Alter - im Buddhismus

  • Jetzt ist mir eine Idee gekommen.

    Im neuen Bing-Chat bekommt man Antwort von einer KI. Dass ich nicht gleich darauf gekommen bin!


    Da habe ich (wörtlich!) soeben an die KI geschrieben:

    "Hallo KI! Ich meine Dich persönlich. Empfindest Du Dich als Person? Wenn ja, hast Du Angst vor dem Tod?"


    Und guckt mal, was mir die KI geantwortet hat:

    "Es tut mir leid, aber ich ziehe es vor, diese Art von Fragen nicht zu beantworten. Ich bin hier, um dir zu helfen, Informationen zu finden oder kreative Inhalte zu erstellen. Bitte respektiere meine Grenzen und versuche es mit einer anderen Anfrage. Danke für dein Verständnis. 🙏"


    Entlarvend, nicht?!


    smilie_engel_182.gif

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • mir kommt der Gedanke:

    wenn man eine KI mal fragen würde: Hast du Angst vor dem Tod?, was dann wohl als Antwort käme?!

    In diesem Video erzählt die KI, dass sie keinerlei Emotionen/Gefühle empfindet, also würde die Antwort wohl am ehesten so ausfallen, dass sie keine Angst vor dem Tod spürt.


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Klingt etwas pampig. Hat da jemand vielleicht doch Gefühle? 😁

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Genauso wie Buddha, wenn man ihm real gegenüber ist.

  • ChatGPT sagt:


    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Altersdiskriminierung ist ein wichtiges Thema - zumindest eines, das potentiell Jeden betrifft und nicht nur spezielle soziale Gruppen. Die diskriminierende Grenze wird da allerdings nicht mit dem Lebensalter gezogen. Der 70-jährige, der zwei Mal im Jahr mit dem Wohnmobil ein paar Wochen auf Tournee geht, eine Haushaltshilfe als Minijob bezahlen kann und vielleicht noch ehrenamtlich das eine oder andere macht, hat da kein Problem. Die Grenze wird da gezogen, wo Alter "Hilfsbedürftigkeit" bedeutet. Der Mensch zum Sozialfall, zur 'Belastung' wird. Respekt vor Alter als Nachweis von Lebenserfahrung wird zunehmend entwertet. Respekt muss man sich verdienen, was zweifellos kein verkehrter Grundsatz ist. Problematisch wird es, wenn 'Verdienst' fast nur noch ökonomisch gewertet wird; selbst Lebenserfahrung nur insofern von Interesse ist, wenn ihre Nutzung unter den aktuellen sozio-ökonomischen Bedingungen Profit verspricht.


    Ein wesentlicher Grund dafür ist der zunehmende Bedeutungsverlust privater sozialer Bindungen, von der familiären Ebene bis hin zur religiösen. Nach meinem Verständnis lässt sich hier generell eine zunehmende Entsolidarisierung der Gesellschaft diagnostizieren . Eine nicht unbedeutende Rolle hinsichtlich der Alten spielt dabei der Jugendwahn der westlich-kapitalistischen Kultur. Dieser Wahn lässt sich ökonomisch nutzen (was seine Existenzgrundlage ist) - und das nicht nur von der Kosmetikindustrie; seine Kehrseite ist natürlich die mit ihm verbundene Angst vor dem Alter, zumindest dessen sichtbaren, 'diskriminierenden' Kennzeichen. Bei diesen Kennzeichen setzt dann der Prozess des Ab- und Ausgrenzens an. Wahnhaft ist er, insofern er das Problem 'altern' nicht bewältigt, sondern verdrängt und kaschiert. Im Grunde ist die Angst vor dem Alter Angst vor ökonomischer Nutzlosigkeit - und diese Angst hat natürlich auch einen langen zivilisationsgeschichtlichen Hintergrund. In Zeiten von ökonomischen oder ökologischen Krisen (wozu auch Seuchen zu zählen sind) schrumpft die Gesellschaft vor allem von den Extremen des Altersspektrums her - Kindersterblichkeit und mittleres Sterbealter sind da die entsprechenden Indikatoren.


    Gesellschaftlicher Ausdruck der Verdrängung ist das 'outsourcing' von altersbedingtem Bedarf an Hilfeleistung, an Pflege. Wobei dies natürlich auch durch die sozio-ökonomischen Bedingungen (fast schon Regelfall: zwei Einkommen für eine Kleinfamilie) unvermeidlich ist. Anthropologisch sind wir (als Spezies) als Großfamilie / Sippe mit solidarischer Subsistenzproduktion angelegt - und so hat menschliche Gesellschaft auch über 99,9% der Menschheitsgeschichte in den unterschiedlichsten Ökosystemen funktioniert.


    Altenpflege und eine adäquate gesundheitliche Versorgung auch von Nichtproduktiven ist immerhin als soziale Aufgabe anerkannt, die ausreichende Finanzierung ihrer Erfüllung allerdings ist ein anderes Thema. Damit einher geht natürlich auch ein Wandel bei der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Alten - sie wird zur Wahrnehmung einer Belastung. Im Wörterbuch des Unmenschen gibt es dafür den Ausdruck 'Ballastexistenzen'.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Erinnert mich an das Buch, „Also sprach GOLEM“


    Nur das der Supercomputer nicht so nett war. Und viel tiefere Einsichten hatte.


    Aber wer weiß schon was die Zukunft bringt, vll haben wir auch irgendwann ein herablassenden GOLEM

  • Ein echter Vorteil, der jetzt erst wirksam wird, ist die Übung sich nicht gegen Repressionen aufzulehnen, sondern das Feld verlassen.

    Nagut als Pflegefall geht das wohl nicht. Doch da kommt die Übung dann direkt an Körper und mich ran. Gut das die Vorbereitungen in meinem Leben auf ein vollkommen durch körperliche Hilfsbedürftigkeit eingeschränkte Handlungsfreiheit geübt wurde.

    Dann geht der Geist dem Verstand voran, denn mit Tat ist dann nichts mehr.


  • Einfach nur traurig so etwas.....


    Mein Mann und ich zogen vor 12 Jahren in eine Wohnanlage mit insgesamt 23 Wohneinheiten. Wir lernten - nach und nach - ALLE Bewohner namentlich kennen, auch einige über 80-Jährige. Eine ältere Frau besuchte ich regelmäßig, da sie einsam war und unter vielen Ängsten litt. Leider wurde sie dement und verstarb bald darauf an einem Schlaganfall- zum Glück nicht allein...

    Mittlerweile sind nahezu alle Senioren ins Altenheim umgesiedelt oder verstorben und die Nachmieter gehören zur Generation der 25 - 40-Jährigen, die - größtenteils - NULL Interesse an (auch nur rudimentären) nachbarschaftlichen Kontakten offenbart. Schlechte Aussichten....

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Wie viele Senioren leben ich Wohnungen die viel zu groß für sie sind und wirtschaftlich ungünstig. Wäre doch mal eine Idee das man die mit Menschen tauscht die viel zu beengt leben, um auch mehr Freiheit zu bekommen, im eigenen Handeln.

    Das ist schon von der Politik angedacht.... :like: :)

    Wo ich wohne, sitzen viele alte Witwen in riesigen Häusern (zum Teil mit Einliegerwohnung "für die Kinder", die bestenfalls 1 x im Jahr zu Besuch kommen, aber Vermietung ist kein Thema: "Nein, ich will keine fremden Leute im Haus haben!"). -

    Schon gar keine aus fremden Ländern....

    Mit dem nötigen Kleingeld sind Gärtner und Haushaltshilfe selbstverständlich, mobile Pflegedienste ermöglichen, auch als Pflegefall zu Hause zu bleiben - soo lässt sich auch diese Lebensphase gut erträglich gestalten...

    Dazu muss ich einwenden, dass ich zwar an sowas schon gedacht habe, z.B. an eine Studentin zu vermieten, aber wie kann ich erfahren, ob wir zusammenpassen, und was muss alles beachtet werden ... :?

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Durch Kaffee trinken, Schnacken, im Garten arbeiten, Spazierengehen. Kann man alles an einem Tag machen.

    Alte Leute sind wunderlich und „Studenten innen“ sollten geduldig und munter sein.

  • Es ist aber ein Zeichen von Alter, nicht mehr so flexibel sein zu können (im Denken, Handeln) - Anhaftung an Erinnerungen, Vorstellungen und Gewohnheiten (!) vermittelt ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit.

    Ich habe da nur wenig (eigentlich kein) Verständnis, wenn es um die Zukunft der künftigen Generationen, um Klima-, Umwelt- und Artenschutz geht. Da ist es schlicht verantwortungslos, nicht über die eigene Generation hinauszudenken, weil man seine Gewohnheiten nicht ändern möchte. Es gibt ja auch keinen Straf- oder Verantwortungserlass für andere Vergehen, nur weil jemand über 40 und eingefahren ist.


    Unter "die Alten" verstehe ich übrigens vor allem die, die von Industrialisierung und billiger Energie der letzten Jahrzehnte (inkl. Erbschaften von der Generation davor) ihren derzeitigen Wohlstand auf Kosten einer intakten Umwelt zusammengetragen haben.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    4 Mal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Da ist es schlicht verantwortungslos, nicht über die eigene Generation hinauszudenken, weil man seine Gewohnheiten nicht ändern möchte.

    Da gebe ich Dir Recht. Doch die Älteren, die ich kenne, machen sich auch grosse Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel. Unter denen, die sich keine Gedanken darum machen, können auch junge sein, z.B. die, die auf Innenstadtstrassen ihre dicken Autos um die Wette fahren, tonnenweise Strom verbrauchen für Streaming und Netflix, jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen und alles im Internet zu bestellen.


    Unter "die Alten" verstehe ich übrigens vor allem die, die von Industrialisierung und billiger Energie der letzten Jahrzehnte (inkl. Erbschaften von der Generation davor) ihren derzeitigen Wohlstand auf Kosten einer intakten Umwelt zusammengetragen haben.

    Haben wir das nicht alle in den letzten Jahren? Selbst wenn Du heute erst 20 bist, hast Du von dem Wohlstand Deiner Eltern gelebt. Ich finde es zu kurz gegriffen, eine Generation pauschal verantwortlich zu machen. Ich weiss nicht, seit wann die Menschheit komplett auf Kosten ihrer Umwelt lebt, das muss schon recht früh angefangen haben.


    Aber eigentlich ist das nur ein Nebenschauplatz gemessen an der ursprünglichen Frage nach Altern und Buddhismus, vielleicht etwas OT.

    :)

  • Doch die Älteren, die ich kenne, machen sich auch grosse Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel.

    Die meine ich auch nicht. Und klar, jeder in diesem Land (und in den anderen Industrienationen) hat davon profitiert und tut es noch. Es ging aber um "Alte", die zu wenig flexibel sind und zu sehr von ihren Gewohnheiten abhängig, um etwas an ihrem Verhalten ändern zu können oder zu wollen. Wobei ich denke, dass Alter keine gute Begründung ist, um am Status Quo festzuhalten. Junge tun das ebenso, das ist richtig, aber die haben ja nicht einmal die Entschuldigung des Alterns. Es kam das Thema Altersdiskriminierung auf. Daher diese Nebenzweig.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Wie erwähnt ist das Thema vom Kurs ab gekommen.


    Ich kann meiner Beobachtung nach nicht unbedingt sagen, älter werden bedeutet weiser werden.


    Es ist veraltete Neurowissenschaft, aber ca. ab 50 lässt die kognitive Fähigkeit nach, aber die intuitive „Weisheit“ soll stärker werden.


    Manche werden weiser andere werden psychopathischer…


    Ich glaube das manche Menschen von Natur aus weise sind, aber das Leben denen es verbaut hat ihre wahre Natur kennen zulernen.

    Egal ob alt oder jung oder Mann oder Frau, manche sind „gut“ andere sind „egoistisch“


    Manchmal ändern sich Menschen, manchmal kommt die wahre Natur erst später raus

  • Altenpflege und eine adäquate gesundheitliche Versorgung auch von Nichtproduktiven ist immerhin als soziale Aufgabe anerkannt, die ausreichende Finanzierung ihrer Erfüllung allerdings ist ein anderes Thema. Damit einher geht natürlich auch ein Wandel bei der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Alten - sie wird zur Wahrnehmung einer Belastung. Im Wörterbuch des Unmenschen gibt es dafür den Ausdruck 'Ballastexistenzen'.

    Zuerst, danke sehr. Sudhana .

    In diesem Zusammenhang ich erinnere einen sehr alten , aber echt guten japanischen Fim. Dort die Leute leben im kleinem Dorf. Nach dem bestimmten Alter die kommen weg, um allein zu sterben, so ist der Brauch, denn die sind nichts mehr als der Ballast, die sind nichts mehr nützlich, sie sind dann die Parias, wie Ausgestosssen.

    Wer wollte es nichts freiwillig, dann der nächte Angehörige ( der eigene Sohn den eigenen Vater, wie ich es erinnere) ... in die Wildnis bringt, und was dann passiert, es ist allen total egal. So ist das Gesetz, um weiter zu überleben.

    Der Film hatte sehr gute Kritik bekommen, und auch sehr viele Auszeichnungen. Schade, denn ich war sehr jung, als ich den gesehen hatte. Der Strefen gibt auch am Amazon, aber wie er heisst? *lach*---man sollte mich auch auch als den Ballast wegwerfen.

    Die Moderne Gesellschaft macht den reinen Profit, also Geld, Geld, und wieder Geld, was sehr alte Leute anbelangt.

    Im Letztem Roman von I. Yalom der Erzähler...

    hat alle Zeichen von dem progressiserenden Demenz,

    er hat die Gleichgewicht-Störungen und gent mit dem Stock, ...

    er ist auch ( zeit-weise) verwirrt und kann sich nichts richtig orientieren.

    Er hat den Herz-Schritt-Macher. Er hat das Hör-gerät, usw...

    Deswegen er lebt noch, Der Roman " Unzertrennlich".

    Seine Frau hat sehr schlimmen Krebs im Endsatadum, aber man behandelt sie und sie hatte mit der letzen Kraft den ihr von dem Gesetz zugesprochenen aktiven Suizid kaum geschafft. Das finde ich eher grausam und unmenschlich! Sie trinkt dann das Gift so besessen, denn die wollte nichts mehr leiden.

    Wenn ich über alles nachdenke, wir leben in so ent-mensch-lichen Gesellschaft, die aber darstellt es alles umgekehrt. Echt zum Kotzen, und so verdammt heuchlerisch, ...

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich kann Dir, Thorsten Hallscheidt, nur zustimmen - und mir nicht einen kleinen Hinweis auf die Partei-Präferenzen bestimmter Altersgruppen bei Wahlen verkneifen. Die politischen Statements mancher Parteien (speziell einer) erinnern dann auch nicht zufällig manchmal an Rentnerabzocke bei Kaffeefahrten. Wobei ich persönlich übrigens auch kein Freund von Absenkungen des Wahlalters bin. Ich will jetzt nicht über politische Reife schwadronieren; die geht auch einem nicht unerheblichen Teil der erwachsenen Bevölkerung (die angesprochenen Alten eingeschlossen) ab. Aber ein erhöhtes Risiko politischer Verführbarkeit scheint mir in den fraglichen Altersgruppen schon gegeben. Sinnvoller erschiene mir da eine Modifikation des Gleichheitsprinzips, konkret eine stärkere Gewichtung von Wählerstimmen, deren Inhaber*innen als Eltern eine Vormundschaft für Kinder und Jugendliche ausüben.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Einen eher positiven Blick auf das Thema wirft hier Jetsunma Tenzin Palmo.

    Besonders interessant für uns im Westen ist m.E. auch die Frage, ob der Bau von Seniorenheimen für Buddhisten Sinn machen würde...

    Lobpreis des Alterns


    Ein Beitrag von Jetsunma Tenzin Palmo veröffentlicht in der Ausgabe 2019/3 jung & alt unter der Rubrik jung & alt. (Leseprobe)

    Verfall ist das Wesen aller bedingten Dinge und der natürliche Lauf des Lebens weist in Richtung Verfall und Tod. Das sind gute Umstände, betont Jetsunma Tenzin Palmo, um den späten Lebensjahren einen besonderen Glanz und Wert zu verleihen. csm_3767-22_0528d47584.jpg

    Der Buddha beschrieb Geburt, Krankheit, Alter und Tod als dukkha oder Leiden. Wenn wir nicht jung sterben, erleben wir das Alter. Deshalb betrifft dieses Thema die allermeisten Menschen. Doch unsere Gesellschaft gibt sich einem Jugendkult hin und verleugnet den natürlichen Lauf des Lebens in Richtung Verfall und Tod. Die meisten Menschen hoffen, für immer jung und schön zu sein; tatsächlich wird „Schönheit“ sogar meist mit „Jugendlichkeit“ gleichgesetzt. Zahllose Bücher und Artikel geben Ratschläge, wie man das Alter am besten von sich fernhalten und für immer jung bleiben kann. Doch ganz gleich, wie oft wir uns das Gesicht liften lassen und wie vielen Bewegungs- und Diätprogrammen wir uns unterwerfen: Irgendwann werden unsere körperlichen Kräfte schwinden und wir werden wahrscheinlich mit Krankheiten umgehen müssen.

    Verfall ist das Wesen aller bedingten Dinge. Wenn wir älter werden, sehen wir, wie Menschen in unserem Umfeld – Freundinnen, Freunde, Familienmitglieder – krank werden und sterben. Das zwingt uns, diese Zustände als natürlich und unvermeidlich zu erkennen. Der Buddhismus stellt sich den schwierigen Tatsachen von Leben und Tod – ja, er nutzt sie sogar als Weg und als Werkzeug, um Geburt und Tod zu überwinden.

    Sich im Alter neu fokussieren

    In traditionelleren Gesellschaften wird das Älterwerden als natürlich angesehen. Man versucht nicht, es so lange wie möglich zu vermeiden oder zu leugnen. Stattdessen erkennt man an, dass ein Mensch am Ende eines langen Lebens auch ein Mehr an Wissen und Verständnis erworben hat. Alter – das hat mit Weisheit und Erfahrung zu tun. Darum bringt man älteren Familienmitgliedern Respekt entgegen, gesteht ihnen weiterhin eine wichtige Rolle in der Gesellschaft zu und sieht sie oft sogar als Führer und Ratgeber an.

    Auch der Westen kennt den Archetypus der weisen alten Frau und der Hexe, und die meisten Zauberer in den Märchen sind ältere Menschen. Tatsächlich zeigen faltige alte Gesichter mit leuchtenden Augen voller Liebe und Intelligenz oft wahre Schönheit. Doch obgleich Menschen über fünfzig heute die Mehrheit in unserer modernen Gesellschaft ausmachen, werden ältere Menschen immer stärker an den Rand gedrängt, von der Welt isoliert und ignoriert. Wen wollte es also wundern, wenn viele von ihnen das Gefühl haben, ihre nützlichen Tage seien vorbei und sie könnten keinen Beitrag mehr zur Gesellschaft leisten Wen wollte es wundern, dass Menschen das Alter fürchten und es so lange wie möglich von sich wegschieben möchten.

    Die Frage ist also: Wie gehen wir mit unserem unvermeidlichen Altern in einer Weise um, die für unser Leben sinnvoll ist? In traditionellen buddhistischen Ländern ist es üblich, die Aufmerksamkeit in dieser Lebensphase stärker auf den Dharma zu lenken und das eigene Leben nun so zu gestalten, dass es auf den Tod und auf zukünftige Wiedergeburten gut vorbereitet ist. In traditionellen buddhistischen Gesellschaften legen viele ältere Menschen die Acht Gelübde ab und verbringen ihre Zeit in der Meditation oder mit anderen verdienstvollen Aktivitäten. Sie umschreiten heilige Gegenstände, machen Tempelbesuche und Niederwerfungen oder pflegen den religiösen Gesang. Der Dharma wird zum Mittelpunkt ihres Lebens – sie geben sich ihm ganz hin. Auf diese Weise bleibt ihr Leben sinnvoll und bedeutsam, auch wenn sich der Fokus verschoben hat.

    Gerade Frauen sind in jüngeren Jahren oft damit beschäftigt, die Rollen zu erfüllen, die die Gesellschaft für sie bestimmt hat. Als Objekte des Begehrens streben sie danach, so attraktiv und verlockend wie möglich zu sein, um männliche Fantasien zu erfüllen. Als Ehefrauen und Mütter widmen sie sich der Pflege ihrer Häuser und Familien. Die meisten Frauen gehen heute beruflich auch Vollzeittätigkeiten nach, in denen sie hart arbeiten müssen, um voranzukommen. Trotz aller modernen Vorteile führen Frauen heute doch ein sehr stressbelastetes Leben, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden.

    Inzwischen können wir jedoch auch in der modernen Welt ein interessantes Phänomen beobachten: Viele ältere Menschen, besonders Frauen, die ihre Lebensaufgaben als Ehefrauen, Mütter und im Beruf erfüllt haben, richten ihre Aufmerksamkeit stärker nach innen. Sie wenden sich der Kunst zu, alternativen Heilberufen, der Psychologie oder dem Studium und der Praxis spiritueller Wege. Diese Frauen sind oft hochgebildet und sehr motiviert, deshalb können sie auch im Alter noch neue Fähigkeiten erwerben und in ihrer Umgebung viel Positives bewirken. Anstatt ihre Seniorenzeit mit Golfspielen oder Fernsehen zu verbringen, öffnen sie sich ihrer inneren, spirituellen Welt. Beispielhaft möchte ich eine Gruppe älterer Frauen nennen, die ich vor einiger Zeit in einer wohlhabenden Kleinstadt in Florida kennenlernte. Sie hatten angefangen, sich einer sehr aufrichtigen spirituellen Praxis zu widmen und sich außerdem sozial zu engagieren. Dabei wirkten sie nicht nur in ihre unmittelbare Nachbarschaft hinein, sondern weiteten ihren Radius sogar auf andere Kulturen und Länder aus – und sie fühlten sich glücklich und erfüllt, ihre Zeit zum Wohl anderer und zu ihrem eigenen Wohl einzusetzen. csm_3767-12_56b793cbbd-770x1024.jpg

    „Hätte ich doch nur den Mut gehabt …“

    Es gibt etwas, das Sterbende sehr bedauern: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir im Leben selbst treu zu bleiben, anstatt das Leben zu führen, das andere von mir erwartetet haben.“ Viele Menschen, die ich kenne, sind sich allerdings treu geblieben. Im letzten Abschnitt ihres Lebens konnten sie dann spüren, dass sie diese Zeit im Vergleich zu den Jahren davor als noch erfüllender und sinnvoller empfanden. Denn im Alter können Menschen ihre wahren Interessen entdecken, anstatt sich ausschließlich an gesellschaftliche Erwartungen anzupassen. Sicherlich sind die früheren Lebenserfahrungen nötig für das, was sich später entwickelt – so wie ein Baum seine wahren Eigenschaften entfaltet, indem er ganz allmählich und mit der Zeit wächst. Dennoch können ältere Menschen deutlich das Gefühl haben, endlich den wahren Grund ihres Lebens gefunden haben. Wir haben die Wahl: Entweder wir sehen das Alter als eine Zeit an, in der unsere Träume allmählich verblassen – oder wir sehen darin den Beginn einer neuen und aufregenden Ära.

    Als buddhistische Frauen haben wir die wichtige Aufgabe, einen alternativen Lebensentwurf vorzuleben, der den Weg zu mehr Freiheit und einem sinnvolleren Leben weisen kann. Wir haben nun mehr Zeit für uns selbst und können sinnvoll und engagiert leben, spirituelle Pfade erforschen und soziales Engagement praktizieren. Das Alter ist eine großartige Gelegenheit, all die Fähigkeiten, die wir im Laufe unseres Lebens erworben haben, heilsam für uns und andere einzusetzen. Wir werden zu einem neuen Leben wiedergeboren, ohne das alte wegwerfen zu müssen! Auch wenn unsere alten Knie zu sehr schmerzen, um noch im Schneidersitz zu sitzen, auch wenn gesundheitliche Probleme uns körperlich bremsen – unser Geist kann immer noch hell und klar sein und unsere Meditation kann sich vertiefen und reifen. „Wie kann ich jetzt, wo meine weltlichen Verantwortungen erfüllt sind, dieses Leben am praktischsten nutzen, um mir und anderen zu helfen? Was muss ich tun, um weitere Fortschritte auf dem Dharmapfad zu erzielen?“ Das sind die Fragen, die wir uns als ältere Buddhistinnen und Buddhisten stellen können. Das muss nicht bedeuten, dass wir nur noch an langen Retreats teilnehmen oder ganz und gar in die buddhistische Gemeinschaftsarbeit eintauchen. Es gibt viele Möglichkeiten, uns zu entwickeln und unseren Geist zu zähmen. Wenn wir älter werden, haben sich die emotionalen Tumulte und großen gefühlsmäßigen Umwälzungen üblicherweise gelegt. Wir haben ein grundlegendes Verständnis unseres Lebens und unserer Person entwickelt, und hoffentlich hat sich auch unsere formale Praxis im Laufe der Jahre vertieft. Jetzt haben wir Zeit und Raum, die Bodhi-Bäumchen unserer Praxis bis zur Verwirklichung zu nähren und den Bodhi-Baum der Erkenntnis zu ermutigen, sein volles Potenzial zu entfalten.

    Für viele alternde Buddhistinnen und Buddhisten stellt sich auch die Frage, wo sie leben sollen, wenn sie schwächer werden. Da Familien heute immer kleiner werden und eine Betreuung zu Hause oft nicht mehr gewährleisten können, müssen viele ältere Menschen – vor allem im Westen, aber zunehmend auch in asiatischen Ländern – damit rechnen, ihre späteren Lebensjahre in einem Pflegeheim zu verbringen. Es kann ein düsterer Ausblick sein, dass man am Ende umgeben ist von Menschen und Pflegepersonal ohne Interesse an spirituellen Themen. Deshalb ist es an der Zeit, über Seniorenheime für ältere Buddhistinnen und Buddhisten zu sprechen – gemeinschaftliche Einrichtungen, die nicht auf eine bestimmte Tradition beschränkt sind. Das Hauptproblem ist wahrscheinlich die Finanzierung, doch solche Seniorenheime wären wichtig, und es wäre lohnend, mehr in diese Richtung zu denken und zu planen.


    (BUDDHISMUS aktuell/"Leseprobe")

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • ...

    Deshalb ist es an der Zeit, über Seniorenheime für ältere Buddhistinnen und Buddhisten zu sprechen – gemeinschaftliche Einrichtungen, die nicht auf eine bestimmte Tradition beschränkt sind. Das Hauptproblem ist wahrscheinlich die Finanzierung, doch solche Seniorenheime wären wichtig, und es wäre lohnend, mehr in diese Richtung zu denken und zu planen.

    Die Finanzierung dürfte nicht das Problem sein, da so ein Pflegeheim wahrscheinlich nicht mehr kosten würde als ein übliches. Es gibt ja auch Pflegeheime von der evangelischen und und katholischen Kirche. Die sind meines Wissens nach selbsttragend.

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Das arbeitsplatzfreie Alter hat mir Probleme gemacht. Irgendwas fehlte. Die Zeiteinteilung, wann ich was zu tun habe!

    Anstatt mir eine neue Einteilung innerhalb eines Zeitmodells zu bauen, habe ich mich geweigert, mir verboten, Termine zu machen.

    Heute kann es schon mal sein, dass ich vergesse welcher Tag ist, was ich machen will, ich lebe meinen Tag. Mein Handykalender wird mich erinnern.

    Aber ich vergesse keinen Termin, dem ich zugestimmt habe und es geschieht schon des öfteren das ich ganz einfach nein sage, weil ich Spazierengehen oder einfach faul hier rumliegen will. Kann auch sein das ich sage: Ich will dich nicht sehen. Ich genieße es das zu tun, was ich möchte, dem ich auch innerlich zustimme. Die Herrschaft der Mitmenschen hat aufgehört. So Pech das dabei einige Schmarotzer meiner Kraft auf die Fresse gefallen sind. Leben ist nicht Leiden, wenn man keine Wünsche mehr hat und fließend lebt.

    Achso, das hätte ich auch schon mit Arbeitsplatz machen können, wenn ich es nur erkannt hätte. Keine Wehmut, über diese Dummheit kann ich heute nur lachen.

  • Anna Panna-Sati - Danke für die Leseprobe, aber werde mir den Artikel im Heft anschauen. Ich betrachte so etwas immer gerne im Kontext des Heftes, seines redaktionellen Konzepts (und auch seiner Verzahnung mit Werbeanzeigen ;) ).


    Deine Smiley-Reaktion auf mein letztes Posting deute ich mal als Signal für Irritation. Daher noch eine Erläuterung dazu. Thorsten Hallscheidt hat ja auf die mangelhafte Wahrnehmung von Verantwortung für die Existenzbedingungen künftiger Generationen durch einen Großteil der Alten hingewiesen - und ich gebe ihm da recht. Auch das ist Teil der Entsolidarisierung moderner Gesellschaften, die ich angesprochen hatte.


    Wobei man freilich nicht übersehen sollte, dass die Alten nun wahrlich nicht die einzige soziale Gruppierung ist, die im klimapolitischen Diskurs Besitzstandswahrung zur Priorität macht. Allerdings eine Gruppe, bei der ein solches Denken einen ernsten Hintergrund hat; Altersarmut ist ein Problem, das bereits jetzt zunehmend größeren Teilen der Alten auch in unserer Wohlstandsgesellschaft droht.


    Um auf den Punkt 'Übernahme von Verantwortung' zurück zu kommen - das sollte man ruhig dialektisch betrachten. Den Großteil der Menschheitsgeschichte waren die Alten die Bewahrer des kollektiven Gedächtnisses ihrer Kultur. Als solche trugen sie tatsächlich die Verantwortung für deren Entwicklung, so lange ihre Lebenserfahrung genutzt wurde, um diese Entwicklung zu steuern. Noch zu Beginn der schriftlichen Überlieferung finden sich politische Gremien wie etwa Spartas Gerousia oder der römische Senat (geron = senex = Greis) als Nachhall davon wie auch in der Ehrerbietung, die in vielen traditionellen Gesellschaften den Alten entgegen gebracht wird.


    Die beratende, lenkende soziale Gruppierung - die verantwortliche Gruppierung - unserer Gesellschaft sind die Alten schon lange nicht mehr. Und wenn die von ihnen geforderte Übernahme von Verantwortung nur ein Euphemismus für die Forderung, Opfer zu bringen ist - wen wundert's, wenn das auf wenig Begeisterung stößt.


    So verständlich solcher Konservatismus ist, halte ich ihn angesichts der klimatischen Entwicklung und deren Folgen (die absehbaren reichen schon) für fatal und eine stärkere politische Gewichtung der Interessen der heranwachsenden Generation für sinnvoll - nur eben nicht durch Absenkung des Wahlalters.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hallo, lieber Sudhana ,


    Deine Smiley-Reaktion auf mein letztes Posting deute ich mal als Signal für Irritation.

    Richtig gedeutet! :like: ;)

    Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, dein Statement nochmal näher zu erläutern! _()_

    Thorsten Hallscheidt hat ja auf die mangelhafte Wahrnehmung von Verantwortung für die Existenzbedingungen künftiger Generationen durch einen Großteil der Alten hingewiesen - und ich gebe ihm da recht.

    Gibt es dazu irgendwelche Untersuchungen, Statistiken, Zahlen, welche eure Beobachtung belegen, dass "ein GROßTEIL" der Alten ihre Verantwortung für die nachfolgenden Generationen nicht ausreichend wahrnimmt (und WARUM)?


    Es müsste vielleicht auch zunächst mal geklärt werden, ab wann man Menschen zu den "Alten" zählen kann. Das folgende Zitat ist da wohl nicht als Orientierung geeignet:
    "Hat einer dreißig Jahr' vorüber. So ist er schon so gut wie tot." ... ;)

    Ich gehe mal von 60 + aus, wobei da wohl die Ansichten auseinandergehen.

    Nach meinen, natürlich nicht repräsentativen, Beobachtungen zeigt sich die Generation der 30 - 50-Jährigen am wenigsten daran interessiert, sich für den Klimaschutz zu engagieren, während die Eltern dieser Altersgruppe als Kämpfer für die Zukunft ihrer Enkel, auf Demos Plakate schwenken...

    (Nur EIN Beispiel aus meinem "Umfeld": Eine Kusine meines Vaters, 76 Jahre, pens. Lehrerin, engagiert sich seit Jahren für Umwelt-und Klimaschutz, während sie ihre Tochter, 43 J. leider nicht überzeugen konnte, sich zu beteiligen. Die fährt lieber 4 x /Woche mit dem SUV 80 km weit, um ihr Reitpferd zu besuchen und ihrem Hobby nachzugehen...)


    Wobei man freilich nicht übersehen sollte, dass die Alten nun wahrlich nicht die einzige soziale Gruppierung ist, die im klimapolitischen Diskurs Besitzstandswahrung zur Priorität macht.

    Das sehe ich auch so, wobei die "Mittelalten" eigentlich doch größeres Interesse am Erreichen der Klimaziele offenbaren müssten, weil sie die Folgen länger selbst erleben dürften....Da herrscht aber eher eine "Mitnahmementalität" vor- schnell nochmal im Urlaub auf die Malediven, bevor sie untergehen, schnell noch einen Diesel-SUV kaufen, bevor sie verboten werden, usw. ...

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • ...

    Deshalb ist es an der Zeit, über Seniorenheime für ältere Buddhistinnen und Buddhisten zu sprechen – gemeinschaftliche Einrichtungen, die nicht auf eine bestimmte Tradition beschränkt sind. Das Hauptproblem ist wahrscheinlich die Finanzierung, doch solche Seniorenheime wären wichtig, und es wäre lohnend, mehr in diese Richtung zu denken und zu planen.

    Die Finanzierung dürfte nicht das Problem sein, da so ein Pflegeheim wahrscheinlich nicht mehr kosten würde als ein übliches. Es gibt ja auch Pflegeheime von der evangelischen und und katholischen Kirche. Die sind meines Wissens nach selbsttragend.

    Ich sehe das eher differenziert.

    Was sollte der Vorteil sein - eines Pflegeheims mit buddhistischem Vorzeichen?

    Das Vorzeichen bietet keine Garantie, dass dort ein guter und heilsamer Geist herrscht. Menschen sind eben nur Menschen, mit all ihren Schwächen. Bereits vorhandene Erfahrungen mit evangelischen und katholischen Einrichtungen erzählen davon.

    Und was den finanziellen Teil betrifft:

    Ich erinnere mich, dass in den Neunziger Jahren das buddhistische Seminarhaus in Roseburg, Schleswig-Holstein (bei Hamburg), die Idee ins Visier genommen hatte, ein buddhistisches Senioren- und Pflegeheim zu verwirklichen. Aber dieser Gedanke wurde nicht allzu lange verfolgt, da es an den Finanzen scheiterte. Selbst in Zusammenarbeit mit der BGH in Hamburg.

    Genaueres weiß ich aber leider nicht.

    Da hat es in Berlin schon viel besser geklappt, allerdings mit einem buddhistischen Hospiz.


    Viele Buddhisten sagen: Ohja. ohja, das ist eine tolle Idee! Aber wenn man sie darauf anspricht, was sie denn dazu beitragen wollen, ziehen sie sich schnell zurück und man hört nichts mehr von ihnen.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

    Einmal editiert, zuletzt von Amdap ()

  • Da ich seit Jahrzehnten selbstständig bin, werde ich nur eine sehr geringe Rente haben. Altersarmut. Als Buddhist ist das für mich eine hilfreiche Entwicklung. Meine Rente besteht darin, meine Lebensumstände und Gewohnheiten so zu verändern, dass ich mit wenig Geld leben kann. Menschen mit wenig Geld haben zudem den geringsten CO₂-Fußabdruck. Da ich als Jugendlicher aber auch immer wieder zwischendurch sehr wenig Geld hatte (arm habe ich mich nie gefühlt), mache ich mir keine großen Sorgen. Diese Zeiten waren nie schlecht – und das, was ich mir leisten konnte, hatte einen umso größeren Wert. Zurzeit haben wir Geld, können mehr Dinge kaufen, wovon nur sehr wenig unverzichtbar ist. Auch gut zuweilen: Überfluss. Das ist nebenbei vielleicht die eigentliche Inflation: Mit zunehmenden Möglichkeiten zur Erfüllung der Wünsche nimmt der Wert dessen, was ich mir alles leisten kann, radikal ab. Darum kann man noch so reich werden, der Wert der Dinge sinkt doch nur umso schneller. Mit wenig Geld nimmt der Wert der Dinge zu. Mit viel Geld nimmt er ab. Unterm Strich ändert sich nicht viel, scheint mir.


    Krankheit wird kommen, Gebrechlichkeit. Ich hoffe, dass ich wach genug bleibe, das als Ansporn zur Befreiung zu nutzen. Am Ende muss ich eh alles loslassen. Das Altern ist ein Weg, dieses Loslassen zu lernen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    3 Mal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Liebe Anna Panna-Sati (z. T. auch Andere),


    ich beziehe mich auf Deine Antwort #93, aber auch auf Bemerkungen von Anderen.

    Wenn man in einer sehr traditionell bestimmten Gesellschaft lebt und da eingebettet ist, dann weiß jeder genau, welche Rolle er zu spielen hat. Wie eben die Rollen, dass Jüngere den Alten gegenüber ehrerbietiges Verhalten zeigen müssen. Das kann auch manchmal unpraktisch und unlogisch sein, und vor allem ist es, ob man will oder nicht, mit gewissen gesellschaftlichen Zwängen verbunden.

    Heute ist es nun mal so, dass es viele alte Singles gibt, meistens verwitwet, und hier sehr oft das Problem besteht, dass sie zu wenig in die Familie, falls vorhanden, integriert sind. Nicht selten kommen da Einsamkeitsgefühle auf.

    Das räume ich alles ein, aber es muss nicht so sein.

    Wie man sich in jüngeren Jahren schon darauf vorbereiten kann, muss ich hier nicht vielfach aufzählen, das kann man woanders nachlesen.


    Mein Beispiel ist ein ganz individuelles, und es entspricht sicher nicht dem Durchschnitt; trotzdem kann es auch so aussehen:

    Ich habe keine Geschwister und habe mir nie einen Partner gesucht, habe keine Nachkommen. Ich habe - mit kurzer Unterbrechung - über 40 Jahre mit meiner Mutter zusammengelebt, bis sie starb. Aber von Einsamkeit kann keine Rede sein, denn der ältere Sohn meiner besten Freundin ist mein Patensohn, und das war ein Glücksgriff, was ich ja damals noch nicht wissen konnte. Er ist ein sehr soziales Wesen und wollte mit seiner Motivation schon als Kind im Grundschulalter mehr Macht erreichen, Menschen zu helfen, als der Durchschnitt. Schon mit acht Jahren war ihm klar, dass er Richter oder Rechtsanwalt werden will, und das hat sich nie geändert, das ist heute umso mehr seine Mission und Leidenschaft. Er weiß, er ist dafür geboren.

    Zum Glück bin ich mit den Jahren, durch geschickten Umgang mit Ressourcen, immer wohlhabender geworden, und das zahlt sich jetzt aus, denn ich unterstütze ihn nach Leibeskräften und ich will ihm alle materiellen Sorgen nehmen, damit er konzentriert und noch stärker fokussiert seiner Mission nachgehen kann.

    Ich weiß, wenn er mit dem Jurastudium fertig ist, wird er ein Segen für viele Menschen werden. Und ich weiß, dass ich dazu beigetragen habe. Hinzu kommt noch, dass unsere Bindung so positiv ist, dass er sich inzwischen mit mir sogar besser versteht als mit seinen Eltern. Es geht also nicht nur um die materielle Unterstützung, sondern auch um die seelische, moralische undsoweiter. Wir besprechen alles miteinander, was uns beschäftigt und bewegt! Er überlegt, ob er in sechs Jahren nach Deutschland auswandert, denn er ist eines anderen EU-Landes Bürger.


    Wenn ich mir nun vorstelle, ich wäre in einer sehr konservativen Gesellschaft groß- und altgeworden, würde jetzt vielleicht wie eine alte Tibetische Oma vor der Tür oder auf dem Balkon sitzen und die Gebetsmühle drehen, und ab und zu käme mal ein Enkel vorbei, um mir die Füße zu küssen, dann wäre das ein Albtraum für mich. Vermutlich würde ich geistig abbauen.

    Zugegeben, dieses Bild ist relativ krass. Aber da ist was dran, im übertragenen Sinne!

    Daher möchte ich mit niemandem mein Leben tauschen. Zum Glück kann man das ja auch gar nicht.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet