu sehen bei dem Statement: "Form ist Leere, Leere ist Form"

    Es findet da eine Identifikation ("ist") statt, ein Irrtum wäre es anzunehmen, zwei Sachen oder Zustände überlagern sich teilweise.


    Das Wort "überlappen" ladet hier ja geradezu zu einem Missverständnis ein. (:


    die Zustände sind weder getrennt, noch das Gleiche


    Auch hier sehe ich keine zwei Zustände ("Zustände" ist Plural). Die Madhyamikas sagen nie - so viel ich weiß - dass die Leerheit der Nase ein anderer Zustand ist als die Nase (getrennt oder nicht getrennt). Oder wer sagt das?


    ..... auf der parallelen Ebene der Überlappung. Weil du auf der unteren Wortebene .....


    Verstehe ich dich richtig? Von zwei "Ebenen" (oder gibt es mehr?) im Herzsutra ist eine Ebene die Wortebene?

    :rainbow:

  • Doch wie soll dies gehen bei Fragen von Wiedergeburt und Reinkarnation die kein Geist von uns erlebt hat um davon zu berichten, sich mit mit uns darüber auszutauschen und dadurch Vertrauen und Ermutigung zu schaffen?...


    Dann hast du also auch kein Vertrauen darauf, dass es Nirvana gibt, und dass der Buddha den rechten Weg dorthin gezeigt hat?

    Das endgültige Nirvana hat auch noch kein Geist von uns erlebt.


    Wenn man nur dem glaubt, was man sieht und selber weiß, ist das gar kein Vertrauen, sondern Wissen oder eigene Erfahrung.

    Ich weiß, es gibt eine Menge Menschen (besonders im Westen ;) ), die beharren nur auf ihren eigenen Erfahrung, das ist sogar "in", das geht so weit, dass sie sogar (als Buddhisten) explizit und vehement alles "Übersinnliche", "Metaphysische" in der Lehre des Buddha verneinen, teilweise als "plump" (Stephen Batchelor) bezeichnen.


    Religion aber geht nicht ohne Vertrauen.

    :rainbow:

  • Der Austausch mit anderen ist wichtig, sonst verkümmert mein Geist, weil er sich nur im Kreis dreht.
    Auch Siddhartha Gautama hat das gemacht. Es war ihm offenbar sogar ein besonderes Bedürfnis mit allen Menschen unabhängig von Herkunft, Ansehen oder Kastenzugehörigkeit zu sprechen. Er sprach mit Brahmanen, Mönchen, Nonnen, Einsiedlern, Bauern, Ausgestoßenen, Gebrechlichen, Sterbenden, Handwerkern, Königen, Fürsten, Politikern, Beamten, Soldaten, Asketen – kurz und gut: einfach mit allen.


    Das alles wurde anfangs scheinbar von einigem Missfallen besonders seines Vaters begleitet, führte es doch in eine Richtung, die diesem nicht sonderlich gefiel.


    Austausch ist also wichtig, um eine möglichst große Bandbreite an Erfahrungen zu sammeln.


  • Das Wort "überlappen" ladet hier ja geradezu zu einem Missverständnis ein.


    Mag sein, trotzdem ist es für mich enthalten. Die Schlange überlappt auch das Seil, um mal ein traditionelles Beispiel zu nehmen.




    Auch hier sehe ich keine zwei Zustände ("Zustände" ist Plural). Die Madhyamikas sagen nie - so viel ich weiß - dass die Leerheit der Nase ein anderer Zustand ist als die Nase (getrennt oder nicht getrennt). Oder wer sagt das?


    Ich spreche nicht von Madhyamika Standpunkten. Zustände sind Plural, ja. Zu Erklärungszwecken benutzt man diese Form. Ich könnte auch in eine nonduale Sprache einsteigen, aber dann würde erst recht Verwirrung auftreten. Die Zustände sind leer und keine Sachen, die man erreichen könnte, da sie schon sind, ganz natürlich.




    Verstehe ich dich richtig? Von zwei "Ebenen" (oder gibt es mehr?) im Herzsutra ist eine Ebene die Wortebene?


    Ja, denn der Inhalt ist nicht das Fazit, hab ich aber schon geschrieben.

  • Der Austausch mit anderen ist wichtig, sonst verkümmert mein Geist, weil er sich nur im Kreis dreht.
    Auch Siddhartha Gautama hat das gemacht. Es war ihm offenbar sogar ein besonderes Bedürfnis mit allen Menschen unabhängig von Herkunft, Ansehen oder Kastenzugehörigkeit zu sprechen. Er sprach mit Brahmanen, Mönchen, Nonnen, Einsiedlern, Bauern, Ausgestoßenen, Gebrechlichen, Sterbenden, Handwerkern, Königen, Fürsten, Politikern, Beamten, Soldaten, Asketen – kurz und gut: einfach mit allen.


    Das alles wurde anfangs scheinbar von einigem Missfallen besonders seines Vaters begleitet, führte es doch in eine Richtung, die diesem nicht sonderlich gefiel.


    Austausch ist also wichtig, um eine möglichst große Bandbreite an Erfahrungen zu sammeln.

    Buddha hat sich aus ganz anderen Gründen "ausgetauscht" - wenn einer alle Erfahrungen gesammelt hat und dies sich zu der einen Erfahrungen verdichtete, dann geht so einer höchstens zu den Leuten um zu Geben, was immer der andere braucht. Und das weiss derjenige, der zu ihm kommt am besten und nimmt dann auch genau das mit.


    Der Geist, von dem du redest, dreht sich auch mit Austausch im Kreis - so ist samsara definiert - ein sich im Kreis bewegen.


    Als Siddhartha hatte er sich deshalb mit den Leuten unterhalten, weil er drei Fragen hatte -warum leiden die Menschen? Wo ist der Ausgang aus dem Kreislauf des Leidens? Und wie komme ich dorthin?

    Da niemand eine Antwort hatte, machte er sich eben selbst auf den Weg und ließ alles hinter sich. Zum Schluss ließ er auch seine Erfahrung des Erwachens hinter sich und arbeitete als Wegweiser.8)


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    :zen:



  • Mag sein, dass wir dasselbe meinen, die Wortverständigung wäre dann das Problem. Also wollen wir uns mal "austauschen":


    Die Zustände sind leer und keine Sachen, die man erreichen könnte, da sie schon sind, ganz natürlich.


    Meinst du jetzt mit "Zuständen" die verschiedenen Sachen, die es "gibt", z.B. Auge, Ohr, Nase...….?

    Oder was meinst du mit Zuständen (im Plural)?

    Denn ansonsten gibt es nur einen Zustand: das ist die Realität wie sie ist oder "da sie schon sind, ganz natürlich."


    Man könnte (nach meinem Verständnis) höchstens von zwei Zuständen reden bei: Unwissenheit und nicht Unwissenheit. Das betrifft aber nicht die Realität wie sie ist.


    Daher würde ich auch da nicht von Überlappung sprechen:

    Die Schlange überlappt auch das Seil, um mal ein traditionelles Beispiel zu nehmen.

    Denn die Schlange (in diesem Beispiel) gibt es ja gar nicht, weder als Form, noch als leer sein einer Schlange. Wie kann eine völlig nicht-existente Schlange etwas überlappen?

    Dies gibt es aber: "Die Form des Seils ist nichts anderes als die Leerheit des Seils, Die Leerheit des Seils ist nichts anderes als die Form des Seils."

    So jedenfalls im Herz-Sutra.


    Wir gewöhnlichen Menschen erkennen nur die Form des Seils, und nicht die Leerheit. Da ist also keine Überlappung.

    Der Buddha erkennt beides gleichzeitig als untrennbare Einheit. Da ist auch keine Überlappung.


    --------------------------

    Statt des Seils und der Schlange kann man auch Wasser und eine Fata Morgana nehmen. Eine Fata Morgana überlappt kein Wasser, weil da gar kein Wasser ist. Eine Fata Morgana sieht auch nicht so aus wie Wasser. Eine Fata Morgana sieht so aus wie eine Fata Morgana.

    Oder du denkst: das ist eine dicke Eisdecke, die mein Gewicht tragen wird, und dann brichst du ein …. und ähnliche Fehlurteile.

    Ich denke nicht, dass mit unserer grundlegenden Unwissenheit (1.Glied der Zwölf) gemeint ist, dass wir uns irren in unseren Urteilen "was ist das?" bei Wahrnehmungen.

    Sie ist vielmehr der Irrtum, dass wir mit der Form eines Objekts nicht gleichzeitig die Leerheit des Objekts sehen, ob es nun ein Seil oder eine Schlange ist.


    Das ist alles ohne Gewähr - soll nur ein Austausch sein. ;)

    :rainbow:

  • Alles richtig, was du sagst, liebe Leonie. :)


    Ich redete von dem sehr, sehr jungen Siddhartha, der noch nicht ganz fertig war. Doch auch zu dem Zeitpunkt hatte sein Austausch mit anderen bereits eine Stufe erlangt, von der wir noch weit entfernt sind.


    Können wir es so ungefähr sagen, oder hast du noch Verbesserungsvorschläge?


  • Denn die Schlange (in diesem Beispiel) gibt es ja gar nicht, weder als Form, noch als leer sein einer Schlange. Wie kann eine völlig nicht-existente Schlange etwas überlappen?


    Ich bin mir nicht sicher, ob du das Beispiel nach der traditionellen Auslegung her kennst, darum mein Versuch:


    Die Schlange existiert nicht. Dort liegt ein Seil. Aufgrund von Unwissenheit, wird aus dem Seil eine Schlange, etwa durch falsche Zuschreibungen, Sinnestäuschungen, Vorstellungen, Träumereien usw. Die Schlange überlappt das Seil, denn das Seil ist die ganze Zeit schon da (Lichtraum/Realität), aber der Verstand (mind) sieht darin etwas anderes, so wie der normale Mensch statt Leerheit, eben feste Instanzen wahrnimmt.


    Was überlappt ist immer Samsara, was überlappt wird ist immer Nirvana. Man spricht von Schleier, Verdunklung, Ignoranz, avija, Unwissenheit.




    Denn ansonsten gibt es nur einen Zustand: das ist die Realität wie sie ist oder "da sie schon sind, ganz natürlich."


    Man könnte (nach meinem Verständnis) höchstens von zwei Zuständen reden bei: Unwissenheit und nicht Unwissenheit. Das betrifft aber nicht die Realität wie sie ist.


    Ja es gibt nur eine Realität, aber sie wird so nicht wahrgenommen.


    Die "Realität, wie sie ist" ist vollkommen befreit von jemandem, der weiß oder nicht weiß.

  • Wie steht es mit dir? Hast du auch drei Fragen?

    Hmmm... :? Nur drei? :shock:


    Im Moment beschäftige ich mich gerade mit dem Leben Buddhas. Er war anfangs mal zwei Monate, acht Monate, ein Jahr, drei Jahre, fünf Jahre alt. Also ein Baby und dann ein Kind wie wir alle. So weit, so gut.


    Nun stelle ich mir das Baby Buddha vor. Mit Verlangen nach Nahrung, Aufmerksamkeit und Fürsorge. Und das Kind Buddha, das viellecht mit anderen Kindern im Garten gespielt hat. Da muss ja schon irgendwas ganz schön anders gewesen sein, als man es so kennt, so meine Überlegungen...
    Oder auch nicht? Jedenfalls muss er in einem Affenzahn zu den essentiellen Fragen vorgedrungen sein, so viel scheint mir sicher. So ist er schnell bei dukkha gelandet, dem zentralen Dreh- und Angelpunkt. Er muss sich, ohne da noch lange zu fackeln, umgehend die Frage gestellt haben: "Wie werde ich das los? Ist das möglich, und wenn ja, wie?" Er kann sich anfangs noch nicht ganz sicher gewesen sein, wie das gehen soll, und kam zu dem Schluss: "Probieren geht über Studieren!" Also erstmal zu den Asketen, mal sehen, wie weit man damit kommt...


    So ungefähr?


    Einmal editiert, zuletzt von Schmu ()

  • Buddha schien es zuweilen wichtiger zu sein, dass der Mensch seinen eigenen Geist bemüht - gemäß dem, was er vorlebte; doch manches Mal scheint die Antwort, die man selbst findet, einfach nicht die zu sein, die man hören möchte. Darüber gilt es zu meditiereṇ

    Buddha löst die Unruhe Malunkyaputtos zum Schluss auf. Da war das Mitgefühl größer als Malunkyaputto noch länger jammern und klagen zu sehen. :grinsen:


    Zitat

    Und warum hab' ich das, Malunkyaputto, nicht mitgeteilt? Weil es, Malunkyaputto, nicht heilsam, nicht urasketentümlich ist, nicht zur Abkehr, nicht zur Wendung, nicht zur Auflösung, nicht zur Aufhebung, nicht zur Durchschauung, nicht zur Erwachung, nicht zur Erlöschung führt: darum hab' ich das nicht mitgeteilt.

    "Was aber, Malunkyaputto, hab' ich mitgeteilt?

    • 'Das ist das Leiden', Malunkyaputto, hab' ich mitgeteilt,
    • 'Das ist die Leidensentwicklung' hab' ich mitgeteilt,
    • 'Das ist die Leidensauflösung' hab' ich mitgeteilt,
    • 'Das ist Leidensauflösung führende Pfad', hab' ich mitgeteilt.

    Und warum hab' ich das, Malunkyaputto, mitgeteilt? Weil es, Malunkyaputto, heilsam, weil es urasketentümlich ist, weil es zur Abkehr, Wendung, Auflösung, Aufhebung, Durchschauung, Erwachung, zur Erlöschung führt: darum hab' ich das mitgeteilt.

    "Darum also, Malunkyaputto, mögt ihr was ich nicht mitgeteilt als nicht mitgeteilt, und was ich mitgeteilt als mitgeteilt halten."

    Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Malunkyaputto über das Wort des Erhabenen.


  • Die Schlange existiert nicht. Dort liegt ein Seil. Aufgrund von Unwissenheit, wird aus dem Seil eine Schlange, …...

    Ich kenne das Beispiel, übrigens ist es ursprünglich aus dem Hinduismus. Die Hindus, die Brahmanen kannten nicht die "Leerheit" wie sie vom Buddha gelehrt wurde. "Form ist Leerheit, Leerheit ist Form" kommt in der hinduistischen Philosophie, den Upanischaden, vor dem Buddha nicht vor - es sei denn mir zeigt jemand was anderes.

    Hier ist übrigens eine schöne ausführliche Erzählung, mit Schlangenbiss:

    Yoga - Die Schlange und das Seil


    Aber der Kommentar dazu ist eher nicht buddhistisch:

    "Brahman entspricht dem Seil, es ist immer da. Die Welt, so wie wir sie sehen, ist eine Einbildung. Sie existiert nicht wirklich in der Form, wie wir sie wahrnehmen. Wir legen die Vorstellung einer Welt über das reine Bewusstsein. Das Seil ist niemals zur Schlange geworden, Brahman ist niemals zur Welt geworden. Brahman existiert immer weiter als reines Bewusstsein."


    Da müsste mir jemand mal erklären wie das zum Herz-Sutra passt. ich meine nicht vorrangig das mit Brahman, sondern das: Die Welt, so wie wir sie sehen, ist eine Einbildung. Sie existiert nicht wirklich in der Form, wie wir sie wahrnehmen.

    Die Formen existieren so wie wir sie wahrnehmen, sonst würde es eine nihilistische Ansicht sein (gemäß den Madhyamikas!). Wir sehen nur die Leerheit dieser Formen nicht, d.h. das abhängige Entstehen und Bestehen dieser Formen sehen wir nicht.

    Nochmal: die Leerheit der Nase hebt die Form der Nase nicht auf.

    Im Gegenteil: gäbe es die Form der Nase nicht, gäbe es auch kein Leerheit der Nase (gemäß den Madhyamikas).

    So wird es doch gesagt:

    "Form ist Leerheit, Leerheit ist Form"



    Was überlappt ist immer Samsara, was überlappt wird ist immer Nirvana.


    Wie kann Leiden das Nicht-Leiden überlappen? ?

    :rainbow:

  • Zitat

    "Darum also, Malunkyaputto, mögt ihr was ich nicht mitgeteilt als nicht mitgeteilt, und was ich mitgeteilt als mitgeteilt halten."

    Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Malunkyaputto über das Wort des Erhabenen.


    :):)


    Das ist wirklich zufrieden stellend, was uns mkha' und Schmu da herausgesucht haben: "mögt ihr … was ich mitgeteilt als mitgeteilt halten".


    Karma und Wiedergeburt hat uns der Buddha auch mitgeteilt.

    Nun müsste noch jemand eine Stelle raussuchen wo der Buddha sagt, dass er es auch immer ernst meine damit, was er uns mitteilt. ;)

    :rainbow:

  • Ich denke, das ganze Problem hier ist, dass du strikt von der Leerheit als Referenzpunkt ausgehst (was nicht falsch ist, nur darum reden wir aneinander vorbei, da ich hier gerade nicht von Leerheit spreche).



    Da müsste mir jemand mal erklären wie das zum Herz-Sutra passt. ich meine nicht vorrangig das mit Brahman, sondern das: Die Welt, so wie wir sie sehen, ist eine Einbildung. Sie existiert nicht wirklich in der Form, wie wir sie wahrnehmen.


    Im Vedanta wird die komplette Welt als Illusion bezeichnet - der Buddhist scheut sich davor, darum nimmt er Leerheit und vermeidet Extreme. Trotzdem kann man dies verbinden, wenn wir es psychologisch betrachten - denn die Welt ist tatsächlich maya, Illusion, weil wir die Realität durch unsere persönlichen Filter wahrnehmen, die wiederum unser persönliches Samsara und Karma erschaffen. Nirvana wäre dementsprechend der Wegfall der persönlichen Filter, welche die Realität überlappen (!).




    Wie kann Leiden das Nicht-Leiden überlappen? ?


    In dem der Ursprung des Leidens und die Auflösung des Leidens nicht erkannt wird. Das Nicht Leiden ist der reale Zustand, das Leiden ist der erfahrene Zustand, weil wir den realen Zustand nicht sehen können, da wir ihn gar nicht vermuten, weder hier und jetzt, noch in der Zukunft.



    Zum Herz Sutra:


    Zitat

    Deshalb: nichts erstreben die Bodhisattvas, im Reinen Gewahrsein weilend, sind sie frei von hinderlichen Gedanken.


    Von Gedanken nicht behindert, (daher auch) nicht beängstigt, die Verzerrungen (des Ego) überwunden habend, (ist ihre persönliche Existenz) zu guter Letzt ausgelöscht.


    Dies ist für mich (persönlich) die Hauptstelle. Im reinen Gewahrsein hört Samsara auf (zu wirken). Aber wurde Nirvana betreten (als Ort)? Nein, denn dies war ja schon da, aber nicht erkannt/realisiert durch Verzerrung des Egos.

  • Wenn dieser Thread beendet sein wird, werden sich einige wundern! Nichts in ihren Anschauungen wird mehr so sein wie vorher. Sie werden so manche fehlerhafte Sichtweise geändert haben, und damit dem Erwachen ein ganzes Stück näher gekommen sein. Das ist das Gute an solchen Threads!