Fleischkonsum und Buddhismus

  • So...

    neulich auf eine Alpe bei mir daheim, in Westösterreich.


    Der Hirte kommt mit einem neugeborenen Kalb heraus und legt es auf den Boden.

    Die Touristin: "Ach, ist das lieb!"

    Meine Frau: "Das Kalb ist sechs Stunden alt."

    Touristin: "Woher wissen sie das?"

    "Nach sechs Stunden nimmt man den Kühen die Kälber, ihre Kinder weg?"

    "Warum?"

    "Weil die Kälber den Kühen die Milch wegtrinken, das sonst die Menschen bekommen."

    "Ist das immer so?"

    "Nein, ausser bei Kuh - Kalb Haltung. Diese Kälber essen sie dann."


    Ähnlich bei Hühnern und Eiern. Männliche Küken werden vergast oder geschreddert, da sie keine Eier geben.


    Und ja: in kleinen Bio Bauernhöfen stehen die Rindern in ihrem eigenen Mist.

    Und ja: in kleinen Bio Bauernhöfen sehen die Schweine nie (!) die Sonne.l


    Fazit:

    Wenn sich jemand über Ursache - Wirkung, Leiden, etc. Gedanken macht und dann immer noch nicht veganer ist, dann hat diese Person einen Logikfehler.

  • Diese Schadhaftigkeit ist also sehr relativ. Der Salat wurde wahrscheinlich für den Verzehr angebaut, und das Tier dafür geboren.

    Und warum wurdest du geboren, Bebop?

  • Zitat

    "Mögen alle Wesen glücklich sein" vereinbar. Tiere umbringen und allen Wesen Wohlwollen und Mitgefühl entgegenbringen passt nicht zusammen.

    Pflanzen SIND Wesen. Es ist unmöglich, keinen Schaden anzurichten. Buddhistische Praxis sollte Illusionen (auch darüber) auflösen, indem sie zur Erkenntnis dessen führt, was wir Wesen gemeinsam haben (zu denen Dogen sogar in gewissem Sinne noch Steine usf. zählt, wo ich nicht mehr mitgehe).


    Ich kann also gerne bewusst Wohlwollen ausdrücken, indem ich an der Fleischtheke vorbeigehe. Aber wenn ich dann abends meine Tomaten esse, verspeise ich bloß eine andere Art von Wesen.


    Man kann auch an der Fleischtheke stehenbleiben und Wohlwollen ausdrücken oder vorbeigehen und genau damit Ablehnung ausdrücken.


    Wenn es alles so einfach wie in diesen Vorstellungen wäre. Aber ein schöner Satz das mit den Tomatenwesen die wohl keinen Unterschied zu Säugetieren haben.


    Everything Zen ✌️

  • Ja, es stimmt, Kälber werden ihren Müttern genommen, damit die Erwachsenen der westlichen Welt Babynahrung (Milch) bekommen, inzwischen ist diese Sitte sogar in Asien angelangt, obwohl viele gar kein Enzym zur Verdauung von Milchprodukten haben.


    Ist es in Österreich immer noch so, dass männliche Küken geschreddert werden. Soviel ich weiß, ist es inn Deutschland verboten :?


    Und Bio-Kühe stehen hier meistens auf der Weide und ich luftigen Ställen, genauso wie Bio-Schweine.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich kann also gerne bewusst Wohlwollen ausdrücken, indem ich an der Fleischtheke vorbeigehe. Aber wenn ich dann abends meine Tomaten esse, verspeise ich bloß eine andere Art von Wesen.

    Was ist eigentlich so schwer daran, zu verstehen, dass man Tiere (Wesen mit einem Nervensystem) nicht mit Pflanzen (ohne Nervensystem) vergleichen kann? Erst recht nicht mit Früchten.... :roll:

    Was ist eigentlich so schwer daran zu verstehen, dass es unmöglich ist, trotz einer mitfühlenden Haltung Schaden anzurichten?

    Was ist eigentlich so schwer daran, zu verstehen, dass es möglich ist, mit einer mitfühlenden Haltung weniger Schaden anzurichten und zwar bei den anderen Wesen, genauso, wie bei sich selbst?

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Zusatz:

    Und Bio-Kühe stehen hier meistens auf der Weide und ich luftigen Ställen, genauso wie Bio-Schweine.


    Schweine
    Domestiziert vor mindestens 9.000 Jahren, ist das Schwein eines der ältesten Nutztiere des Menschen. Heute ist es der wichtigste Fleischlieferant Deutschlands…
    www.bmel.de


    Einem 50 bis 110 Kilogramm schweren Mastschwein müssen demnach mindestens 0,75 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Dem Mastschwein aus ökologischer Haltung stehen mindestens 1,3 Quadratmeter und zusätzlich ein Quadratmeter Auslauf im Freien zu.


    Ein Quadratmeter zu den 1,3 Qudadratmetern.

    Gratuliere, Gesetzgeber.


    Debatte beendet.

  • Im übrigen: wir werden uns ernähren müssen und auch anderen Schaden zufügen, ob wir wollen oder nicht.


    Der Buddha hat alles gegessen, was man ihm anbot. Nur extra schlachten für ihn durften die Gastgeber nicht.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Im übrigen: wir werden uns ernähren müssen und auch anderen Schaden zufügen, ob wir wollen oder nicht.


    Der Buddha hat alles gegessen, was man ihm anbot. Nur extra schlachten für ihn durften die Gastgeber nicht.

    _()_

    Wir müssen uns ernähren, um unseren Körper gesund und kräftig zu erhalten, damit wir die Dharmapraxis durchführen können, die nicht immer ganz einfach ist. Hierzulande kann man dies sicher auch durch vegetarische oder überwiegend vegetarische Ernährung erreichen. Aber durch die Ernte von Getreide, Gemüse usw. wird Lebewesen geschadet, auch wenn dabei keine willentliche Absicht dahinter steckt.


    Der Buddha hat seinen Gastgebern verboten extra für ihn zu schlachten, weil die Gastgeber dann absichtlich und willentlich getötet und damit die Handlung des Tötens karmisch vollständig angesammelt hätten. Sie hätten damit die unheilsame Handlung des Tötens vollständig angesammelt; also eine Handlung, die eine sehr leidvolle Existenz bewirken wird.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Zitat

    Was ist eigentlich so schwer daran, zu verstehen, dass man Tiere (Wesen mit einem Nervensystem) nicht mit Pflanzen (ohne Nervensystem) vergleichen kann? Erst recht nicht mit Früchten...

    Hier redest du wie jeder Normalbürger. Dieses Missverständnis hat auch gerade Metta wieder in einem anderen Thread wiederholt. Buddhismus wird hier als Aufhebung von Schmerzen verstanden. Das kann der Buddhismus aber nicht leisten. Das Missverständnis beruht zwar auf der Auflistung von Leiden im Palikanon, der körperliches neben seelisches stellt. Aber welche Antwort hat denn der Buddha für deine durchs Nervensystem mögichen Schmerzen? Keine, außer der Nicht-Identifizierung. Diese reicht aber nicht. Werden die Schmerzen unaushaltbar, fällst du ins Koma/Schock. Das sind physische Gesetzmäßigkeiten.


    Im Buddhismus ist interessant, ob du wesenhaft etwas mit den anderen teilst, nicht dein Nervensystem. Ich sage es nochmal: Das Nutztier wird erst gar nicht geboren, wenn es nicht auch geschlachtet werden kann. Das Schlachten ist sein Tod. Jedes Tier stirbt, auch das Nicht-Nutztier. Jede Pflanze stirbt, jede Frucht. Ein buddhistischer Erlösungsweg ist keinen von ihnen möglich, es sieht auch nicht danach aus, als ob sie ihn bräuchten.


    Du stülpst hier also ein Missverständnis der Buddha-Lehre als ethisches Konzept über deine Ernährungsgewohnheiten. Auch du kannst mit der Buddha-Lehre dein Nervensystem nicht austricksen.


    Zitat


    Was ist eigentlich so schwer daran, zu verstehen, dass es möglich ist, mit einer mitfühlenden Haltung weniger Schaden anzurichten und zwar bei den anderen Wesen, genauso, wie bei sich selbst?

    Es scheint mir, dass du zu Mitgefühl mit der Pflanze nicht so recht in der Lage bist. Was also genau soll "mitfühlende Haltung" sein? Ich halte keine Schweine auf 1 qm, keinen Fisch im Aquarium und keinen Hund und keine Katze auf 30 qm. Das machen andere. Aber ich würde dann ggf. diese fragen, ob die tatsächlich glauben, sich zu schaden. Ich bezweifle, dass sich das beweisen lässt.

    Zitat

    Der Buddha hat seinen Gastgebern verboten extra für ihn zu schlachten, weil die Gastgeber dann absichtlich und willentlich getötet und damit die Handlung des Tötens karmisch vollständig angesammelt hätten.

    Das nennt man Sophismus. Denn jedes Tier, das den Ordinierten als Fleisch in die Bettelschale gelegt wurde, ist allein dadurch am Ende für sie gestorben. Daran ändert sich nichts, wenn der Buddha Nicht-Wissen vorgibt.


    Eine "karmisch vollständige Ansammlung" ist eine rhetorisch leere Floskel religiösen Glaubensinhaltes. Jeder Schlachter und Fleischfresser, der fröhlich durchs Leben geht, ist der Gegenbeweis. Das ist ungefähr so naiv wie zu glauben, es würde schon irgendwann auch dem größten Übeltäter Gerechtigkeit (also Strafe) geschehen.


    Zitat

    Ein Quadratmeter zu den 1,3 Qudadratmetern.

    Gratuliere, Gesetzgeber.

    Das Hausschwein ist ein Produkt des Menschen. In diesem Fall ist quasi der Mensch sein Schöpfer. Es ist klar, dass der Mensch über das Schicksal des Schweines entscheidet, und wenn er es nicht mehr so halten will und anders nicht bezahlen kann, dann wird dieses Hausschwein aussterben, bis auf ein paar Liebhaber, die es wie einen Hund halten werden. Es wird also gar nicht mehr leben. Der Nachweis, dass ein Schwein bei der gegenwärtig üblichen Haltung lieber NICHT leben würde als so zu leben, ist nicht zu erbringen. Es ist eher so, dass sich zeigen lässt, dass selbst so ein Tier lieber lebt als tot ist. Insofern ist es ethisch zu rechtfertigen, es ins Leben zu bringen zum Verzehrungszweck. Die Frage, ob es zu rechtfertigen ist, es so zu halten, müssen diejenigen beantworten, die diese Haltung durchführen. Ich kann die Frage nicht für diese Menschen beantworten, sondern nur für mich. Darum halte ich nicht mal einen Hund oder eine Katze in der Wohnung.


    Die Frage, ob ich ein Tier, das offenkundig lieber lebt als tot ist, auch essen darf, kann ich allerdings für mich bejahend beantworten.


    Zitat


    Und warum wurdest du geboren, Bebop?


    In diesem Zusammenhang fällt mir die Antwort ein: Um Milliarden von Lebewesen (Bakterien usw.) in und auf mir einen Biokosmos zu bieten.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Fazit:


    Auch im buddhistischem Kontext werden Ausreden gefunden, um anderen den Auftrag zu geben, Tiere zu töten.



    Schön. Danke.

    Verlogene Welt.

  • Der Buddha hat alles gegessen, was man ihm anbot. Nur extra schlachten für ihn durften die Gastgeber nicht.

    Angebot und Nachfrage:

    Wenn du kein Schwein isst, muss es niemand schlachten.

  • Die Frage, ob es zu rechtfertigen ist, es so zu halten, müssen diejenigen beantworten, die diese Haltung durchführen. Ich kann die Frage nicht für diese Menschen beantworten, sondern nur für mich.


    Die Menschen die im Restaurant und an der Kassa im Supermarkt Fleisch kaufen, befürworten es.

    Weil es ihnen egal ist.


    Der Rest ist eine Ausrede.

    Eine billige sogar.

  • Ich denke, die Fleisch-/Vegetarismus-Debatte sehen die Buddhisten weltweit eher entspannt. DIe Forderung nach einer buddhistischen veganen Essenskultur, wie etwa bei TNH, ist eine westliches Phänomen. Übrigens auch wieder eine Sache, die zeigt, dass Konvertiten aus einer anderen Kultur es meistens doch eher übertreiben.


    In einem Interview – mit der Überschrift "Fleischessen ist okay" – mit Michael Zimmermann, Professor für indischen Buddhismus am Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg, wird das deutlich:


    "Zimmermann: (...) Ich war viel in Asien unterwegs und immer fasziniert, wie unterschiedlich sich der Buddhismus ausgeprägt hat. Als ich als junger Mann nach Japan kam, traf ich einen hochrangingen Jodo-Priester. Damals war ich sehr stolz, Buddhist zu sein, und erzählte das dem Priester und ergänzte, dass ich Vegetarier sei. Das gehörte in den Kreisen, in denen ich mich damals bewegte, selbstverständlich dazu. Als Buddhist durfte man kein Fleisch essen.


    'Oh, das ist aber nicht so gut', antwortete der Priester. 'Wenn du auf Fleisch verzichtest, ist es eine Art asketische Übung. Damit maßt du dir an, dass du irgendetwas tun kannst, was du eigentlich nur von Amitabha Buddha bekommen kannst. Das solltest du lieber sein lassen. Iss am besten ganz normal.' Ich war damals geschockt. Das zeigt, dass es ganz unterschiedliche Ausformungen gibt und dass man Buddhismus immer im kulturellen Kontext sehen muss. Da kommen wir wieder zurück zu dem Punkt, dass es den Buddhismus an sich nicht gibt. Ich sehe in der Vielfalt nichts Schlechtes. Buddhismus war immer fließend und offen." Ursache\Wirkung, No. 123, "Buddha heute", Seite 24ff.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Danke für deine Worte, Hendrik


    Also soll ich mein Leben so wählen, dass ich mein Leid und das Leid anderer Menschen lindere?

    Dies ist also kein asketisches Leben.


    Wenn ich mein Leben so wähle, dass kaum ein Tier wegen meinem Kaufverhalten leidet, ist es ein asketisches Leben.


    Das verstehe ich nicht.

  • Ich glaube nicht, dass es allen egal ist. Mir war das auch nie egal, aber die Gewohnheit hat es mir schwer gemacht.

    Im Laufe der letzten 20 Jahre haben mein Mann und ich immer weniger Fleisch gegessen. Und wenn dann sowieso nur Bio.


    Aber erst jetzt bin ich in der Lage, da ich allein bin, ganz darauf zu verzichten.

    _()_

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  • Vorallem, denke ich, sollten wir nach bestem Wissen und Gewissen leben. Jeden Tag neu wie ein Anfänger, damit der Geist nicht einrostet und sich an Regeln festklammert aus Angst vor Fehlverhalten.

    _()_

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  • Das Beispiel in dem Interview, dass Hendrik in Beitrag #188 gibt, steht im Kontext des Amithabha-Buddhismus in Japan. Von daher besitzt es nicht zwangsläufig Allgemeingültigkeit für alle buddhistischen Traditionen.


    Was die asketischen Übungen angeht: Ganz allgemein gelten in den buddhistischen Traditionen die Übungen als asketische Übungen, die nicht dafür geeignet sind, die Befreiung aus Samsara zu verwirklichen. Was aber jeweils konkret als asketische Übung angesehen und deshalb abgelehnt wird, ist von Tradition zu Tradition auch wieder unterschiedlich.


    Auch wenn es Aussagen des Buddha in den Lehrreden zum Essen gibt, so gibt es keine generellen allgemeingültigen Speiseregeln, die alle Anhänger des Buddha einzuhalten haben. So gibt es die Aufforderung des Buddha an Bodhisattvas, kein Fleisch zu essen (8.Kapitel des Lankavatarasutra); aber es gibt auch die Aufforderung des Buddhas an die Mönche, beim Almosengang das zu nehmen, was einem gegeben wird ohne etwas abzulehnen; genauso wie die Aufforderung, kein Fleisch zu essen, wenn man weiß, dass der Gastgeber extra für einen ein Tier getötet hat. Oft spricht er von maßvollem Essen.


    Eine Buddhistin / ein Buddhist definiert sich ja nicht durch ihre / seine Ernährungsweise. Wenn man als Buddhistin/Buddhist in einer Gegend wohnt wie der unseren, dann kann man sicherlich den Fleischkonsum einschränken oder gar ganz aufgeben. In anderen Gegenden, da wurde ja in einem früheren Beitrag drauf hingewiesen, ist dies so nicht möglich.


    Ob man als Buddhistin / Buddhist in Deutschland Fleisch isst oder nicht, kann m.E. jede / jeder selbst entscheiden. Natürlich ist es dabei hilfreich zu überlegen, wie oft man Fleisch ist, und ob es sinnvoll ist, auf Fleisch aus Massentierhaltung zu verzichten.


    Ich denke auch, dass man keine Tötung von Tieren in Auftrag gibt, wenn man beim Fleischer Fleisch kauft oder Fleisch im Restaurant isst.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Lieber Helmut,

    danke für deine ausbalancierte Argumentation! _()_


    CONTRA Fleischkonsum:

    So gibt es die Aufforderung des Buddha an Bodhisattvas, kein Fleisch zu essen (8.Kapitel des Lankavatarasutra); aber es gibt auch die Aufforderung des Buddhas an die Mönche, beim Almosengang das zu nehmen, was einem gegeben wird ohne etwas abzulehnen; genauso wie die Aufforderung, kein Fleisch zu essen, wenn man weiß, dass der Gastgeber extra für einen ein Tier getötet hat. Oft spricht er von maßvollem Essen.

    Da hier wohl die Allerwenigsten als buddhistische Mönche oder Nonnen dem Almosengang nachgehen, ist die Aufforderung des Buddhas, das zu nehmen, was gegeben wird, i.d.R. irrelevant.

    Soviel ich weiß, gehen die Theravada-Mönche des Waldklosters Muttodaya noch regelmäßig auf Almosengang, aber vielleicht hat sich ja schon in den Dörfern herumgesprochen, dass vegetarische Gaben eher dem buddhist. Ethos entsprechen.... :?

    Wenn man als Buddhistin/Buddhist in einer Gegend wohnt wie der unseren, dann kann man sicherlich den Fleischkonsum einschränken oder gar ganz aufgeben.

    Dafür spricht m.E. mehr, als dagegen...



    PRO Fleischkonsum:

    Ob man als Buddhistin / Buddhist in Deutschland Fleisch isst oder nicht, kann m.E. jede / jeder selbst entscheiden. Natürlich ist es dabei hilfreich zu überlegen, wie oft man Fleisch ist, und ob es sinnvoll ist, auf Fleisch aus Massentierhaltung zu verzichten.

    Warum sollten weniger Fleischverzehr und Verzicht auf Fleisch aus Massentierhaltung NICHT sinnvoll sein?

    Es ist gesünder für den eigenen Körper, vermindert mittel- bis langfristig Tierleid (besonders, wenn viele mitmachen) und schont die Umwelt (Klima!!).

    Billigfleisch aus Massentierhaltung sollte m.E. für aufgeklärte Menschen, denen am "Wohl der Wesen" gelegen ist, wirklich tabu sein....

    Ich denke auch, dass man keine Tötung von Tieren in Auftrag gibt, wenn man beim Fleischer Fleisch kauft oder Fleisch im Restaurant isst.

    Nicht so direkt, aber indirekt schon (Angebot und Nachfrage).

    Bei kleineren Tieren (Gänse, Hühner,....) fällt es noch eher ins Gewicht, wenn "nachgeordert" werden muss...



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

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    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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  • Das Beispiel in dem Interview, dass Hendrik in Beitrag #188 gibt, steht im Kontext des Amithabha-Buddhismus in Japan. Von daher besitzt es nicht zwangsläufig Allgemeingültigkeit für alle buddhistischen Traditionen.

    Ja, im Amida Buddhismus vertraut man ja auf Amida, weswegen ja gerade die "herkömmlichen Mittel" also Meditation, tantrische Rituale oder auch eben eine besonders bewusste Ernährung kritisch gesehen werden.


    In Japan war ja durch den Einfluss des Buddhismus und auch des Shintoismus das Essen von Fleisch für Jahrhunderte verpönt ( während man immer Fisch aß) Gerade in Kyoto wo es viele Ordinierte gab, gab es sogar eine eigene buddhistische Küche die shōjin ryōri. Hier wird sie mit Dōgen in Verbindung gebracht:


    Die Geschichte des Shōjin Ryōri ist eng mit der Geschichte der Verbreitung des Buddhismus in Japan verknüpft. Nach heutigem Forschungsstand wurde der Buddhismus im Laufe des 6. Jahrhunderts von Korea ausgehend nach Japan gebracht. In Japan heimisch geworden entstanden im Lauf der Zeit eigene buddhistische Denkschulen, die japanische Eigenheiten in das Denken des Buddhismus integrierten. Als Vater des Shōjin Ryōri gilt der Mönch Dogen (1200-1253), der auch der Gründer der Soto-Schule des Zen-Buddhismus ist. Dogen schrieb zwei Bücher über die richtige Ernährung, die heute dem Shōjin Ryōri sozusagen zugrunde liegen: das Tenzo Kyokun („Anweisungen für den Zen-Koch“) als Anleitung für den Koch eines Tempels oder Klosters (den „Tenzo“) und das Fushuku Hanpo („Das Dharma des Speisens“), in dem es um das richtige Verhalten am Tisch geht. Seit dem 13. Jahrhundert hat sich die mönchische Küche des Shōjin Ryōri zu einer eigenen kulinarischen Kunst und Tradition entwickelt, die sozusagen gleichberechtigt neben der japanischen Küche stehen kann. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der Präsentation der meist aus einer ganzen Reihe von Gerichten in kleinen Portionen bestehenden Menüs, die nicht selten um die im Buddhismus bedeutsame Zahl 5 kreisen.



    Während das in der Meiji Restauration dann als unmodern galt. Mit Holländern gelangte die moderne Medizin nach Japan und da wurde Fleisch als gesund erachtet und setzte sich durch. Mit der Kolonialisation von Hokkaido hatte man damals dann auch die Fläche um Rinderzucht im größeren Stil zu betreiben.

  • Noch eine Ergänzung bezüglich des Fleisches von Wild, das von der Jägerschaft gerne mit dem Slogan beworben wird: "Mehr "Bio" geht nicht!":


    Heutzutage wird u.a. das sogenannte "Schalenwild" (Rehe, Hirsche, Wildschweine, Mufflons, Gemsen, Steinböcke) meist im Rahmen einer, beschönigend als "Bewegungsjagd" (Drückjagd, Treibjagd) bezeichneten, Hetzjagd erlegt.

    Dabei sind die Tiere sehr gestresst und - vor allem - oft Opfer "unsauberer" Schüsse (ein Tier in Bewegung kann nicht so sicher anvisiert werden, gerade Rehe, die auf der Flucht zu hohen Sprüngen neigen, erleiden zu einem hohen Prozentsatz, bis 80%!!, nicht sofort tödliche Schusswunden - eine Quälerei!).


    Die "Ansitzjagd", also der "Schuss aus dem "Hinterhalt", z.B. vom Hochsitz, geht immer mehr zurück, da sie sehr zeitaufwendig und nicht so effizient ist.

    Sie hat aber den Vorteil, dass das Wild "ahnungslos", also nicht gestresst, vor die Flinte läuft und auch besser anvisiert werden kann, wenn es gerade frisst/äst.


    „Stressfleisch“ durch Drückjagd? - PIRSCH 3-2023
    Besteht das Risiko, dass auf der Drückjagd geschossenes Wild „Stressfleisch“ bildet? Was ist das eigentlich und was...
    www.digitalmagazin.de


    Bon appétit!

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    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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  • Liebe Anna, ich muss Dich, glaub ich, enttäuschen. :heart:


    Eine Doku über das Waldkloster zeigte vor ein paar Jahren mal Mönche, die Zigaretten qualmten, Alkohol tranken und Pizza aßen ...

    Alles Spenden.


    Ich glaube nicht, dass die Menschen schlauer werden.

    Alles, was aus dem Westen kommt, überschwemmt seit vielen Jahren Asien.

    So wie früher, wenn mein Vater sagte "das kommt alles aus Amerika".


    Ich denke, alles geht "einmal um die ganze Welt" (Karel Gott) :erleichtert:

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  • Liebe Monika, meintest du die folgende Doku?:


    Die Mönche im Wald - Dokumentation über Ajahn Mettiko Bikkhu und Ajahn Cattamalo Bikkhu
    👉 WERBE-FREIE Videos hier: https://www.youtube.com/playlist?list=PLgeHgft4sY9mET3q5NovDmopl_pe7xuhU ‼️- https://muttodaya.org/de/kloster.htmlAjahn Cattamalo...
    www.youtube.com


    Da habe ich gerade mal reingeschaut und ab ca. Min. 19.25, sagt ein Mönch, dass er früher "fast vegetarisch" gekocht habe, nun aber "alles" äße, "was gespendet wird/auf den Tisch kommt".....

    Die Begründung lautet: "Wenn da einer 150 km fährt, um uns etwas zu spenden......"


    Kann ich nachvollziehen, aber es ist ja nun auch nicht soooo klimafreundlich, solche Strecken mit dem Auto zurückzulegen, um die wenigen Mönche zu beköstigen.... :?

    Ich glaube nicht, dass die Menschen schlauer werden.

    Och, doch, ich hoffe darauf, auch wenn's dauert...... ;)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

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  • Was wir heute so essen, wird von Menschen rund um die Welt angebaut, geerntet, verarbeitet oder verpackt. Wer das Gemüse und die Früchte aus seinem eigenen Garten essen kann, weiss wie viel Arbeit und Liebe darin steckt.


    Wenn ich heute einen Haferbrei mit Bananen esse, haben unzählige Menschen daran gearbeitet, auch beim Butterbrot. Wir denken nur nie darüber nach. Früher schlachteten Menschen ein Schwein und verarbeiteten alle Teile davon, das Blut, die Füsse, die Schnauze, die Innereien. Und wenn sie Wurst machten, gab es noch Wurschtsupp für die Kinder. Darüber freuten sich alle.


    Für mich denke ich es eigentlich heute wichtiger, diese Verbundenheit und meine Abhängigkeit von anderen Wesen, seien es Gemüsepflanzen, Fische, Tiere - und von allen die sie produzierten und zubereiteten noch im Bewusstsein zu haben. Und eine gewissen Dankbarkeit dafür.

    :)

  • Für mich denke ich es eigentlich heute wichtiger, diese Verbundenheit und meine Abhängigkeit von anderen Wesen, seien es Gemüsepflanzen, Fische, Tiere - und von allen die sie produzierten und zubereiteten noch im Bewusstsein zu haben. Und eine gewissen Dankbarkeit dafür.

    Aber dann lässt sich nicht mehr so gut missionieren und Etik-Apostel spielen ...

  • Aber welche Antwort hat denn der Buddha für deine durchs Nervensystem mögichen Schmerzen? Keine, außer der Nicht-Identifizierung. Diese reicht aber nicht.

    Da stimme ich dir zu, aber mir ist nicht klar, was das mit dem Thema zu tun haben soll, dass man das Leid von (Schlacht-) Tieren nicht mit dem "Leid" von Pflanzen oder gar Früchten vergleichen kann....?

    Werden die Schmerzen unaushaltbar, fällst du ins Koma/Schock. Das sind physische Gesetzmäßigkeiten.

    Hast du schon mal von einer ins Koma gefallenen Tomate gehört, in die jemand gebissen hat? :badgrin:

    Jedes Tier stirbt, auch das Nicht-Nutztier. Jede Pflanze stirbt, jede Frucht.

    Ach was.... :eek:

    Beim Sterben uns anvertrauter Lebewesen, geht es um das Wann und Wie und ob das Leben davor ein "lebenswertes", d.h. möglichst bedürfnisgerechtes, "artgemäßes", leidarmes, war.

    Eine Frucht ist übrigens kein Lebewesen im klassischen Sinn (auch, wenn sie über lebende Zellen verfügt), kann somit auch nicht sterben, nur "verderben".

    Ich sage es nochmal: Das Nutztier wird erst gar nicht geboren, wenn es nicht auch geschlachtet werden kann.

    Im Sinne des Buddhismus ist es doch gar nicht erstrebenswert (wieder-) geboren zu werden, denn wo nichts entsteht, gibt es auch kein Leiden (Krankheit, Alter, Tod). Wenn niemand Fleisch nachfragt, wird also kein (Nutz-)Tier leiden.

    Die Frage, ob ich ein Tier, das offenkundig lieber lebt als tot ist, auch essen darf, kann ich allerdings für mich bejahend beantworten.

     

    Mit dieser Formulierung zeigst du, dass du dir voll bewusst bist, was du tust, anders, als viele Menschen, die gedankenlos ins Supermarktregal greifen, um ein fleischhaltiges Produkt zu erwerben, dem man vielfach seinen Ursprung nicht mehr ansieht.

    (Was ist wohl ethisch "verwerflicher"? :? )

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