Buddhismus und der Verzehr von Fleisch

  • Hier eine kleine Anekdote zum Thema aus dem Buch der Ordensregeln. Es zeigt wie sehr es dem Buddha darauf ankam (das seine Nachfolger) die Lebewesen zu schützen:


    Zitat

    Da knetete der ehrwürdige Dhaniyo Ton, baute sich eine Tonhütte, trug trockenes Gras und Reisig zusammen und brannte den Ton. Das ergab eine stattliche, ansehnliche, hübsche karminrote Hütte, und wie das Gebimmel eines Glöckchens, so verbreitete sich der Ruf dieser Hütte.
    Als später der Erhabene vom Rajagaha am Hang des Geierkulms mit einer großen Schar von Mönchen zurückkehrte, sah er die stattliche, ansehnliche Hütte, und fragte die Mönche: "Was ist denn das für eine stattliche rote Hütte?" Da erzählten ihm die Mönche den Hergang. Der Erhabene tadelte: "Das ist eines Asketen nicht würdig; das passt sich nicht, das soll man nicht tun: Wie kann dieser törichte Mann eine Hütte ganz aus Ton bauen, Mönche! Denn dieser törichte Mann kann für die Kleinlebewesen (die beim Brennen des Tons elend umkamen) kein Mitempfinden haben, kein Zartgefühl, kein Erbarmen, keine Schonung. Geht, Mönche, und reißt diese Hütte ein, daß nicht Leute, die später kommen, Lebewesen den Untergang bringen. (Sowohl durch das schlechte Vorbild des Mönchs, der achtlos so viele Kleinlebewesen verbrennen lässt, als auch durch die Entwicklung zu einer Art Sehenswürdigkeit, um die Schaulustige herumtrampeln und Wesen tottreten)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Bambus:
    Geronimo:

    Es geht ja hier gar nicht mal um Gier, sondern darum so oft wie möglich die uns bestmöglichste, sprich heilsamste Entscheidung zu treffen.


    Es geht um die Geisteshaltung bei der Handlung. Der Buddha hat auch bei seinen Wanderungen Kleingetier zertreten und die ein oder andere Laus beim Essen mitgegessen und somit getötet. Nahrungsaufnahme ist eine Notwendigkeit um den Körper zu erhalten und somit diesen "kostbaren Menschenkörper" sinnvoll nutzen zu können. Sich zu ernähren ist nicht ohne das Töten von Lebewesen möglich. Jeder kann nur für sich alleine entscheiden wo er aus "Gewissensgründen" für sich selber eine Grenze zieht und auf manche Nahrungsmittel verzichtet. Jeder steht auf einer anderen Stufe und jemand vehement von seiner eigenen Ansicht überzeugen zu wollen ist nicht heilsam. Wie auch bei der Lehre an sich kann und soll man natürlich, wenn gefragt wurde bzw. Aufnahmebereitschaft beim Gegenüber existiert, Fakten klar benennen. Aber Missionierung ist beim Thema Fleisch oder nicht genau so wenig angebracht wie beim Thema Buddhismus an sich.


    Die Sache mit der Geisteshaltung birgt natürlich eine große Gefahr: Manch einer meint über den Dingen zu stehen und z.B. Fleisch essen zu können weil er ja ach so gleich gleichmütig ist. Oder ach so toll zu sein weil er eben kein Fleisch isst und somit keinem Wesen schadet. Extreme wie "Ich würde am liebsten gar nichts mehr essen um keinem Wesen zu schaden" gibt es natürlich auch. Dies ist ein nahezu unerschöpfliches Trainingsgebiet für Achtsamkeit. Mir fällt auf Anhieb kein anderer recht profaner Lebensumstand ein der so viel Potential zum Erkennen von Selbstbetrug und Verdrängen von Wissen bieten wie das Thema Ernährung.


    Ich spreche tatsächlich nur hier, in einem buddhistischen Forum, über dieses Thema. Im Alltag sehe ich dazu überhaupt keine Veranlassung, außer es wird ganz direkt danach gefragt.

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  • Matthias65:
    Geronimo:

    Es geht ja hier gar nicht mal um Gier


    Hallo Geronimo,


    Wie würdest Du denn Gier definieren bzw. wie hat Buddha Gier definiert ?
    Hunger bzw. die Befriedigung dessen ist für mich schon eine Form von Gier.


    Ich habe hier schon mal versucht den Begriff Gier in diesem Kontext ein bisschen weiter zu fassen:


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=10808


    Zitat
    Geronimo:

    sondern darum so oft wie möglich die uns bestmöglichste, sprich heilsamste Entscheidung zu treffen.


    Wenn wir uns alle vegan ernähren würden, wäre das die bestmögliche, heilsamste Entscheidung ?
    Darüber hinaus müßten wir uns alle auch Gedanken machen über den Verzehr von Äpfeln/Erdbeeren versus Reis/Mais u.s.w.


    Und selbst wenn wir uns alle vegan ernähren würden, dann würde das auch wieder nur ein paar Jahrhunderte andauern :) Alles verändert sich. Die Ernährung allein löst ja nicht das grundlegende Problem der Zuneigung/Abneigung und ganz besonders der Unwissenheit. Es ist nur ein Teilaspekt. Für mich jedoch ein wichtiger, da er so direkt mit anderen Lebewesen verbunden ist. Wir können uns wirklich nur für uns selbst entscheiden.


    Im Übrigen gab es auch immer mal wieder Erwachte die sich den Rest ihres Lebens in Wäldern von Tannenzapfen ernährt haben :D Alles geht.

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    Einmal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • Geronimo:

    Ich spreche tatsächlich nur hier, in einem buddhistischen Forum, über dieses Thema. Im Alltag...


    Im Alltag machen sich viele keine Gedanken darüber. Und das ist völlig ok so. Die Buddhisten, z.B. hier im Forum, die um die unheilsamen Auswirkungen wissen wenn Sie Lebewesen töten laden sich viel mehr "karmische Last" auf die Schultern als Onkel Willi der jeden Tag sein Steak genießt.


    Der Selbstbetrug und das Verdrängen finde ich dabei problematischer als die Tatsache das ein Schwein in einer Mast gezogen und dann letztendlich für meinen Genuss/Gier getötet wurde. Das Heraussuchen von Zitaten aus dem Kanon die den eigenen Fleischgenuss rechtfertigen/relativieren oder das Posten von Schockvideos der "militanten Vegetarier" ist halt viel einfacher als sich auf dem Kissen mal mit sich selbst und seinen Beweggründen zu beschäftigen.

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Geronimo:

    Geht, Mönche, und reißt diese Hütte ein, daß nicht Leute, die später kommen, Lebewesen den Untergang bringen.


    Beim Abriss der Hütte würden sicherlich auch wieder Kleinstlebewesen getötet werden :?


    Bambus:

    Es geht um die Geisteshaltung bei der Handlung.


    Hallo Bambus,


    welche Geisteshaltung meinst Du ? Meinst Du damit, dass man Mitgefühl für die Wesen empfinden sollte, die man gerade verzehrt ?
    Hm- diese Geisteshaltung erscheint mir ein wenig paradox.


    Paradox ist es allerdings auch, wenn im Rahmen der 4 Unermäßlichkeiten ein Praktizierender wünscht, dass alle Wesen glücklich sein mögen,
    er oder sie sich aber dessen bewußt ist, dass Kleinst-Lebewesen getötet werden wenn man nur die Wohnung verläßt und sich um sein leibliches Wohl kümmert. Dann sind die Wesen, die dabei getötet werden schon mal nicht glücklich - ich wüßte nicht wie wir diese Knoten aufdröseln könnten.

  • Bambus:
    Geronimo:

    Ich spreche tatsächlich nur hier, in einem buddhistischen Forum, über dieses Thema. Im Alltag...


    Im Alltag machen sich viele keine Gedanken darüber. Und das ist völlig ok so. Die Buddhisten, z.B. hier im Forum, die um die unheilsamen Auswirkungen wissen wenn Sie Lebewesen töten laden sich viel mehr "karmische Last" auf die Schultern als Onkel Willi der jeden Tag sein Steak genießt.


    Der Selbstbetrug und das Verdrängen finde ich dabei problematischer als die Tatsache das ein Schwein in einer Mast gezogen und dann letztendlich für meinen Genuss/Gier getötet wurde. Das Heraussuchen von Zitaten aus dem Kanon die den eigenen Fleischgenuss rechtfertigen/relativieren oder das Posten von Schockvideos der "militanten Vegetarier" ist halt viel einfacher als sich auf dem Kissen mal mit sich selbst und seinen Beweggründen zu beschäftigen.


    Die Zitate und Videos sind doch auch nur ein weiteres Werkzeug. Der aufrichtig Praktizierende wird seinen Beweggründen schon so oder so auf die Spur kommen. Aber seine Mitmenschen, ganz besonders die Lernwilligen, nicht auf das eine oder andere aufmerksam zu machen, mal mit einem Zitat, mal mit einem Video, mal mit einem persönlichen Beispiel, wäre auch nicht richtig.

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  • Man kann das eigene Leben ja auch mit einem rollenden Fahrzeug vergleichen. Einfach so anhalten geht ja offenkundig nicht. Also bleibt uns wohl nichts anderes übrig als so oft wie möglich den für alle Beteiligten günstigsten Weg einzuschlagen.


    Gerade als Haushälter muss man sich eben mit Kompromissen begnügen, was aber laut dem Buddha trotzdem kein Hinderungsgrund sein muss um Frieden zu verwirklichen. Und wahrer Frieden wirkt sich auf alles aus.

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  • Geronimo:

    Aber seine Mitmenschen, ganz besonders die Lernwilligen, nicht auf das eine oder andere aufmerksam zu machen, mal mit einem Zitat, mal mit einem Video, mal mit einem persönlichen Beispiel, wäre auch nicht richtig.


    Völlig korrekt.


    Geronimo:

    Der aufrichtig Praktizierende wird seinen Beweggründen schon so oder so auf die Spur kommen.


    Hier habe ich halt den Verdacht (oder das Vorurteil), dass manch Teilnehmer der Diskussionen eben noch nicht mit sich selber "im Reinen" ist und die Diskussion nutzt um der ureigenen Auseinandersetzung mit dem Thema zumindest ein wenig aus dem Weg zu gehen. Meine Zeilen waren gedacht als Hinweis und Anreiz eben diese achtsame Untersuchung der eigenen Beweggründe etwas mehr in den Vordergrund zu rücken.


    Matthias65:

    welche Geisteshaltung meinst Du ?


    Danke für den Finger in der Wunde. Leider kann ich keine Erwiderung so formulieren wie ich es gerne möchte und würde deshalb gerne auf eine direkte Antwort verzichten. Trotzdem ein Versuch, unvollkommen und mit der Gefahr missverstanden zu werden:


    Leben ohne anderen Wesen zu schaden ist nicht möglich. Das ist eines der "Gesetze" von Samsara. Die Frage ist nur wie man mit dieser Tatsache umgeht. Sie als Ausrede nutzt um eigene, vermeidbare negative Handlungen, zu relativieren oder zu ignorieren. Oder Unabwendbares akzeptiert.


    Einen Ausweg aus diesem Dilemma hat uns der Buddha ja aufgezeigt. Die dritte Edle Wahrheit ...

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Bambus:

    Im Alltag machen sich viele keine Gedanken darüber. Und das ist völlig ok so. Die Buddhisten, z.B. hier im Forum, die um die unheilsamen Auswirkungen wissen wenn Sie Lebewesen töten laden sich viel mehr "karmische Last" auf die Schultern als Onkel Willi der jeden Tag sein Steak genießt.


    Es ist sogar noch schlimmer : meine Linie verbietet mir das Fleischessen überhaupt nicht. :shock:

  • Syia:
    Bambus:

    Im Alltag machen sich viele keine Gedanken darüber. Und das ist völlig ok so. Die Buddhisten, z.B. hier im Forum, die um die unheilsamen Auswirkungen wissen wenn Sie Lebewesen töten laden sich viel mehr "karmische Last" auf die Schultern als Onkel Willi der jeden Tag sein Steak genießt.


    Es ist sogar noch schlimmer : meine Linie verbietet mir das Fleischessen überhaupt nicht. :shock:


    Der Buddha hat's ja auch nicht verboten.

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  • Syia:

    Es ist sogar noch schlimmer : meine Linie verbietet mir das Fleischessen überhaupt nicht. :shock:


    Es geht nicht im Ansatz um Verbote. Das wäre ja einfach. Klare Tatsachen. Es ist viel schwieriger - man ist genötigt selber nachzudenken und Schlüsse zu ziehen ...

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Das ganze ist auch in der Kommunikation wirklich nicht so einfach. Als Vegetarier/Veganer stehst du fast automatisch in dem Verdacht anderen bekehren zu wollen, wenn du das Gespräch darauf lenkst. Natürlich würde ich mich total darüber freuen, wenn die Menschen den Tieren so weit es geht ihren Frieden lassen. Aber ich kann es auch menschlich verstehen, das viele Menschen sich mit diesen Dingen überhaupt nicht auseinandersetzen wollen. Das sie genügend andere Sorgen haben, als das sie sich dann auch noch mit ihren Angewohnheiten auseinandersetzen sollten, die ja scheinbar seit Generationen gut funktionieren. Das beste Argument meiner Oma ist z.B.: Wenn es so schlecht wàre, dann wäre ich doch schon tot.


    Ich könnte daraufhin mein, in diesen Belangen, theoretisches Verständnis von Karma benutzen und erwähnen das ich glaube das jede Tat dennoch ihre Wirkung entfaltet. Aber das hat nicht viel Substanz für jemanden der so nicht an die Dinge herangeht. Ich bin kein Buddha und auch kein Erwachter, ich sehe diese Zusammenhänge noch nicht mit eigenen Augen. Ich kann nicht aus Erfahrung sprechen.


    Ich kann mir sehr gut vorstellen, das wenn ein Buddha solche Dinge sagt, dann glaubt man ihm das, dann vertraut man ihm, weil er anscheinend wirklich versteht von was er da spricht.


    Also was mache ich da am Besten, um ein gutes Maß aus Gleichmut und Mitgefühl zu finden? Ich schule mich selbst, zum einen praktisch, so das ich auch mal als Vorbild herhalten kann, das man sich auch ohne Tiere gesund und befriedigend ernähren kann, zum anderen aber auch theoretisch, mit Büchern, Filmen und Gesprächen, so das ich auch mal richtig argumentieren kann, wenn es die Situation vielleicht verlangt.


    Das grundlegende Problem ist vielleicht jedoch, das es sich hier ganz grundsätzlich, ja zwangsläufig um eine Einbahnstraße handelt. Es findet ja letztlich kein wirklicher Austausch statt, da es für den einen ja nur darum geht das der andere etwas weglässt, für sein eigenes Glück. Ein Fleischesser hat aber vielleicht das Bedürfnis auch mich davon zu überzeugen, das Fleisch und Milch wichtig für eine gesunde Ernährung sind, und schon stecken wir in einer Sackgasse. Denn ich möchte das mein Gegenüber etwas von mir annimmt, aber ich kann nichts von ihm annehmen. Geben und Nehmen gehören jedoch auch ganz grundlegend zusammen. Das eine funktioniert nur sehr selten ohne das andere.


    Ein schwieriges Thema.

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  • Geronimo:

    Aber ich kann es auch menschlich verstehen, das viele Menschen sich mit diesen Dingen überhaupt nicht auseinandersetzen wollen. Das sie genügend andere Sorgen haben, als das sie sich dann auch noch mit ihren Angewohnheiten auseinandersetzen sollten, die ja scheinbar seit Generationen gut funktionieren. Das beste Argument meiner Oma ist z.B.: Wenn es so schlecht wàre, dann wäre ich doch schon tot.


    Und dem "Buddhisten" geht es nicht anders. Wer SN 3.25 (Gleichnis vom Berg) gelesen - und wirklich verstanden - hat der müsste die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Und wie viele machen es?


    Es menschelt halt. Samsara. Beim Buddhisten der nicht konsequent praktiziert und beim "Normalo" der sein Fleisch weiter isst. Eigene Verantwortung, eigene Erkenntnis sind die Schlagworte. Das ist unbequem und schwierig.


    Geronimo:

    Das grundlegende Problem ist vielleicht jedoch, das es sich hier ganz grundsätzlich, ja zwangsläufig um eine Einbahnstraße handelt. Es findet ja letztlich kein wirklicher Austausch statt, da es für den einen ja nur darum geht das der andere etwas weglässt, für sein eigenes Glück. Ein Fleischesser hat aber vielleicht das Bedürfnis auch mich davon zu überzeugen, das Fleisch und Milch wichtig für eine gesunde Ernährung sind, und schon stecken wir in einer Sackgasse.


    Auf diesen Punkt wollte ich hinaus als ich weiter oben gefragt habe ob ich Medikamente oder Fleisch bevorzugen würde. Grundsätzlich gibt es Situationen in denen der Verzehr von Fleisch nicht grundsätzlich zu verdammen ist. Und wenn mir jemand gute, nachvollziehbare Argumente dafür liefert werde ich - als eingefleischter ( ;) ) Vegetarier - wieder damit anfangen. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Konstellation sehe ich als recht gering an aber ausschließen möchte ich sie nicht.

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  • Bambus:

    Und wenn mir jemand gute, nachvollziehbare Argumente dafür liefert werde ich - als eingefleischter ( ;) ) Vegetarier - wieder damit anfangen. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Konstellation sehe ich als recht gering an aber ausschließen möchte ich sie nicht.


    Warum sollte sich ein Fleischesser dazu hergeben ? Dann müsste er doch auch gleich noch zugeben, dass er das Gleichnis vom Berg nicht wirklich verstanden hat.


    So jedenfalls deine Aussage.

  • Syia:

    Warum sollte sich ein Fleischesser dazu hergeben ? Dann müsste er doch auch gleich noch zugeben, dass er das Gleichnis vom Berg nicht wirklich verstanden hat.


    Und was wäre so schlimm daran?


    Ich habe es ja selber offenbar noch nicht wirklich verstanden weil ich eben noch nicht mit letztendlicher Konsequenz praktiziere. Das gebe ich gerne zu. Die "Gewissensbisse" mache ich mir schon selber deswegen. Und ich könnte lang und breit meine gut ausgearbeiteten Rechtfertigungen vortragen.


    Gewachsen ist in mir ein Verständnis, man könnte es auch Mitgefühl nennen, mit denen die Dinge tun oder lassen die für andere selbstverständlich sind. Ich akzeptiere z.B. den Fleischesser. Hege keine Geringschätzung für sie.


    Viel zu oft aber meine ich solche Tendenzen bei der Diskussion um Fleisch zu erkennen. Geringschätzung bei den Vegetariern und Rechtfertigungstriaden bei den Fleischessern. Meine Schlußfolgerung ist dass viele, von beiden Seiten, ihre eigene Unsicherheit mit ihrer teils vehement vertretenden Meinung überdecken. All das passiert hauptsächlich unbewusst. Und weil wir ja in einem buddhistischen Forum sind möchte ich dazu anregen sich selber dahingehend zu untersuchen. Achtsam zu beobachten warum man gerade diesen Forenbeitrag zum Thema in gerade diesem Tonfall verfasst.


    Und weil ich mir dann auch an die eigene Nase fasse verabschiede ich mich für die nächsten Stunden aus diesem Thread...

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  • Bambus:

    Auf diesen Punkt wollte ich hinaus als ich weiter oben gefragt habe ob ich Medikamente oder Fleisch bevorzugen würde. Grundsätzlich gibt es Situationen in denen der Verzehr von Fleisch nicht grundsätzlich zu verdammen ist. Und wenn mir jemand gute, nachvollziehbare Argumente dafür liefert werde ich - als eingefleischter ( ;) ) Vegetarier - wieder damit anfangen. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Konstellation sehe ich als recht gering an aber ausschließen möchte ich sie nicht.


    Das ist interessant, weil ich mir das für mich wirklich nicht mehr vorstellen kann, von Mönchischen Kontext einmal abgesehen, wo ich mir das, auch aus Mitgefühl, nicht wirklich erlauben kann.


    Mein Körper hat sich aber in den letzten Jahren auch tatsächlich ganz schön umgestellt. Wo ich früher noch ab und zu das Verlangen nach Fleisch hatte, und manch angebotenes wirklich genoss, da finde ich es heute regelrecht unappetitlich wenn jemand vor meinen Augen einen Rehrücken tranchiert. Nichts, aber auch wirklich nichts daran reizt mich heute mehr. Die Farbe des toten Fleischs, die Konsistenz, der Geruch. Unvorstellbar das Menschen das ohne Feuer/Hitze und Salz runterbekommen würden, von Ausnahmen mal abgesehen.


    Ich freue mich über diese gewonnene Indifferenz sehr, auch wenn es vielleicht schon manchmal in Richtung Abneigung tendiert. Aber lieber so als andersherum. Aber auch das wird sich sicher wieder relativieren mit der Zeit, so wie alles andere.


    Im Moment werde ich jedoch oft ganz unwillkürlich traurig wenn ich an einer Fleischerei vorbeigehe und sehe wie die Menschen darin vergnügt tote Tiere begutachten. Und dann freue ich mich das ich darüber traurig werde :)

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  • Geronimo:

    Im Moment werde ich jedoch oft ganz unwillkürlich traurig wenn ich an einer Fleischerei vorbeigehe und sehe wie die Menschen darin vergnügt tote Tiere begutachten. Und dann freue ich mich das ich darüber traurig werde :)


    Es gefällt mir unheimlich, dass du deine Beiträge hier so persönlich verfasst. Andere Beiträge hier erscheinen mir dagegen zu dogmatisch und zu kurz gedacht.


    Solange wir zum Lebenserhalt Nahrung zu uns nehmen müssen, werden wir Lebewesen töten ( lassen ( ist ja so schön anonym geworden)). Wie leitet da so manch ein Vegetarier ab, dass z.B. die Kuh oder das Schwein ein schützenswerteres Wesen ist, als z.B. das Rehkitz, dass bei der Getreideernte gemetzelt wird oder als die Insekten und Kleinstlebewesen, die sterben, wenn ein Reisfeld vor der Ernte trocken gelegt wird....usw.


    Mir ist völlig egal ob jemand Vegetarier oder Fleischesser ist, mich stört hier aber der erhobene Zeigefinger, der unter Hinweis auf schlechtes Karma auf Fleischesser zeigt und ihnen auch noch mangelnden buddhistischen Sachverstand attestiert.


    Wir töten ( oder lassen töten) alle, um uns zu ernähren. Es scheint nicht anders zu funktionieren.

  • Syia:
    Geronimo:

    Im Moment werde ich jedoch oft ganz unwillkürlich traurig wenn ich an einer Fleischerei vorbeigehe und sehe wie die Menschen darin vergnügt tote Tiere begutachten. Und dann freue ich mich das ich darüber traurig werde :)


    Es gefällt mir unheimlich, dass du deine Beiträge hier so persönlich verfasst. Andere Beiträge hier erscheinen mir dagegen zu dogmatisch und zu kurz gedacht.


    Es geht doch einzig und allein um's vorankommen. Meine Erfahrungen sind auch die Erfahrungen der Welt. Alles was ich tue, mache ich mit, durch und für andere. Es geht gar nicht anders. Deswegen halte ich es für etwas sehr natürliches vollkommen offen mit sich und allem anderen umzugehen, denn nur so ist Vertrauen und ganz besonders Fortschritt möglich.


    Wenn ich dem Vorschulkind nicht erlaube mich auf meine offenen Schnürsenkel hinzuweisen, dann kommt der gesamte Pfad zum Stillstand.

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  • Kann es sein, dass dies in erster Linie ein "europäisches Problem" ist? Ich sehe kein Problem darin, Fleisch zu essen. Ich habe lange in Asien gelebt und kann mich nicht erinnern, dass ich dort Mönche gesehen habe, die kein Fleisch gegessen haben. Fleisch-Essen hat ja nichts mit töten zu tun, sofern man nicht gerade Metzger oder Jäger oder etwas in der Art ist. Auch ist der Mensch ja von Natur aus ein Fleischfresser. Ich glaube, in den buddhistischen Ländern Asiens macht sich keine solchen Gedanken.

  • http://www.focus.de/panorama/w…d-zu-dick_aid_790894.html :D


    Ich habe bisher wenig zu Ernährungsfragen buddhistischer Laien gelesen. Die Lehrreden Buddhas dazu beziehen sich auf Mönche. Diese sollen/müssen grundsätzlich alles essen, was ihnen die Gemeinde spendet (siehe oben).


    Ausgenommen davon sind das Fleisch von 'Menschen, Elefanten, Pferden, Hunden, Leoparden, Löwen, Tigern, Hyänen, Bären und Schlangen' (bei dem Pferdefleischproblem, das wir im Moment haben dürften buddhistische Mönche in Europa echt Probleme haben :lol: ).


    Weiter gibt es die Regel, daß nur Fleisch anzunehmen erlaubt ist, das 'unbesehn, ungehört, unvermutet' geschlachtet wurde. Das unvermutet bedeutet hier, daß ein Mönch nicht Grund für die Annahme haben darf, daß ein Tier nur für seine Speise getötet wurde. Ich unterstelle hier aber keine religiöse Motivation, sondern eine soziale, wie bei vielen anderen Speisetabus. Buddha wollte verhindern, daß Gläubige ein Tier töten, daß für sie nützlich ist, um Darmapunkte durch die Speisung der Mönche mit etwas besonders Leckerem zu gewinnen, also zum Beispiel ein Huhn schlachten, das noch Eier legen kann.


    http://www.palikanon.com/majjhima/m055n.htm

  • fotost:

    ... (bei dem Pferdefleischproblem, das wir im Moment haben dürften buddhistische Mönche in Europa echt Probleme haben :lol: ).


    Oh, ja. Also keine Lasagne! :lol:


    fotost:

    Weiter gibt es die Regel, daß nur Fleisch anzunehmen erlaubt ist, das 'unbesehn, ungehört, unvermutet' geschlachtet wurde. Das unvermutet bedeutet hier, daß ein Mönch nicht Grund für die Annahme haben darf, daß ein Tier nur für seine Speise getötet wurde. Ich unterstelle hier aber keine religiöse Motivation, sondern eine soziale, wie bei vielen anderen Speisetabus. Buddha wollte verhindern, daß Gläubige ein Tier töten, daß für sie nützlich ist, um Darmapunkte durch die Speisung der Mönche mit etwas besonders Leckerem zu gewinnen, also zum Beispiel ein Huhn schlachten, das noch Eier legen kann.


    http://www.palikanon.com/majjhima/m055n.htm


    Das macht auch Sinn. Man verhindert so, dass arme Menschen vielleicht ihr letztes Huhn schlachten, nur für die Mönche, und dann vielleicht selber Hunger leiden müssen. Die Mönche hätten somit ja Leid zugefügt und das ist ja nicht Sinn der Sache.


    Wie gesagt, ich habe in Asien gelebt und bin auch hier in Deutschland meistens in einem thailändische Tempel, und habe noch nie erlebt, dass die Mönche kein Fleisch oder Fisch gegessen hätten. Das ist, glaube ich, eher eine recht westliche Sichtweise. Da der Buddhismus im Westen immer weiter Fuss fasst, was ich sehr begrüße, könnte es meiner Meinung nach durchaus sein, dass sich im Laufe der Zeit auch eine westliche Art des Buddhismus bildet, mit einigen eigenen Regeln, so z.B. vegetarische Ernährung. Allerdings dürfte man ja dann streng genommen auch kein Auto mehr fahren, von schrecklichen Unfällen, die ja jedem passieren können, mal ganz abgesehen. Man muss sich ja nur mal die Windschutzscheibe seines Autos ansehen nach einer längeren Autobahnfahrt.

  • Volki:

    Wie gesagt, ich habe in Asien gelebt und bin auch hier in Deutschland meistens in einem thailändische Tempel, und habe noch nie erlebt, dass die Mönche kein Fleisch oder Fisch gegessen hätten. Das ist, glaube ich, eher eine recht westliche Sichtweise. Da der Buddhismus im Westen immer weiter Fuss fasst, was ich sehr begrüße, könnte es meiner Meinung nach durchaus sein, dass sich im Laufe der Zeit auch eine westliche Art des Buddhismus bildet, mit einigen eigenen Regeln, so z.B. vegetarische Ernährung.


    Hallo Volki!


    Das buddhistische Phänomen, dass wir hier in Deutschland haben, würde ich als einen "intellektuellen Buddhismus" bezeichnen. Als Vorlage dient wohl hauptsächlich Literatur. Diese wird dann 1:1 umgesetzt.


    Wenn man Fleisch konsumiert, halte ich es für das oberste Gebot, dass man es verzehrt und nicht das es im Müll landet. Ich betrachte dies als eine ethische Verpflichtung, unabhängig ob man religiös ist, oder nicht.


    "Schweinefleisch ist billiger denn je - auch weil EU, Bund und Länder es hoch subventionieren. Die Folge: Restaurants, Supermärkte und Haushalte werfen rund 30 Prozent des produzierten Schweinefleisches in den Müll." http://www.swr.de/odysso/-/id=…808550/11gsftw/index.html


    Gruß
    Markus

  • Liebe Grüße Markus,


    Zitat

    "intellektuellen Buddhismus"


    LOL. Nett, daß Du nicht verkopfter Buddhismus geschrieben hast :lol:


    Was auch sonst? Wir haben hier eben keine Erfahrung auf Familienebene oder in der Tiefe der Gesellschaft. Die meisten autochthonen Buddhisten hier sind Konvertiten und wie alle Konvertiten besonders eifrig es richtig zu machen und als Maßstab für richtig gelten bei uns nun mal Bücher. Und die werden dann aus dem Blickwinkel anderer gesellschaftlicher Bedingungen interpretiert.


    Ich halte viele der Gedanken, die Vegetarier für ihre Position anführen für sehr vernünftig und menschlich angenehm. Entwicklung der Weltbevölkerung, Belastung der Ressourcen, Lebensmittelskandale, widerliche Bedingungen in der Massentierhaltung. Warum muss jetzt unbedingt auch noch die buddhistische Lehre herangezogen werden, die nur indirekt etwas zum Thema fleischlose Ernährung hergibt?


    Wenn es nicht gleich losregnet, gehe ich zum Einkaufen für das Wochenende. Im Sinne dieses Beitrags für die nächsten zwei Tage weder Fleisch (noch Alkohol) - versprochen. Das ist doch mal ein unverkopfter Erfolg für einen Thread hier im Forum :D

  • Hallo,


    ich weiss nicht, ob es sehr viel Sinn macht, dieses Thema allgemeinverbindlich klären zu wollen. Es ist m.E. letztlich eine Frage der sehr persönlichen Abwägung und des persönlichen Bewusstseins bzw. der Selbsterforschung. Niemand sollte sich hier innerlich oder äusserlich zu einer Haltung oder Handlung nötigen oder bekehren (lassen).
    Zu welchem Zeitpunkt im Leben ein Mensch immer mehr oder auch vielleicht völlig auf Fleisch verzichten kann/will, lässt sich nicht durch Aufklärung und Information bestimmen oder bewirken....auch wenn die Gräuelvideos über Massentierhaltung schon eine gewisse psychologische Wirkung haben. Aber ohne echte innere Bereitschaft wird dies keine Verhaltensänderung bewirken, die auf der Basis der Wirklichkeit eines tatsächlich vorhandenen inneren Zustandes steht - es wird dabei eher jene seltsame Erscheinung auftreten, dass Menschen sich in Gedanken über andere stellen, die eine bestimmte Regel oder eine bestimmte Lehre nicht befolgen. Es wird dann nur eine weitere Meinung, Haltung oder Lebensform (oder "Religion") sein, die aber nicht auf tiefer eigener Einsicht beruht, sondern auf irgendeinem psychologischen Bedürfnis, z.B. Gruppenzugehörigkeit, "Gut-sein-Wollen", "die-Welt-zu-einem-besseren-Ort-machen-wollen" etc.
    Solange ein Mensch den Leidenszustand (vor allem seinen eigenen) allen Lebens nicht wahrlich innerlich erfährt - ...erfährt und nicht erliest oder erklügelt... - kann doch nur von einem mehr oder weniger aufgesetzten und nachahmenden Verhalten gesprochen werden...sei es nun beim Vegetarismus oder der Meditation oder....
    Es gibt für das Begreifen und das lebendige Umsetzen einer Erlösungsreligion keine intellektuellen, allgemeinverbindlichen Lösungen, sondern nur existentiell-individuelle.


    ...

    1.Die menschlichen Gene stimmen zu 55 % mit einer Banane überein.
    2.1 Mann in D besitzt im Schnitt 19 Unterhosen.
    3.1/3 der Gummibären in jeder Tüte ist rot,1/6 jeweils grün, gelb, weiß und orange.
    4.1 Kamel kann in 15 min 200 l Wasser trinken.