Den Weg ohne Lehrer gehen


  • Hinwenden zu etwas Göttlichen’ wird jedoch von Christlichen Mystikern wie Meister Eckart beschrieben. Wie in allen Tora-Religionen.

    Hinwendung zum 'Ich ohne Ich', dem leeren von Vorstellungen jeglicher Art, auch von Begriffen, wird von Buddha beschrieben. Nur von diesem. Es gibt kaum einen, der dem 'Ich ohne Ich' nicht eine göttliche Komponente andichtet. Gott muss eben sein und Gott ist immer ein: Das bin nicht ich.

    Der wahre Lehrer ist der, der keine meiner Fragen beantwortet.

  • Der ganze Theravada ist von einem tiefen Respekt gegenüber Lehrern gekennzeichnet


    Zitat

    »Mit 'Gott' bezeichnet man die Eltern, 'die ersten Lehrer' nennt man sie; sie sind der Kinder Ehrfurcht würdig, [2] sind die Erbarmer des Geschlechts. Es schenke ihnen darum Achtung der Weise und bediene sie mit Speise wie auch mit Getränken, mit Kleidung und mit Lagerstatt, mit Baden und mit Gliederreiben und mit der Füße Waschung auch.

    Anguttara Nikaya III.31-40


    Es ist ganz bestimmt kein Zufall, daß nach dem Pali Kanon die ersten Menschen, denen Buddha nach seinem Erwachen von seinen neuen Erfahrungen erzählen wollte (und die er eindeutig bekehren wollte) seine beiden letzten Lehrer Āḷāra Kālāma und Uddaka Rāmaputta sind. Erst nachdem er erfährt, daß beide inzwischen verstorben sind, wendet er sich an seine ehemaligen mit-Asketen.


    Zitat

    "Ich erwog folgendes: 'Wen sollte ich zuerst das Dhamma lehren? Wer wird dieses Dhamma schnell verstehen?' Da fiel mir ein: 'Die Bhikkhus der Fünfergruppe, die mir aufwarteten, während ich mit meinen Bemühungen (asketische Übungen) beschäftigt war, waren sehr hilfsbereit. Angenommen, ich lehre sie zuerst das Dhamma.'

    Majjhima Nikāya 26


    Interessant ist aber, daß Buddha in gleichem Zusammenhang betont, daß er selbst für den entscheidenden Schritt keinen Lehrer hatte und brauchte.


    Majjhima Nikāya 26


    Die grundsätzlichen Grenzbedingungen für alle Lehrertätigkeit ist wieder in der Kalamer Sutta zu finden


    Zitat

    Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen.

    Anguttara Nikaya 3 (62-66)


    Einem Lehrer zuzuhören kann gut sein, die Wahrheit des Dargelegten selbst verstehen, ist besser!


    Buddha war ein Menschenkenner. Zu seinen allerletzten Äußerungen gehört ganz klar die Idee, daß nach seinem Tod die dargelegte Lehre allein die Richtschnur sein soll und daß es keines Lehrers bedarf.


    Zitat

    Dann sprach der Erhabene den ehrwürdigen Ānanda an: "Es könnte sein, dass euch einfallen würde: 'Der Meister dieser Lehre ist vergangen, nicht gibt es für uns einen Meister.' So sollt ihr das, Ānanda, aber nicht sehen. Die von mir dargelegte Lehre und die von mir erlassene Zucht, Ānanda, ist nach meinem Tode euer Meister.

    Digha Nikaya 16.2


    An gleicher Stelle


    Zitat

    «Was hat denn, Anando, die Jüngerschaft noch von mir zu erwarten?

    Aufgewiesen hab' ich, Anando, die Satzung, und habe kein Innen und kein Außen gemacht: nicht gibt es, Anando, beim Vollendeten ein Aufsparen in der hohlen Faust.

    Wer da etwa, Anando, also dächte: "Ich habe die Jüngerschaft zu lenken", oder: "Auf mich angewiesen ist die Jüngerschaft", der hätte ja wohl, Anando, in betreff der Jüngerschaft noch etwas anzuordnen. Der Vollendete hat, Anando, keine solchen Gedanken, wie: "Ich habe die Jüngerschaft zu lenken", oder: "Auf mich angewiesen ist die Jüngerschaft"; was sollte, Anando, der Vollendete in betreff der Jüngerschaft irgend noch anzuordnen haben? Ich bin doch, Anando, jetzt alt geworden, ein Greis, hochbetagt, bin meinen Weg gegangen, am Ziel angelangt, stehe im achtzigsten Jahre. Gleichwie etwa, Anando, ein abgeratterter Karren mit Ach und Krach weitergebracht wird, ebenso auch wird, Anando, mit Ach und Krach, so zu sagen, der Leib des Vollendeten weitergebracht.

  • Super! Fotos.

    So sehe ich das auch.


    Andererseits habe ich mir natürlich auch zu Beginn einen Leher gewünscht. Aber Alles ist mein Lehrer. Und geprüft wird alles aufgrund der eindeutigen Aussagen des Buddha.


    :)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Moni

    das Nein bezieht sich hier auf eine ‚Hingabe zum Göttlichen‘ als Absicht und nicht als Gabe in Vertrauen aus Sichtweise.


    Du hast natürlich Recht wenn Du Hingabe ebenso als wichtiges Glied auf dem Weg zur vollständigen Befreiung,Nibanna,beschreibst.


    Akzeptanz ist nicht nur Hingabe durch Vertrauen.


    Akzeptanz kann in Gleichgültigkeit bestehen ohne den nötigen Gleichmut entwickelt zu haben.

    (Das führt wohl zu weit)


    Der Buddha erklärt Hingabe als Bedingung von Vertrauen in

    rechter Erkenntnis auf

    die Vier edlen Wahrheiten und in den achtfachen Pfad zur endgültigen Befreiung.


    Ist die rechte Erkenntnis in die vier Edlen nicht oder noch nicht vorhanden bedingt jegliches Handeln kein rechtes, sondern immer ein motiviertes im

    SELBSTnutz.


    Ist ein Erkennen jedoch durch ein Vertrauen in die vier edlen Wahrheiten bedingt

    kann zb dann auch Göttliches oder auch Licht

    anstelle

    von Ego-/Selbstnutz treten.


    (Das meinst Du evtl. ebenso wenn ich Dich richtig verstehe)


    In Metta🙏

  • Einem Lehrer zuzuhören kann gut sein, die Wahrheit des Dargelegten selbst verstehen, ist besser!

    Das Eine schließt ja das Andere nicht aus.... :)

    Buddha war ein Menschenkenner. Zu seinen allerletzten Äußerungen gehört ganz klar die Idee, daß nach seinem Tod die dargelegte Lehre allein die Richtschnur sein soll und daß es keines Lehrers bedarf.

    Das kann man so interpretieren, aber die von dir - dankenswerterweise _()_ - eingestellten Texte aus dem Pali-Kanon legen auch nahe, dass diese Äußerungen für die Mönche bestimmt waren, die oft jahrelang den Buddha selbst vor Augen und Ohren und als wohl authentischsten Lehrer hatten. Für DIESE sollte das Dhamma, nach dem Tod des Buddha, die alleinige Richtschnur sein:


    «Die also da, Anando, jetzt eben oder nach meinem Verscheiden, sich selber als Leuchte, selber als Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht, zu wahren verstehen: in solchem Anbetracht nur werden diese, Anando, Mönche sein, die da eifrige Übung lieben.» (Digha Nikaya 16.2)


    Auch diejenigen, die heutzutage "ohne Lehrer", quasi autodidaktisch, praktizieren, haben ja die Buddha-Lehre aus irgendeiner Quelle bezogen (Bücher, Internet, TV,..), sich informieren, belehren und inspirieren lassen.

    Wenn man viel Selbstdisziplin, Willenskraft, Ehrlichkeit (sich selbst gegenüber) und Durchhaltevermögen besitzt, ist es vielleicht möglich, auch ohne Lehrer (und Sangha) auf dem Pfad weiterzukommen. Dennoch überzeugt mich dieser Beitrag:

    Zur Not geht es schon ohne Lehrer, aber ein Lehrer ist extrem wichtig.

    Warum?


    Dir selbst stimmst Du meistens zu.

    Niemand kann Dich dann stoppen.


    Meine Lehrer konnten mir detailliert erklären, wo ich gerade in der Meditation stehe und wie es weiter geht.

    Gerade am Anfang braucht es ein Gegenüber, als Spiegel, um sich selbst zu erkennen, wie man wirklich ist. Die Gefahr, sonst einem idealisierten Selbstbild anzuhängen, verringert sich dadurch erheblich.

    Danach hatte ich noch andere Lehrer, und danach wurde alles zu meinem Lehrer.

    Weitere Lehrer können helfen, nicht "dem" Lehrer, sondern der Lehre zu folgen. Allzuleicht haftet man ja an....

    Irgendwann kommt der Punkt, wo man Belehrungen auch vom eigenen Herzen hört. Theoretisch gesehen müsste man dann nicht mehr zu einem Lehrer,

    ....sondern wird selbst ein Lehrer? ;)

    Man muss nicht praktizieren und einen Lehrer haben, sondern man darf praktizieren und einen Lehrer haben

    Welch eine Chance!


    Danke, lieber Martin_1980 , für deine wunderbaren Erfahrungsberichte und Inspirationen!


    :) :heart: _()_

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • 🙏

  • Lieber Martin_1980 ,


    mich würde mal interessieren: wie viel Kontakt hast/hattest Du durchschnittlich mit Deinen Lehrern, und woran haben sie gemerkt, wo Du gerade in der Meditation stehst?

    Wie viele Schüler haben/hatten Deine Lehrer? Wie viel Zeit konnten sie Dir darüber hinaus widmen?


    Und was war der zündende Faktor, an dem Du erkannt hast, dass dieser bestimmte eine Lehrer Dich wohl besser kannte als Du Dich selbst?

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet


  • Andererseits habe ich mir natürlich auch zu Beginn einen Leher gewünscht. Aber Alles ist mein Lehrer. Und geprüft wird alles aufgrund der eindeutigen Aussagen des Buddha.


    Mir geht's fast genauso.

    Allerdings ohne Schwerpunkt auf die User hier. Sie sind vielmehr gleichwertig allem Anderen im Leben.

    Ja, einen Lehrer hatte ich mir ganz zu Anfang auch gewünscht. Aber es funktionierte einfach nicht.

    Das gibt es nun mal nicht grundsätzlich, dass diese Konstellation so sein muss und passt.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das Wertvollste ist mir die Lebenserfahrung.

    Die kann mir keiner nehmen und auch niemand der Außenstehenden nachvollziehen, auch der beste Lehrer nicht (falls es solchen gibt).

    Die Lebenserfahrung ist in Wirklichkeit das, was die Spiritualität eines Menschen ausmacht.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das Wertvollste ist mir die Lebenserfahrung.

    Das sehe ich auch so verbunden mit der eigenen Reflektion und dem eigenen Erforschen der Dinge was hier eigentlich in meinem Kopf passiert und wie die Dinge wirklich sind.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Das Wertvollste ist mir die Lebenserfahrung.

    Das sehe ich auch so verbunden mit der eigenen Reflektion und dem eigenen Erforschen der Dinge was hier eigentlich in meinem Kopf passiert und wie die Dinge wirklich sind.

    Hast Du trotzdem einen Lehrer, Anandasa ?

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Hast Du trotzdem einen Lehrer, Anandasa ?

    Nein, ich habe keinen. Ich nehme hin und wieder an Workshops teil im Tibethaus in Frankfurt. Wegen Corona die letzten 2 Jahre jedoch fast weggefallen. Der dortige tibetische Lehrer Dagyab Rinpoche zuzuhören mag interessant sein. Als Lehrer ansehen geht mir dann zu weit, wenn es dann z.B. wie selbstverständlich als wahr angesehen wird, dass dieses einmal in Indien gefundene Kind sich tatsächlich an ein früheres Leben erinnern kann. Es gibt unendlich viele gute buddhistische Bücher um daraus zu lernen oder den Palikanon. Für konkrete Fragen kann ich mich hier ans Forum wenden.


    Ich würde es mir aber schon gefallen lassen, wenn mir ein Zen-Meister eine Aufgabe stellt und mich z.B. fragt was ich in letzten Leben gewesen bin. Das ist kein schulmeisterliches Verhalten order irgendeine Lehre, der ich folgen muss, weil der Meister irgendwas so sieht. Aber Zen bleibt mir fremd. Ich habe keine Verbindung zu Japan. Von früheren Reisen nach Südostasien für eine frühere Firma bin ich Theravada-Länder gewohnt. Das ist Anhaftung, ich weiß. Aber die Erinnerungen an die Theravada-Länder sind psychisch wertvoll und können nicht einfach weggewischt werden ohne dass das unheilsame Spuren hinterlässt. Ich bin den Menschen dort auch irgendwie verbunden.


    Theravada verbunden mit Metta aus dem tibetischen Buddhismus ist für mich eine gute Kombination. Ich lese auch gerne Bücher oder Artikel von Ajahn Buddhadasa, Ajahn Chah, Ajahn Brahm und solche Mönche aus dem Theravada. Das sind sozusagen meine Lehrer - auch wenn nur über das Lesen von Büchern.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Ich habe meistens sehr lange Retreats gemacht, und wir hatten fast täglich Kontakt mit dem Lehrer.

    Manchmal habe ich als "Diener" für einen sehr berühmten Lehrer "gearbeitet", dann war ich fast 24 Stunden in seiner Nähe.


    Ich hatte zwei Lehrer die mehr oder weniger meine Gedanken lesen konnten. Ich bin niemand der ein Tagebuch führt, einen Seelenverwandten hat dem er alles anvertraut, noch schreibe ich über meine innersten Vorgänge auf Facebook.


    Aber diese Leute wussten alles über mich.


    In unserer Tradition gibt es so eine Art von Landkarte für die Meditation. Davon wusste ich die ersten Jahre nichts.

    Meine Lehrer konnten mir anhand meiner Erzählungen genau erklären, wo ich umgehe, was ich falsch mache, und wie weit oder nah ich von der Freiheit entfernt war.


    Vor kurzem habe ich einen meiner Lehrer wieder besucht, und er erkannte wohl das ich ihn sehr mag.

    Ich wollte einfach nur in seiner Gegenwart sein und stellte deshalb Fragen, auf die ich die Antwort schon lange hatte.


    Bei jeder Frage sagte er zu mir : "Das weißt du doch schon längst, lass die anderen Leute ihre Fragen stellen"


    Und danach hat er mich zum Mittagessen eingeladen.

    Er wusste wohl das ich einfach gerne in seiner Nähe war.


    LG Martin

  • Martin_1980

    Sowas habe ich nie erlebt.

    Ich hatte zwar in den Neunzigern, als ich in einer anderen Gemeinschaft war, mehrfach solche Phänomene, dass ich bestimmte Gedanken hatte und der Lehrer sprach sie in ganz ähnlicher Form dann aus, aber das passiert immer, wenn man sich intensiv mit etwas beschäftigt, auch im weltlichen Leben. Hier ein Beispiel aus meinem weltlichen Leben: ich hatte mal einen Mieter, der mir noch etwas schuldete. Er zog weg, in einen Hamburger Stadtteil. Aber immer, wenn ich mich durch meine Stadt bewegte, begegnete er mir wenigstens ein Mal in Form eines ihm sehr ähnlichen Menschen.

    Später hatte ich dann eine schwierige Mieterin. Da glaubte ich oft ihr Auto zu erblicken, obwohl es jedes Mal ein anderes war.

    Hast Du, Martin, bei Deinen Eltern stets ein offenes Ohr gefunden, wenn Dich etwas sehr beschäftigte, besonders in der Pubertät?


    Noch mal zurück zu dem erwähnten damaligen Lehrer der Neunziger Jahre: der war keinesfalls spirituell weit entwickelt. Es stellte sich heraus, dass er ein untugendhaftes Privatleben führte mit vielen Unregelmäßigkeiten in seinem Leben. Darüberhinaus war er extrem neugierig und schlich sich an den einen oder anderen heran, um Klatsch zu erfahren, besonders, wenn es um ihn selbst ging.

    Übrigens: nach meiner Erfahrung ist die sogenannte Gedankenübertragung eher etwas, was mit mir selbst zu tun hat.


    Inzwischen bin ich nun schon bald 15 Jahre bei den Karma-Kagyüs, bin aber sehr kritisch und gehe schließlich doch meinen eigenen Weg.

    Wenn ich an einer Online-Belehrung teilnehme, wundere ich mich immer, was die TeilnehmerInnen für Fragen stellen - so als wären sie noch Kinder. Wobei in der Tat Kinder meistens noch weiser wirken.

    Solche Fragen würde ich nie stellen, darauf würde ich gar nicht kommen.

    Trotzdem gibt es da einen Lama, der sich für meinen Lehrer hält. Vor 13 Jahren machte er sich daran, mich in das Ngöndro einzuführen (wer nicht weiß, was das ist: bitte googeln, denn wir sind hier nicht in der Tibetischen Abteilung). Das Ngöndro besteht aus vier Teilen. Beim dritten Teil hatte ich große technische Schwierigkeiten und versuchte das mit ihm zu klären (beim zweiten Teil, als ich in der Visualisation Widersprüche erkannte, ebenso), aber er hat mich überhaupt nicht verstanden und wir redeten immer aneinander vorbei. Das Ganze zog sich über ein paar Jahre hin. Schließlich kam es mir so vor, als ob er mir lieber aus dem Wege ging, aber das war nicht so eindeutig, vielleicht bilde ich mir das auch ein. Jedenfalls gab es da einen Punkt, von dem aus er es vermied, in Einzelheiten und spezifischen Anweisungen zu sprechen, und sagte nur noch: "Übe Guru-Yoga!" (das ist der vierte Teil des Ngöndro), ohne überhaupt die technischen Probleme des dritten Teils noch zu anzusprechen. Na, da dachte ich, wenn er mir keine Anleitung dazu gibt, dann muss ich es mir wohl anlesen. Bei diesem Teil gibt es nun wieder ein neues Problem, denn dabei soll man sich das Oberhaupt, den Karmapa, als den persönlichen Über-Lehrer vorstellen, und das hat bei mir nie geklappt, denn der Karmapa ist in einem Alter, dass ich seine Mutter sein könnte. Ganz automatisch, wenn ich an den Karmapa dachte, tat er mir Leid, dass er ein so eingeschränktes Leben führen muss und sich wahrscheinlich auch ungesund ernährt. Immer musste ich daran denken, wie er sich wohl fühlt - ziemlich einsam wahrscheinlich, und das schmerzte mich, dass ich nichts daran tun kann.

    Also, mir den Karmapa als Guru vorzustellen, funktionierte überhaupt nicht. Und vor nicht allzu langer Zeit ist ja auch diese Missbrauchsgeschichte (siehe dort, Thema hier im Forum) bekannt geworden und es ist nachgewiesen, dass er eine Nonne gegen ihren Willen geschwängert hat, es ist ein Mädchen geworden. Und es gibt noch mehr ...! Nun kann ich sagen, dass alle meine Sorgen um ihn berechtigt gewesen waren!


    Trotzdem spende ich noch für das Institut in der Eifel, nach dem Motto: "Da es noch mindestens einen Gerechten gibt ..." (frei nach dem Alten Testament), und es gibt da wirklich auch gute Leute. Außerdem tut es mir Leid, wenn ihnen viel Geld fehlt, um das Dach zu reparieren oder um eine neue Heizanlage zu installieren. So ein Haus verursacht nun mal viele Unkosten.


    Nun, der Lama denkt anscheinend weiterhin, dass er mein Lehrer ist. Vielleicht fühlt er sich auch mir gegenüber, wegen meiner Spendenbereitschaft, verpflichtet. Vor einigen Wochen schlug er mir vor, wir können uns ja über JitsiMeet treffen. Das haben wir dann ein Mal gemacht, und das ging leider wieder in die Hose: erneut redeten wir aneinander vorbei, auch schneidet er mir oft das Wort ab, weil er mich nicht versteht und wahrscheinlich vermeiden will, dass ich ihn etwas frage, das er nicht beantworten kann, denn in deren Tradition "gibt es das einfach nicht", dass ein Lama etwas nicht beantworten kann.

    Hierzu möchte ich nebenbei bemerken: ich bin sicher, dass es oft passiert, dass Westler solche asiatischen Lamas unbewusst und ungewollt provozieren, denn wir entstammen doch äußerst unterschiedlichen Kulturen.


    Ihr wisst, dass ich gerne viel schreibe, darum ist dieser Bericht hier für meine Verhältnisse kurz, auch wenn er Euch lang erscheint.

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    Epiktet

  • Doch so was habe ich erlebt, wird mir nur wegen der Darlegung von Martin_1980 klar.

    Das ist bei mir aber umgekehrt. Ich habe gekannt und kenne Menschen, die einfach gern mit mir zusammen sind. Ein Gespräch brauchen die Menschen nicht. Wir mögen uns, weil wir zusammen sein können einfach so als Sprachlose fühlende Wesen.

    Das ich mich als Meister fühle, ist mir noch nicht geschehen, aber ich verstehe die Meister von Martin. :luftkuss:

    :herzblick: _()_ _()_ _()_ :herzblick:

  • Das ist bei mir aber umgekehrt. Ich habe gekannt und kenne Menschen, die einfach gern mit mir zusammen sind. Ein Gespräch brauchen die Menschen nicht. Wir mögen uns, weil wir zusammen sein können einfach so als Sprachlose fühlende Wesen.

    Ja, so kenne ich es auch.

    Wenn ich nur aus geselligen Gründen mit Lehrern zusammen bin, ist alles in Ordnung. Nur wenn's ans "Fachliche" geht, kommt es zu diesen Missverständnissen, wie beschrieben.

    Am besten verstehe ich mich mit ihnen noch über den Zugang "Liebe geht durch den Magen", da ich ihnen stets selbst gebackene Weihnachtsplätzchen schicke.

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    Epiktet

  • Mir fällt mein letzter Aufenthalt „Zuhause“ besonders auf. Weihnachten habe ich beschlossen, Geschenke dankbar anzunehmen, aber nichts zu schenken, außer mein dabeisein. Das einfach so machen, hat einen besonderen Zustand erzeugt. Das Jahr davor habe ich verlangt, mir nichts zu schenken. Habe mich wohl dabei gefühlt, die Mitmenschen aber nicht. Ein mitfühlender Mensch darf sich dem Schenken wollen verweigern, aber nicht den Geschenken.

    Bin wohl ein „*Boddhisattva*“ geworden, ohne es bisher, jetzt, zu erkennen. Nein! Es führt nicht zu Eitelkeit, diese Schwäche habe ich schon sehr lange hinter mir gelassen, auch wenn ich durch mein Schreiben/Sprechen, manchmal so erscheine.

    :? :hug: :heart:

  • Amdap, mir geht es so wie Dir mit den sogenannten Lehrern. Im übrigen geht es mir sogar mit manchen ÄrztInnen so. Würde ich nicht aufmerksam "mitarbeiten", dann würde ich gar nicht richtig behandelt.


    Den Entlassungsbriief nach meiner Katheterablation hattee sie überhaupt nicht gelesen, und selbstt im Gespräch musste ich sie auf wichtige Passagen aufmerksam machen. Da bekam sie aber einen Schreck und wurde umgehend aktiv. Sowas ist mir mein ganzes Erwachsenenleben mit den verschiedensten Ärzten passiert.

    Was geschieht mit all den Gläubigen?


    Ich finde, es wird auch deutlich durch die vielen Baustellen, die unser scheinbar so reicher Staat jetzt hat.

    Aber ich schweife ab.


    Ich habe kein Vertrauen mehr in Autoritätspersonen.

    :buddha:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Nein, Monika, Du schweifst überhaupt nicht ab.


    Das mit den Ärzten ist ein gutes Beispiel, ich habe so manches ebenfalls mit Ärzten erlebt, und ganz 'besonders' ist es in diesem Fall, weil ich selbst medizinisch-fachliche Spezialistin bin, von Berufs wegen.


    Und die Stellung eines Arztes ist in gewisser Weise ähnlich wie die eines scheinbar spirituellen Lehrers.


    Was mich nur immer wieder verblüfft, wie schon gesagt, das ist die Tatsache, dass sich die sogenannten SchülerInnen so dumm stellen, wenn sie etwas fragen. Da sind doch auch welche mit höherer Schulbildung und viel Lebenserfahrung dabei!

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    Epiktet

  • Ich habe kein Vertrauen mehr in Autoritätspersonen.

    Liebe Monikadie4. ,

    diesen Satz kann ich - leider! - auch unterschreiben - mit einigen Ausnahmen....

    Ich entstamme einer Familie, wo sehr viele Mitglieder Lehrer waren/sind (Großvater, Vater, Onkel, Bruder,...) - vom Grundschullehrer bis Gymnasiallehrer.

    Obendrein noch "gut-katholisch", also seeeehr konservativ. Ich wurde viiiiiiel belehrt....(und bin auch für vieles dankbar...).


    Irgendwann "strampelt" man sich frei, von all den "Fremdbelehrungen" (schon als Kind leistete ich aber oft Widerstand, was mir diverse Spitznamen eintrug, u.a. "Nein-rich", weil ich - angeblich -so oft "Nein!" sagte)... :lol:

    Am meisten eckte ich mit meiner Liebe zu Tieren an, an der ich dadurch nur umso stärker festhielt.


    Als ich in der Schule den Ethikunterricht, statt des Religionsunterrichts wählte, begann meine Ablösung in die Freiheit :taube: .


    Mittlerweile vertraue ich einigen wenigen "Autoritäten", aber nicht immer zu 100 %.

    Man ahnt schon, was mein "Haupthindernis" in der Buddha-Lehre ist - Zweifel"sucht".

    Ich arbeite daran, weil man einfach glücklicher und entspannter lebt, wenn man Vertrauen entwickelt hat.

    (Bei ÄrztInnen ist auf jeden Fall "Mitarbeit und Mitdenken" vonnöten! ;))

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

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    Einmal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • Danke Euch beiden, ich zweifel nicht, ich sehe/höre, was da kommt, ich fühle es auch und vertraue dann wieder nur mir selbst.

    Ich brauche Ärzte, aber ich weise sie auf Lücken oder Irrtümer hin. Da kenn ich nix. :lol:


    Und spirituelle Lehrer habe ich verlassen, wenn sie inkompetent sind.

    Ich habe schon seit 30 Jahren keinen mehr, außer das "normale" Leben, dieses Forum, meine Tochter und ehrliche Freundinnen, überhaupt jede Kritik nehme ich ernst und reflektiere darüber. Entweder ich arbeite dann weiter an mir oder ich setze mich mit der Person auseinander oder ignoriere sie (z.B. hier im Forum), wenn sie unsachlich ist.

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Autoritätspersonen definiere ich so: Eine Person, die sich ganz sicher ist, dass sie recht hat und darauf besteht, dass dieses jeder, ohne Zweifel zu akzeptieren hat.

    Diesen Personen kann man nur solange vertrauen, wie man selbst diesen Zustand nicht überwunden hat.

  • Was mich nur immer wieder verblüfft, wie schon gesagt, das ist die Tatsache, dass sich die sogenannten SchülerInnen so dumm stellen, wenn sie etwas fragen. Da sind doch auch welche mit höherer Schulbildung und viel Lebenserfahrung dabei!

    Liebe Amdap, das nervt mich auch schon mein ganzes Leben. Aber seit den letzten Jahren arbeite ich immer mehr daran, das einfach emotionslos zu akzeptieren. Ich weiß auch schon seit der Pubertät, dass ich überheblich bin, mal mehr, mal weniger. Ich bin stolz auf meine schnelle Auffassungsgabe. Also alles große Hindernisse auf dem Weg.


    Übrigens diejenigen, die sich daran stören, sind es nicht minder, sonst würde es ihnen nicht auffallen. Man sieht nur, was man weiß :lol:


    Aber mir wurde klar, dass dieses Bedürfnis nach "ich weiß alles besser" dem Mangel an Anerkennung entspringt. Deshalb bin ich bereit, mich davon zu lösen. Ich will ganz frei sein. Und dieses FREISEIN ist nichts anderes als Freisein von sich selbst. Was aber nicht verhindert, dass ich dennoch meinen Senf dazugebe, aber ich stoße mich nicht mehr so an "anderen".


    :) _()_

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