Die Ich-Illusion. Nur eine Folge der Praxis?

    • Offizieller Beitrag

    Sudhanas Hinweis, dass es sich hier um ein traditionsgebundenes Unterforum handelt, das für User dieser Tradition zum Austausch gedacht ist, ist richtig.


    Ich bitte deshalb die User, die immer und überall meinen, ihre Meinung kund tun zu müssen, ungeachtet des Kontextes, um Zurückhaltung. Zumindest sollte dann innerhalb des traditionellen Kontextes argumentiert werden.


    Danke. _()_

  • Hallo ihr Lieben,


    Folgende Überlegung hat sich im mir erfolgreich zusammengebraut:

    Und das ist dann "Chan/Thien/Seon/Zen - Buddhismus" ? Ich mein, es können sich vielfältige Überlegungen in einem selbst zusammenbrauen, aber was habe solche Überlegungen dann mit einer buddhistischen Tradition zu tun?

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr Lieben,


    Folgende Überlegung hat sich im mir erfolgreich zusammengebraut:

    Und das ist dann "Chan/Thien/Seon/Zen - Buddhismus" ? Ich mein, es können sich vielfältige Überlegungen in einem selbst zusammenbrauen, aber was habe solche Überlegungen dann mit einer buddhistischen Tradition zu tun?

    Das hat insofern mit Zen zu tun, als sich der User als Anhänger des Zen versteht. Hier tauschen sich Zennis und am Zen Interessierte aus.

  • Hallo ihr Lieben,


    Folgende Überlegung hat sich im mir erfolgreich zusammengebraut:

    Und das ist dann "Chan/Thien/Seon/Zen - Buddhismus" ? Ich mein, es können sich vielfältige Überlegungen in einem selbst zusammenbrauen, aber was habe solche Überlegungen dann mit einer buddhistischen Tradition zu tun?

    Das hat insofern mit Zen zu tun, als sich der User als Anhänger des Zen versteht. Hier tauschen sich Zennis und am Zen Interessierte aus.

    Aha.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Nach längerer Abstinenz melde ich mich hier mal wieder vorsichtig zu Wort, grüß euch. Ich will da jetzt noch selber eine Antwort auf die Thread-Frage geben, damit zukünftige Leser sehen, wie ich mich entschieden hab:


    Zwar finde ich die Frage nach wie vor interessant, aber vielleicht war die Frage falsch. Ich habe diese "Ich-Illusion" sowohl als eventuell gegenwärtige Tatsache als auch als eventuell in Zukunft passierende Tatsache in Frage gestellt. Aber wie soll man eine Ich-Illusion ohne Praxis erkennen? Umformuliert könnte die Frage auch lauten: Gibts es eine Ich-Illusion wenn sie nicht als solche erkannt wurde? Und darauf würde ich jetzt ganz einfach mit "Weis ich nicht" antworten. (Vielleicht sag ich ja in 5 Jahren wieder was anderes...)


    Und selbst, wenns so wäre, dass die "Ich-Illusion" nur eine Folge der Praxis wäre: Ja und? Dann wäre es halt so, dass man sich sein eigenes Schicksal selber bestimmt, indem man den einen oder anderen Weg einschlägt, was solls. Wäre ja ohne den Zen-Entschluss genauso gewesen. Ich frag ja auch nicht, ob der Doktortitel nur eine Folge des Medizinstudiums sein könnte. Meinetwegen kann der Zen-Weg auch ein Trainingsprogramm für chronisch Gelangweilte sein, um endlich mal etwas Spass in dieser grauen Welt zu haben, is mir auch recht.


    Jedenfalls ist das Thema für mich vom Tisch, ich hab mit Praxis weitergemacht.

    Einmal editiert, zuletzt von Mentus ()

  • Und selbst, wenns so wäre, dass die "Ich-Illusion" nur eine Folge der Praxis wäre: Ja und? Dann wäre es halt so, dass man sich sein eigenes Schicksal selber bestimmt, indem man den einen oder anderen Weg einschlägt, was solls.

    Dass die Praxis sehr schwere dissoziative Zustände auslösen könnte, so bei der klinischen Schizophrenie , erzählt absolut klar Thomas Metzinger im neuen Buch. Auch er spricht darüber in der Präsentation im Youtube Vodeo. Die Praxis, und zwar sehr intensive, könnte kontraproduktiv sein für die labile psychisch Menschen, das Erste Gebot ist noli nocere , nicht schaden. Jeder entscheidet aber selbst. Denn es könnte auch die Chance sein, durch diese Krise das zu erfahren, *lach*, damit weiter man im keinen Foren mehr schriebt und einfach schweigt. Auch über diesen Aspekt sagt Th. Metzinger. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Zitat

    Dass die Praxis sehr schwere dissoziative Zustände auslösen könnte,
    so bei der klinischen Schizophrenie , erzählt absolut klar
    Thomas Metzinger im neuen Buch.

    Ich habe mal in meinen buddhistischen Anfangszeiten versucht tagsüber ohne Anhaftung an mein Selbst zu sein. Ich versuche die Dinge einfach nur wertneutral zu betrachten. Schwer zu sagen, aber ich würde meinen, dass ich so manchmal bessere Momente hatte und neue Erkenntnisse gewonnen habe, Aber es war halt anstrengend. Vielleicht ist es nur anstrengend, wenn man es nicht gewohnt ist. Müsste ich vielleicht nochmal ausprobieren.


    Das ist aber nebensächlich. Problematisch ist es aus meiner Sicht dagegen, dass ich nur dann Mitgefühl für andere habe, wenn ich wie gewöhnlich an meinem Selbst anhafte.Vversuche ich die Dinge einfach nur wertneutral zu betrachten, komme ich mir vor wie ein Android, der innerlich leer ist. Hafte ich wie sonst normal auch an meinem Selbst, dann geht aber auch das große Gedöns los, wenn man an seinem Selbst anhaftet wie dass ich gerne eine große Nummer wäre, gerne geachtet wäre, man mich beeindruckend finden sollte. Schon mühsam.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Problematisch ist es aus meiner Sicht dagegen, dass ich nur dann Mitgefühl für andere habe, wenn ich wie gewöhnlich an meinem Selbst anhafte.Vversuche ich die Dinge einfach nur wertneutral zu betrachten, komme ich mir vor wie ein Android, der innerlich leer ist. Hafte ich wie sonst normal auch an meinem Selbst, dann geht aber auch das große Gedöns los, wenn man an seinem Selbst anhaftet wie dass ich gerne eine große Nummer wäre, gerne geachtet wäre, man mich beeindruckend finden sollte. Schon mühsam.

    Also du meinst, so ist das bei dir aktuell? Also entweder das eine oder das andere? Für den Fall könntest du ja einen neuen Thread aufmachen...

  • Ich verstehe nicht, warum alle immer so einen Bohei machen, um Ich-Illusion, Ich-Auslöschung oder wie immer es genannt werden kann. Meiner Meinung nach ist sie nicht mehr oder weniger als ein Abfallprodukt. Es ging dem Buddha immer nur um die Beendigung des persönlichen Leidens. NUR darum.


    Also wer sich einfach nur mal "ohne Selbst" fühlen möchte, könnte bestimmt auch irgendwelche - keine Ahnung, welche geeignet sind - Psychedelika benutzen. Das wäre dann letztendlch nur von der Qualität eines "Staunens", nicht besser als das Genießen eines schönes Musikstück soder sonst irgend eine Geistesberieselung. Aber darum geht es MEINER Meinung nach im Buddhismus NICHT.

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Ich verstehe nicht, warum alle immer so einen Bohei machen, um Ich-Illusion, Ich-Auslöschung oder wie immer es genannt werden kann. Meiner Meinung nach ist sie nicht mehr oder weniger als ein Abfallprodukt. Es ging dem Buddha immer nur um die Beendigung des persönlichen Leidens. NUR darum.

    Das Erfahren der Ich-Losigkeit ist tatsächlich ein Abfallprodukt für die Tonne. Erkennbar durch Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gegenüber einem etwas längeren Zeitraum des kurz vergangenen. Es gibt kein Leben ohne Ich, aber ohne Ego sind 98% aller Lebewesen.


    Es gibt da zwei Zustände, in denen das Ichsein nicht erkannt wird. Da ist kein ich bin, Ego.


    Wenn ich mich auf mein handeln mit den Händen und Sinnen konzentriere, für die ich kein Nach-Denken mehr benötigt oder sich dieses ganz auf das bestmögliche handeln konzentriert: Also etwas konzentriert mache ohne Kontrolle-Kritikinstanz, Ego.


    Wenn ich mich ganz auf geistige Dinge, Systematisieren von Daten oder studieren konzentriere, auch da brauch’ ich kein Ego, denn das stört nur mit seinen Ideeneinwürfen, die meist nichts mit dem Thema des Denkens zu tun haben.


    Um die Wahrheit von anatta, kein bleibender Kern in Ego oder Ich, zu erfahren, erkennen, hilft es mal genau hinzusehen, wann da überhaupt ein Ich oder Ego da war.


    Mein Erfahren ist, Ego ist nur da, wenn ich eine Person sein muss, also in der direkten Begegnung mit Menschen, die auf mich reagieren und auf die ich reflektierend reagieren muss, um mich als Mensch zu zeigen.


    Auf Tiere reagiere ich einfach so wie mein Ich/Selbst/KörperGeist/Skandha eben reagieren. Da benötige ich kein Ego/Persönlichkeit, Worte/Sätze/Begriffe, nur mein Selbst, das Ich, das immer da ist, aber eben auch ohne festen Kern.


    Ego benötige ich nur bei Begegnungen im aufeinander Reagieren, Interagieren mit Menschen, die auch Ego sind. Nur dann erschein etwas, dass Ich bin, dies und das ist.


    Als ich dieses Ego sein während nur kurzen Augenblicken erkannte, begann ich die Zeiten zu lieben, die ich nicht Ego sein musste. Ich konnte mich freuen über Ego sein können. In Wahrheit ist das wirklich eine Freude, mit Egos zu interagieren. Sonst würde ich hier wirklich ganz aufhören.


    Das ist der Grund für ein schwer zu erkennendes Leiden, der Einsamkeit. Das erscheint, wenn ich mich der Interaktion mit Egos verweiger, aus Dünkel oder wenn ich verlangend an dieser Interaktion mit Egos festhalte. In beiden Fällen schalte ich das Erkennen des Selbst/Ich aus: „Niemals einsam, aber immer allein.“

    Das nicht hinnehmen, der Wahrheit immer allein zu sein, löst alle Leiden aus. Erzeugt Einsamkeit und die Gier nach Interaktion mit Egos.


    Das nicht mehr sein, das Zerfallen zu Staub, des Arnold erzeugte genau diese Einsamkeit und damit Trauer. Die lähmende Einsamkeit, weil Ego nach dem Ego verlangte, an ihm festhalten wollte und Verzweiflung, dass dieses Ego zerfallen war und nie wieder erscheinen würde.


    „Ich bin von ihm alleingelassen, verlassen worden, in die Einsamkeit gestoßen.“

    Bald hatte ICH wohl die Nase voll von dem Gejammer und Klagen des Ego und schickte die Erleuchtung:

    „Was regst du dich so auf? Du bist immer allein.“


    Gleichzeitig erschien auch die Erfahrung, dass es wahr ist. Mit Arnold wurde ich nicht einsam, war aber immer allein. Auch ich hätte ihn in die Einsamkeit gestoßen, wenn ich zerfallen wäre und er wären, genauso wie ich nicht zerfallen.

    Wenn er zur Arbeit fuhr oder ich auf Arbeit war, waren wir ja auch einzeln und wenn ich ehrlich zu mir bin dann wusste ich nicht, ob er existiert, wenn ich auf der Arbeit war. Wenn es mir nicht eingeleuchtet wurde, bei einer Sorge wegen Glatteis: „Was sorgst du dich, in Wahrheit ist er schon gestoben, als ihr euch nicht mehr wahrgenommen habt.“

    Du meine Güte wie wahr und niederträchtig, gefühllos, aber Leid befreiend.


    WENN ich ehrlich zu mir bin, ist jeder Mensch, den ich glaube zu kennen, in dem Augenblick, in dem die Interaktion abbricht, zerfallen. Es gibt keinen Grund für Einsamkeit, denn Ich bin immer da und immer allein.


    Dieses Chaos im Buddhismus erscheint nur, weil nicht erkannt wird, dass nur Ego Leiden erzeugt. Damit kann man sehr gut Menschen beherrschen, das Ego auch Ich ist.


    Das Ich/Selbst/Skandha leidet nicht, es wird geboren, altert, erkrankt und stirbt.

    Mit dem Wissen ist es unmöglich, Menschen auch nur zu manipulieren.


    Ego will nicht immer wieder geboren werden oder hängt daran, will nicht altern oder hängt daran, will nicht krank werden oder hängt daran, will nicht sterben oder hängt daran.


    Das ist die Unwissenheit avidyā, pi.: avijjā – „Nichtwissen“, „Unwissenheit“ der ersten Perle der Kette: Ego ist nicht Ich und Ego erleidet das selbst geschaffene Samsara, genauso wie Buddha die Perlen gereiht hat.

    Alle anderen Erklärungen und Definitionen der Unwissenheit erscheinen durch das Ego, verhindert durch sich selbst, das Erkennen des Leidens, das Ego erzeugt. Das Ego weiß es eben immer besser als die Skandha, Ich.

    Buddha und die nachfolgenden Buddha haben es ganz klar gesagt.


    Doch es wurde verwässert, durch zusammengebautes Nichtwissen oder verschleiert von Erkennenden, weil es ihr Lebenserwerb durch wenig eigene Anstrengung erhält, wenn sie die Unwahrheit verbreiten und erhalten, dass Ich gleich Ego ist. Dann gibt es Wiedergeburt und das ist ein wahrer Schätzebringer.


    Juden, Christen, Moslem nutzen die imaginäre Wundergestalt IHWH, Jesus, Allah, auch nicht besser.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

    Einmal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Ich verstehe nicht, warum alle immer so einen Bohei machen, um Ich-Illusion, Ich-Auslöschung oder wie immer es genannt werden kann. Meiner Meinung nach ist sie nicht mehr oder weniger als ein Abfallprodukt. Es ging dem Buddha immer nur um die Beendigung des persönlichen Leidens. NUR darum.


    Das Erfahren der Ich-Losigkeit ist tatsächlich ein Abfallprodukt für die Tonne.


    Die Überwindung der „Ich-Illusion“ ist weder ein Abfallprodukt noch für die Tonne. Wenn darüber gesprochen wird, dann beschreibt es aus einer bestimmten Perspektive den Weg zur Überwindung von Dukkha. Du, nuk, hast vollkommen Recht damit, um was es Buddha ging.


    Wir finden das u.a. mehrfach in den klassischen Texten.


    Der Erhabene sprach darauf: »Ärgerlich ist der törichte Sunakkhatta und nur aus Ärger redet er so. Er will den Vollendeten tadeln und dabei lobt er ihn; denn es ist ein Lob, wenn er sagt, der Zweck der Lehrverkündigung sei, dass für den, der danach handle, das Dukkha aufhöre.«

    Majjhima Nikāya (Mahāsīhanāda Sutta), MN.12.1-4.


    Ich hatte das auch lange nicht verstanden.Um das Konzept, oder diese Perspektive, zu verstehen, ist „Kernholz vom Bodhibaum“ von Buddhadasa sehr hilfreich (gibt es als PDF kostenlos zum Download).

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Hab ich gelesen. Bringt keine Lösung des Problems, das Buddha interessiert. Wenn eine Ich-Losigkeit propagiert wird, gibt es ein Problem weniger. Nämlich dass es ein Ich/Selbst gibt. Das wird durch die Rederei über Ich-Losigkeit -Auslöschung verschleiert und ermöglicht alle Verantwortung auf andere Ichs oder ein imaginäres Ego zu schieben.


    Buddha hat die rechte Ansicht sehr oft gesagt, nur die verstößt gegen alles, was ein Mensch glaubt und auch glauben will.

    Ich kann mich meiner Verantwortung für mein Handeln nicht durch Ich-Auslöschung entziehen, denn auch wenn ich kein Ich/Ego habe, sind die Skandha immer noch ein handelndes Selbst.

    Kein fühlendes Lebewesen kann sich dem Selbstsein entziehen, dieses Selbstsein handelt auch ganz ohne Ego. Ich-Auslöschung ist für Menschen nur durch Selbsttötung zu erreichen, für die Ego-auslöschung gibt man sein Leben nicht her. Im Gegenteil, man gewinnt sein Leben.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Das um was es zentral geht ist ein Prozess "des Anhaftens am Ich" und dieses Anhaften ist es ja, was sich als Gier oder Hass äussert.


    Während der konkrete Inhalt der "Ich Illusion" eigentlich egal ist. Mal angenommen, ich bin psychisch labil und wechsle meine Yuch-Illususinen häufiger als meine Unterhosen: Heute sehe ich mich als zum Wissenschaftler berufen, morgen als Maler, übermorgen als Familienmensch und nächste Woche als Kulturpessimist.


    Die Ersetzung der konkreten "Ich-Illusionen" ist komplett irrelevant. Der Wechsel zwischen ihnen ist so unwichtig wie die Frage ob ein Alkoholabhängiger Rum, Gin, Wodka oder Whisky zu sich nimmt.


    Wicht ist nur die Sucht. Das "Anhaften am Ich". Das Ich selber ist egal.

  • Hab ich gelesen. Bringt keine Lösung des Problems, das Buddha interessiert. Wenn eine Ich-Losigkeit propagiert wird, gibt es ein Problem weniger. Nämlich dass es ein Ich/Selbst gibt. Das wird durch die Rederei über Ich-Losigkeit -Auslöschung verschleiert und ermöglicht alle Verantwortung auf andere Ichs oder ein imaginäres Ego zu schieben.


    Buddha hat die rechte Ansicht sehr oft gesagt, nur die verstößt gegen alles, was ein Mensch glaubt und auch glauben will.

    Ich kann mich meiner Verantwortung für mein Handeln nicht durch Ich-Auslöschung entziehen, denn auch wenn ich kein Ich/Ego habe, sind die Skandha immer noch ein handelndes Selbst.

    Kein fühlendes Lebewesen kann sich dem Selbstsein entziehen, dieses Selbstsein handelt auch ganz ohne Ego. Ich-Auslöschung ist für Menschen nur durch Selbsttötung zu erreichen, für die Ego-auslöschung gibt man sein Leben nicht her. Im Gegenteil, man gewinnt sein Leben.


    Ich meine, Du verstehst die Sache falsch. Erstens gibt es selbstverständlich ein Ich. Zweitens ist dieses aber nur als Illusiin anzusehen: Wenn "anatta" und "Bedingtes Entstehen" als Prämissen gelten sollen, ist dies die logische Konsequenz.


    Dukkha entsteht durch Ergreifen von Gefühlen: neutral, angenehm, unangenehm. Daraus ergibt sich die Frage, WER ergreift. Wenn ich das Ich zur Illusion erkläre, ist da nichts, was ergreifen kann. Deshalb die Forderung das "ICH zu überwinden", "die Ich-Illusion loszulassen"etc. (...da gibt es jetzt viele Varianten, die das beschreiben sollen).


    Dies ist freilich keine Anleitung, keine Wegbeaschreibung, wie es der Achtfache-Pfad ist, sondern eine Zuspitzung eines Aspektes des Nichtergreifens, das zu Dukkha führt. Man kann es nicht machen, das "Ich überwinden". Es ist die Folge der Praxis.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • WENN ich ehrlich zu mir bin, ist jeder Mensch, den ich glaube zu kennen, in dem Augenblick, in dem die Interaktion abbricht, zerfallen. Es gibt keinen Grund für Einsamkeit, denn Ich bin immer da und immer allein.

    Gut gesagt. _()_

  • Qualia: Noch eine weitere Idee steckt hinter der Forderung, die Ich-Illusion zu überwinden.


    Wenn da nichts ist, was ergreifen kann, dann findet das Ergreifen eigentlich gar nicht statt. Dann hat Dukkha für uns schon aufgehört, sobald uns das klar geworden ist.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Das Ziel des Buddha-Dharma besteht darin, die dritte edle Wahrheit zu verwirklichen. Um dies zu erreichen, muss man die Leidensursachen erkennen. So lange man sie nicht erkennt, wird man sie auch nicht überwinden können.


    Beim Erkennen der Leidensursachen spielt die Erkenntnis der Ichlosigkeit oder der Selbstlosigkeit eine wichtige Rolle.


    Ich Ichlosigkeit ist eine Verneinung. Was verneint sie? Sie verneint, dass unser Ich so existiert wie es uns erscheint. Es erscheint uns so als ob es eine eigenständige Existenz habe. So lange wir an dieser Auffassung mit Überzeugung festhalten, sind wir an Samsara gefesselt. Diese feste Überzeugung, dass unser Ich so existiert wie es uns erscheint, ist ein ganz wesentliches Element unserer Unwissenheit.


    Die Ich-Illusion besteht genau in dieser Überzeugung. Die Ichlosigkeit verneint diese Ansicht. Mehr nicht. Dass heißt es gibt ein Ich, aber es existiert nicht so wie es uns erscheint. Unser Ich existiert als abhängige Benennung; in Abhängigkeit von den Skandha benennen wir ein Ich, fassen wir ein Ich auf, das handelt, erlebt und erfährt.


    Was ergreift ist nicht die Ich-Illusion, sondern das abhängig benannte Ich, das glaubt, das Ich würde so existieren wie es erscheint. Dieses Ich hält an dieser Sicht fest und beurteilt dann die Phänomene danach, ob sie dem vorgestellten Ich nützlich oder schädlich sind.


    Wenn wir die Ichlosigkeit oder die Selbstlosigkeit der Person verstanden und verinnerlicht haben, ist eine wesentliche Ursache für das Leiden in Samsara überwunden.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich meine, Du verstehst die Sache falsch. Erstens gibt es selbstverständlich ein Ich. Zweitens ist dieses aber nur als Illusiin anzusehen: Wenn "anatta" und "Bedingtes Entstehen" als Prämissen gelten sollen, ist dies die logische Konsequenz.

    Das mit der Illusion ist das für mich Falsche. Es ist keine Illusion, nur weil es in jedem Augenblick anders ist. Das sagt anatta aus, keine Basis für ein dauerhafteres Bestehen als ein paar Augenblicke. Das Ich erscheinen, ist dem bedingten Entstehen ausgesetzt, weil nichts ohne Bedingungen entstehen kann.


    Dukkha entsteht durch Ergreifen von Gefühlen: neutral, angenehm, unangenehm. Daraus ergibt sich die Frage, WER ergreift. Wenn ich das Ich zur Illusion erkläre, ist da nichts, was ergreifen kann. Deshalb die Forderung das "ICH zu überwinden", "die Ich-Illusion loszulassen"etc. (...da gibt es jetzt viele Varianten, die das beschreiben sollen).

    Gefühle werden einfach nur empfunden, wohl, neutral, unwohl. Nicht durch Ergreifen der Gefühle, sondern durch das Ergreifen und evtl. festhalten dessen, dass die Gefühle bewirkt, ist Dukkha.

    Hier ist dann auch klar, dass nur das Ich-will, -will nicht, -glaube zu wollen, das Ergreifende ist. Hat es ergriffen, wandelt es sich schon. Kann jeder erkennen, wenn er ein Objekt, das ihn Wohlgefühl erfahren lässt, endlich in Händen hält und wenige Augenblicke später ist das Ich, das sich wohlfühlt, schon abgeschwächt oder zu neutral übergegangen.


    Das mit Verlangen, Ablehnung und Meinen Ergreifende ist das Dukkha erzeugende und nicht die Gefühle.


    Steht alles in SN 56.11. Vor allem die erste Wahrheit, die keiner ernst nimmt. Ergreife nicht ein Extrem, meide es Dich an ein Extrem festzuhalten, sei es Sinneslust oder Sinnesleid erzeugend, auch hier geht es nicht um Gefühl. Es geht um das, was Lust und/oder Leid erzeugt.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Qualia: Noch eine weitere Idee steckt hinter der Forderung, die Ich-Illusion zu überwinden.


    Wenn da nichts ist, was ergreifen kann, dann findet das Ergreifen eigentlich gar nicht statt. Dann hat Dukkha für uns schon aufgehört, sobald uns das klar geworden ist.

    Genau! Weil du weißt, dass es nichts zu ergreifen oder über das Grab hinaus behalten werden kann, bist du ja auch unendlich befreit und hast überhaupt keine Verlangen mehr.


    Ich dagegen lebe mein Ergreifen und loslassen und behalten wollen, bin verlangend und traurig und was auch immer. Aber befreit vom Leiden an diesem ganzen Unsinn, den Helmut glaubt so haben zu müssen.


    Ich bin sogar froh, dass sich dieser ganze Kram mit meinem Tod für mich ins Nichts auflöst. Sollen sich Erben freuen oder ärgern, geht mich nichts mehr an. Das ist befreiend.

    Eine Wiedergeburt werde ich nicht erlangen, eigentlich Schade, hätte gern gewusst, ob es Höllen und Himmel gibt, aber wer ist da der das wahrnehmen könnte?


    Das ich da jemand bin, der das erfährt, ist eine Leben zerstörende Illusion, Fata Morgana der Hoffnung, des Glauben und der Liebe zum Jenseits, aber nicht der gelebten Lebensfreude.


    Das dass wahr ist, kann man in der Bibel, dem neuen Testament und dem Koran nachlesen. Andauerndes selbst demütigen, um eine sogenannte Auferstehung am jüngsten Tag zu erreichen und dabei das eigene Leben ohne offen gezeigte Lebensfreude zu leben.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

    Einmal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Wenn da nichts ist, was ergreifen kann, dann findet das Ergreifen eigentlich gar nicht statt. Dann hat Dukkha für uns schon aufgehört, sobald uns das klar geworden ist.


    Sotapannabumm ist zum Beispiel froh, dass er seine Hände zum greifen hat. Hätte er sie nicht mehr wäre das ersteinmal eine Katastrophe.


    Sotapannabumm stellt fest: diese Vorstellung ist echt schmerzhaft - er will lieber an etwas anderes denken.

  • Wenn im Kontext des Buddha-Dharma von Ergreifen, Festhalten, Anhaften gesprochen wird, dann geht es nur um geistige Prozesse.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Qualia: Noch eine weitere Idee steckt hinter der Forderung, die Ich-Illusion zu überwinden.


    Wenn da nichts ist, was ergreifen kann, dann findet das Ergreifen eigentlich gar nicht statt. Dann hat Dukkha für uns schon aufgehört, sobald uns das klar geworden ist.

    Das Ergreifen kommt zustande als die Folge von der „Ich-Illusion“. Genau deswegen. Man ist nicht imstande das Gaukel-Spiel von Khandha zu sehen, oder anders ausgedrückt, wie es C.C. Chang sehr treffend formuliert:“ Alle Dinge sind leer, insofern aus ihnen jegliche zugrundeliegende Substantialität oder ein Selbst-Sein ( svabhava) fehlt. „ Diese Realisierung von der Leerheit verhindert total den ganzen Prozess des Ergreifens.

    Aus der anderen Perspektive es gibt sogar von Pali zwei Übersetzungen, khandha mit und ohne Ergreifen ( upadana).

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Qualia: Noch eine weitere Idee steckt hinter der Forderung, die Ich-Illusion zu überwinden.


    Wenn da nichts ist, was ergreifen kann, dann findet das Ergreifen eigentlich gar nicht statt. Dann hat Dukkha für uns schon aufgehört, sobald uns das klar geworden ist.

    Das Ergreifen kommt zustande als die Folge von der „Ich-Illusion“. Genau deswegen. Man ist nicht imstande das Gaukel-Spiel von Khandha zu sehen, oder anders ausgedrückt, wie es C.C. Chang sehr treffend formuliert:“ Alle Dinge sind leer, insofern aus ihnen jegliche zugrundeliegende Substantialität oder ein Selbst-Sein ( svabhava) fehlt. „ Diese Realisierung von der Leerheit verhindert total den ganzen Prozess des Ergreifens.

    Aus der anderen Perspektive es gibt sogar von Pali zwei Übersetzungen, khandha mit und ohne Ergreifen ( upadana).

    Als Empfehlung von mir, dem Unwissenden: SN22 mal eben lesen das Ganze ohne eines auszulassen. Es sind genau 159 Sutra, ich hab sie alle gelesen und schreibend studiert. Dann erkennst du, dass Skandha/Khandah überhaupt keine Gaukelspiele machen kann. Eben, weil es nur Selbst ist ohne jedes Geistesgift eines Ich /Ego.

    Selbst denken ist angesagt.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.