Alles anzeigenHat zu Buddhas Zeiten Sexualität nicht etwas ganz anderes bedeutet als heute?
Es gab noch keine Liebesheirat, Ehen wurden arrangiert, so gab es vorher und nachher nur verbotene Affairen oder kaufbare Prostitution. Sexualität hatte damals eher mit Besitz und Triebableitung als mit einer tiefen langanhaltenden Verbindung zu tun. So etwas würde ich eher "Hasenrammeln" nennen ...
Daß Buddha so etwas als zu überwinden angesehen hat, zeigt seinen Weitblick.
Aber was hat die antike Sexualität mit unserer heutigen Form von gelebter Sexualität zu tun?
Daß in sehr eng zusammenlebenden Gemeinschaften wie in Klöstern, in denen alle von morgens bis abends aufeinandertreffen, Begierde und Eifersucht zu schnell auflodern und vom Weg ablenken können, ist doch wohl auch klar, oder? Es ist nicht umsonst so, daß in Klöstern fast aller Religionen das Zölibat gilt.
Für Deine Auffassungen habe ich Sympathie.
Dennoch: Meines Erachtens greifen all diese historischen und soziologischen Erklärungen für die Sicht des Buddha auf Sexualität zu kurz.
Es ist ja nicht so, dass es in der Antike nur "Hasenrammeln" gegeben hätte, im Gegensatz zu "unserer heutigen Form von gelebter Sexualität". Ich möchte angesichts des heute vorherrschenden Konsumdenkens im Hinblick auf Sexualität und der Hollywood-Verkitschung romantischer Liebe, die zu einer Art Ersatzreligion geworden ist, sehr bezweifeln, dass die Paarbeziehungen heutzutage so viel reifer und besser sind.
Die Gründe für eine kritische Sicht auf die Sexualität liegen in der Lehre selbst. Ob wir das nun für richtig oder für falsch halten, sollten wir doch zumindest eingestehen, dass der Buddha prinzipielle Gründe dafür hatte, die Enthaltsamkeit von allen sexuellen Handlungen als wichtigen Bestandteil des Weges der Befreiung aufzufassen.
Einige der Gründe wurden ja schon angesprochen. Man kann darüber diskutieren und das kritisieren. Doch solche für uns westliche Menschen des 21. Jahrhunderts unangenehmen und "suspekten" Bestandteile der Lehre damit erklären zu wollen, dass der Buddha nur "Hasenrammeln" kannte und deshalb seine Aussagen unsere (scheinbar) überlegene Form von sexueller Betätigung nicht betreffen, erscheint mir unpassend.