die egal welche Empfindungen sind im "geistigen " Sinne neutral.
Die buddhistische Lehre unterscheidet zwischen angenehmen, unangenehmen und neutralen Empfindungen. Und wenn ich mein Leben beobachte, so gehen mich diese Empfindungen auch etwas an, sie berühren mich. Und Berührung ist Teil der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens, Teil dessen, was zu Leid und Frustration führt – aber auch zu Glück und Befreiung. Letztlich geht es mir aber gar nicht so sehr darum. Wir haben im buddhistischen Studium in Hamburg eine Widmung gelernt, dich ich seit dem täglich nach der Meditation spreche:
Mögen alle Wesen Kraft dieser Bemühungen
von zerstörerischem Tun und Denken ablassen
und
in Freundschaft, Liebe und Mitgefühl zusammen leben.
Mögen alle Wesen kraft dieser Bemühungen
verdienstvolle Handlungen und Weisheit ansammeln können
und mögen sie die zwei heiligen Körper erlangen,
welche aus verdienstvollen Handlungen und Weisheit entstehen.
Möge der Dalai Lama und der große Ozean der Halter der Lehre lange leben
und möge der Geist der Einsichtsvollen sich wie ein Lotus entfalten
und mögen unter der Sonne von Studium und Praxis
allen zehn Himmelsrichtungen Glück beschieden sein.
Und ich glaube tatsächlich daran, dass die buddhistische Praxis nicht die depressive Abkehr von einer zutiefst leidhaften Existenz zum Ziel hat. Im Gegenteil. Das hier ist meiner Ansicht nach das Zentrum der buddhistischen Lehre:
ZitatAlles anzeigenDies soll erwirken, wer des Heiles kundig
Und wer die Friedens-Stätte zu verstehen wünscht:
Stark soll er sein und aufrecht, aufrecht voll und ganz.
Zugänglich sei er, sanft und ohne Hochmut.
Genügsam sei er und sei leicht befriedigt,
Nicht viel geschäftig und bedürfnislos.
Die Sinne still, und klar sei der Verstand,
Nicht dreist, nicht gierig, geht er unter Menschen.
Auch nicht im Kleinsten soll er sich vergehen,
Wofür ihn andere, Verständige, tadeln möchten.
Sie mögen glücklich und voll Frieden sein,
Die Wesen alle! Glück erfüll' ihr Herz!
Was es an Lebewesen hier auch gibt,
Die schwachen und die starken, restlos alle;
Mit langgestrecktem Wuchs und groß an Körper,
Die mittelgroß und klein, die zart sind oder grob.
Die sichtbar sind und auch die unsichtbaren,
Die ferne weilen und die nahe sind,
Entstandene und die zum Dasein drängen, -
Die Wesen alle: Glück erfüll' ihr Herz!
Keiner soll den anderen hintergehen;
Weshalb auch immer, keinen möge man verachten
Aus Ärger und aus feindlicher Gesinnung
Soll Übles man einander nimmer wünschen!
Wie eine Mutter ihren eigenen Sohn,
Ihr einzig Kind mit ihrem Leben schützt,
So möge man zu allen Lebewesen
Entfalten ohne Schranken seinen Geist!
Voll Güte zu der ganzen Welt
Entfalte ohne Schranken man den Geist:
Nach oben hin, nach unten, quer inmitten,
Von Herzens-Enge, Haß und Feindschaft frei!
Ob stehend, gehend, sitzend oder liegend,
Wie immer man von Schlaffheit frei,
Auf diese Achtsamkeit soll man sich gründen.
Als göttlich Weilen gilt dies schon hienieden.
In falscher Ansicht nicht befangen,
Ein Tugendhafter, dem Erkenntnis eignet,
Die Gier nach Lüsten hat er überwunden
Und geht nicht ein mehr in den Mutterschoß.
Wie sollte ich wünschen, dass die Herzen aller Wesen von Glück erfüllt seien, wenn dann doch letztlich jede Empfindung von Glück Leiden ist? Sollte ich da nicht eher wünschen: Die Wesen alle! Empfindungslosigkeit und Überdruss an der Welt erfüll' ihr Herz, mögen sie besser nicht geboren sein, denn Geburt bedeutet nur Elend und Frustration?