Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus

  • Die „Thematik“ gibt es sowohl im Daoismus als auch Buddhismus


    Und bezieht sich im Grunde auf den Umgang mit dem Alltag, den Verschiedenheiten, begrenzten Sicht, denen unser kleiner Geist ständig begegnet und ausgesetzt ist, und der Harmonie des alles umfassenden großen Geistes. Wen das näher interessiert, der mag das Buch von S.Suzuki vielleicht lesen. Meine eigenen Worte sind auch nicht immer (oder ganz) korrekt.


    Das Sandokai ist ein Lehrtext aus dem Zen Buddhismus. Im Daoismus gibt es anscheinend auch ein Buch mit dem selben Titel. Daoist und Buddhist verstehen den Text beide auf ihre Weise:


    Sandokai - Die Harmonie von Verschiedenheit und Gleichheit


    Der Geist des großen Weisen aus Indien wurde direkt von Westen nach Osten übermittelt.

    Menschen unterscheiden zwischen Dummen und Klugen, doch auf dem wahren Weg

    gibt es keinen Patriarchen des Südens oder des Nordens.

    Die Quelle der Lehre ist rein und ohne Makel.

    Bäche, die sich verzweigen, fließen in der Dunkelheit.

    An einer Idee zu haften ist Täuschung.

    Die Wahrheit zu erkennen ist auch nicht immer Erleuchtung.

    Die Sinne und ihre Objekte sind eng miteinander verbunden und gleichzeitig voneinander unabhängig.

    Doch trotz ihrer unendlichen Verbundenheit haben sie alle ihren eigenen Ort.

    Dinge unterscheiden sich in Wesen und Form.

    Im Geschmack, Klang und Gefühl manifestieren sich gut und schlecht.

    Im Dunkeln sind hochwertig und minderwertig nicht zu unterscheiden.

    Im Hellen wird der Gegensatz von rein und unrein deutlich.

    Die vier Elemente kehren zu ihrer Natur zurück wie ein Kind zu seiner Mutter.


    Feuer erhitzt, Wind bewegt, Wasser nässt, Erde ist fest.

    Für die Augen gibt es Farbe und Form.

    Für die Ohren gibt es Klang.

    Für die Nase gibt es Geruch.

    Für die Zunge gibt es Geschmack.

    Jedes Phänomen entspringt der Wurzel, so wie Zweige und Blätter aus dem Stamm sprießen.

    Wurzel und Baumspitze kehren zu ihrer ursprünglichen Natur zurück.

    Hohe und niedrige Worte sind unterschiedlich.

    In der Helligkeit da ist tiefste Dunkelheit, hafte nicht an der Dunkelheit.

    In der Dunkelheit da ist Helligkeit, aber suche nicht nach der Helligkeit.

    Dunkelheit und Helligkeit wechseln einander ab wie beim Gehen der vordere und der hintere Fuß.

    Jedes Phänomen hat seinen Wert.

    Ihr solltet darauf achten, wie die Wahrheit zum Ausdruck gelangt.

    Das Relative passt zum Absoluten wie ein Deckel zu seinem Behälter.

    Das Absolute und das Relative entsprechen einander wie zwei Pfeile, die sich im Flug begegnen.

    Hörst du die Worte, solltest du die Quelle der Lehre verstehen.

    Entwickle keine eigenen Maßstäbe.

    Erkennst du den Weg nicht mit deinen Augen, wie sollten dann deine Füße um ihn wissen?

    In der Übung fortschreiten ist weder fern noch nah.

    Im Zustand der Täuschung bist du Berge und Flüsse davon enfernt.

    Ich fordere alle Sucher der Wahrheit ehrerbietig auf:

    Vergeudet eure Tage und Nächte nicht.


    Der Geist des großen Weisen aus Indien wurde direkt von Westen nach Osten übermittelt.

    Die Fähigkeiten des Menschen können brillant oder stumpf sein, doch kennt der Weg keine nördlichen oder südlichen Patriarchen.

    Die spirituelle Quelle leuchtet klar im Licht;

    Bäche, die sich verzweigen, fließen in der Dunkelheit.

    Nach den Dingen greifen ist sicherlich Täuschung;

    mit der Gleichheit in Einklang sein ist noch keine Erleuchtung.

    Alle Objekte der Sinne

    stehen in Beziehung zueinander und auch nicht.

    In Beziehung treten führt zu Verstrickung; aber trotzdem bleibt alles an seinem Ort.

    Anblicke unterscheiden sich in Art und Form, Klänge sind angenehm oder unangenehm.

    Geistvolle und gewöhnliche Rede kommen in der Dunkelheit zusammen,

    klare und unverständliche Äußerungen lassen sich im Licht unterscheiden.

    Die vier Elemente kehren zu ihren Naturen zurück wie ein Kind zu seiner Mutter.

    Feuer erhitzt, Wind bewegt, Wasser näßt und Erde ist fest.

    Auge und Anblicke, Ohr und Klänge, Nase und Gerüche, Zunge und Geschmäcke.

    So sprießen diesen Wurzeln entsprechend aus jedem Ding die Blätter.

    Stamm und Zweige haben dieselbe Essenz; hochangesehen und gewöhnlich ihre je eigene Sprache.

    Im Licht da ist Dunkelheit, doch betrachte sie nicht als Dunkelheit.


    Im Dunkel da ist Licht, doch sieh es nicht als Licht.

    Licht und Dunkel sind einander entgegengesetzt wie beim Gehen der vordere und der hintere Fuß.

    Unter all den unzähligen Dingen hat ein jedes sein Verdienst, das Funktion und Ort entsprechend Ausdruck findet.

    Phänomene existieren; Behälter und Deckel passen zusammen;

    Wahrheit zeigt sich; Pfeilspitzen treffen aufeinander.

    Wenn du diese Worte hörst, so verstehe den Sinn; entwickle keine eigenen Maßstäbe.

    Verstehst du nicht den Weg, der sich direkt vor dir befindet, wie willst du ihn dann beim Gehen erkennen?

    Fortschritt ist keine Frage von fern und nah, doch bist du verwirrt, versperren dir Berge und Flusse den Weg.

    Alle, die das Geheimnis ergründen, flehe ich respektvoll an:

    Vergeudet eure Tage und Nächte nicht.


    Aus Leidender Buddha - Glücklicher Buddha

    Shūnryū Suzuki

  • Timi, heute Abend auf 3sat 20.15h Forschung extrem - unser Weltbild am Limit?

    Wenn ich den Film richtig verstanden habe, weiss die Wissenschaft über die letzten Dinge und was die Welt im innersten zusammenhält eigentlich überhaupt nichts und ich kann meine Physik-Bücher ruhigen Gewissens in der Stadtbibliothek abgeben für Studenten, die die Physik als theoretisches Handwerkszeug für die Entwicklung technischer Meisterleistungen wie den Bau des Kölner Doms oder der Pyramiden von Gizeh brauchen ?


    Beeindruckend der deutsche Lama, dessen Namen ich gerade nicht präsent habe und der jeden morgen an die drei Stunden meditiert ...


    Danke für den Film-Tip


    _()_

  • Wenn ich mir auf ARTE die Serie „Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben anschaue“, dann fehlt der Menschheit vor Allem Eins:


    Mitgefühl


    Stattdessen regieren oft Hass, Neid, Wut, Gier, Macht die Welt


    Und führen des Weiteren auf Grund von sich getrennt fühlen und demzufolge „Verschiedenheit“ zu unendlichem Leiden


    Spirituell Zu Erwachen ist dafür nicht einmal unbedingt notwendig:


    Höchstens um die „Verschiedenheit“, das sich „getrennt“ fühlen“ aufzuheben


    Es fehlt ganz einfach oft naturell mehr an Mitgefühl zu sich selbst und anderen…


    In bestimmten „Gruppen“ empfindet man mehr Mitgefühl als in anderen „Gruppen“


    Wenn man diese Gruppen „Unterschiede“ vereint


    Ist auch Mitgefühl über alle Gruppen hinweg möglich…

  • Menschen haben alle ihre eigene Meinung.

    Meinungen schließen sich zu Gruppen zusammen.

    Wenn die Gruppen an ihrer Gruppenmeinung festhalten, erscheint zwischen Gruppen Streit.

    Auch wenn jedes Mitglied weiß, dass es eine ganz persönliche Meinung hat, die nicht mit der eigenen Gruppe im Einklang ist, wird es sich immer der Gruppe unterwerfen. Ganz egal, wie schädlich das für das Mitglied ist.

    Ignoranz im Buddhismus/zwischen Gruppen ist genau die Gruppenmeinung, niemals die individuelle, doch die Individuelle wird von der Gruppe niedergemacht, ignoriert oder relativiert.

  • Stimmt, einmal ein konsenz gefasst, wird alles zerstört, was kein anklang findet. Kann nur empfehlen sich aus dieser Gruppe zu entfernen. Aber wie so alles, gibt's immer zwei oder mehrere Meinungen. Letztendlich bestätigt sich die gruppe selbst.

  • Schreibt man etwas, wenn man sprachlos ist? Eher wohl nicht, aber so viel will ich da lassen, die Entwicklungen in meiner Welt und da draußen finde ich gar nicht gut, so viel zum meinem doch offenen Titel, der es zulässt über die Gesellschaft zu schreiben.

    Was gibt es Positives? Ich habe ein oder zwei Menschen getroffen, die ich nett fand bzw. wo ich mich sogar freiwillig mit ihnen treffen würde. Das Wetter ist endlich kühl, wie ich es mag und ich hatte eine Menge Glück im Leben eigentlich trotz der düsteren Zeilen, die oft schrieb.



    3 Mal editiert, zuletzt von Tim1 ()

  • Ich habe es schon Void geschrieben, es tut mir leid, dass ich mein Account Kennwort schon 2 x vergessen hatte und das hängt leider einfach mit meinen nachlassenden kognitiven Fähigkeiten zusammen. Diesmal habe ich sowohl die E-Mail-Adresse mit Kennwort wie auch die Zugangsdaten fürs Buddhaland in einem Passwortdokument gespeichert.


    Also liebe Admins bitte nicht böse sein, mich machen solche Dinge auch nachdenklich, vielen, vielen Dank nochmals, wie gesagt, es war sicher keine Absicht mehrere Accounts anzulegen, die anderen zwei, da habe ich keinen Zugriff mehr.

  • Ich habe es schon Void geschrieben, es tut mir leid, dass ich mein Account Kennwort schon 2 x vergessen hatte ...

    Ich benutze den Firefox-Browser, da kann man Passwörter speichern und mit einem Klick bei der Anmeldung automatisch einfügen. Vermutlich ist das bei anderen Browsern auch möglich.

  • mukti

    Das funktioniert bei mir auch so lange ich den Browserverlauf nicht lösche, dann muss ich alle Kennwörter neu eingeben, obwohl ich "Kennwörter" nicht angehakt habe, aber gut, man lernt.

  • Das funktioniert bei mir auch so lange ich den Browserverlauf nicht lösche, dann muss ich alle Kennwörter neu eingeben, obwohl ich "Kennwörter" nicht angehakt habe, aber gut, man lernt.

    Hm, mein Firefox löscht bein Beenden automatisch den Browserverlauf, aber die Kennwörter bleiben zum Glück gespeichert. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich auch schon mehrmals im Forum anmelden müssen.

  • mukti

    Das schreibt der Internet Explorer auch, dass er die Kennwörter nicht löscht, macht er aber, auch die Benutzer sind weg. Liebe Grüße

  • Zitat

    Hm, mein Firefox löscht bein Beenden automatisch den Browserverlauf, aber die Kennwörter bleiben zum Glück gespeichert. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich auch schon mehrmals im Forum anmelden müssen.

    Bei mir ist das genauso. Ich arbeite mit Duckduckgo oder mit Firefox, in beiden werden die Kennwörter gespeichert.


    Vielleicht mal den Browser wechseln?

    Ich hätte gar keine Lust, mir alle Zugangsdaten zu merken.

  • Was gibt es Positives? Ich habe ein oder zwei Menschen getroffen, die ich nett fand bzw. wo ich mich sogar freiwillig mit ihnen treffen würde.

    Das ist aber eine große Veränderung, oder? Richtig klasse!

  • Ich schreibe oft hier, nur dann denke ich mir, passt irgendwie nicht hierher, aber trotzdem.


    Wie geht es Euch denn so mittlerweile, also weniger in Eurer buddhistischer Weiterentwicklung sondern wie Ihr so die Gesellschaft bzw. was so in der Welt geschieht wahrnehmt.


    Wobei ich kenne eine große Fraktion, da bekomme ich die Antwort, interessiert mich nicht, weil kann man eh nicht ändern, auch gut, man lässt sich einfach überraschen, was kommt oder nicht.


    Ich habe mittlerweile durchaus verstanden, dass es nicht nur sehr regionale sondern vor allem globale Unterschiede gibt, wie es den Menschen geht, welch Überraschung!


    Wo ich lebe scheint das Zentrum der Unkultur beheimatet zu sein - leider und es liegt eher nicht an mir.


    Wobei es hat sich wenig verändert, außer, dass es halt immer krasser wird, dieser Narzissmus, Egoismus, wenige Menschen haben noch Empathie, viel Aggression, keine Zeit mehr für Andere und wie weltweit scheinbar der Trend einer Gesellschaft ohne Regeln.


    So nehme ich es wahr, aber auch die meisten Menschen, die ich kenne und das Spektrum ist durchaus groß. Heißt eine Tendenz zu mehr Zusammenhalt oder gar gegenseitige Unterstützung und Hilfe sehe ich nicht, außer natürlich die Ausnahmen, die sich sehr wohl engagieren in verschiedenen sozialen Bereichen, die gibt es natürlich auch wo ich lebe.


    Ich bin zwar enttäuscht, wie sich das alles entwickelt, Meinungsfreiheit übrigens auch - wohlbemerkt immer auf den Bereich, wo ich lebe, aber auch sonst.


    Manchmal habe ich das Glück Menschen zu treffen, die in anderen Teilen der Welt leben und ganz anders sind, also viel höflich, wertschätzender, aufgeschlossener, da kann man über ganz andere Dinge sprechen und es ist interessant. Da gibt es durchaus welche, die sogar glücklich sind oder zumindest zufrieden.


    Das ist so mein derzeitiger Eindruck der Gesellschaft, wo ich lebe. Meine Konsequenz daraus hat sich nicht verändert, nachdem die Menschen zu viele sind, geht es nur mit Akzeptanz oder Ignoranz und leider tendiere ich dadurch noch mehr mich zurück zu ziehen, wobei das brauche ich gar nicht, weil ohnedies kein Interesse besteht von Anderen. Daher schreibe ich auch kaum noch.


    Ich habe viele Angebote gemacht, aber wenn kein Interesse besteht akzeptiere ich das, ich will mich nicht aufdrängen. Wie schon früher erwähnt, muss es auch einen Weg geben, dass man ein gutes Leben lebt ohne viele Kontakte, man kann eben nichts erzwingen und sicher ist mir bewusst, dass der Mensch ein soziales Wesen ist.


    Da das Thema gesellschaftliche Entwicklung schon etwas weltfremd ist für das Forum, erspare ich meine Sicht, wie ich die geopolitischen Entwicklungen sehe bzw. die Entwicklungen in unserem Land, das interessiert wohl noch weniger Mitglieder. Wie auch immer, ich hoffe es geht Euch gut.

    PS: Ich nehme mir zwar immer vor kurz zu schreiben, aber dann wird es meist lang, wobei diesen Beitrag habe ich in 10 min. geschrieben, daher kam er mir nicht lange vor.

  • Manchmal habe ich das Glück Menschen zu treffen, die in anderen Teilen der Welt leben und ganz anders sind, also viel höflich, wertschätzender, aufgeschlossener, da kann man über ganz andere Dinge sprechen und es ist interessant. Da gibt es durchaus welche, die sogar glücklich sind oder zumindest zufrieden.

    Es hat ja viel damit zu tun, inwieweit die Erwartungen die man hat zur Lage passen. Wenn man wenig erwartet - wie viele Leute in eher traditionellen Gesellschaften -

    - kann man auch unter widrigen Umständen zufrieden sein und sich über kleine Chancen freuen. Wenn man aber bei beigebracht bekommen hat, sehr große Erwartungen zu haben, dann kann man wenn die nicht erfüllt werden sehr leiden. Eben auch auf kollektiver Ebene und wenn man seine Identität auf der Erwartung gebaut hat.


    Und da sind wir ja sehr gefährdet. Wenn man z.B Siebziger geboren ist, dann könnte man sich z.B in die Vorstellung einrichten, dass es einen gesellschaftlichen und technischen Fortschritt gibt, der einem immer weiter aufwärts trägt. Das es einen durch seine Arbeit immer besser geht und Demokratie und Vernunft sich verbreiten und die Zukunft rosig ist. In diesem Jahrtausend wurde es dann immer schwerer sich das einzureden und dann irgendwann ging es gar nicht mehr so recht, und viele wurden dann zu entäuschten Wutbürgern, die sich um ihre Zukunft betrogen fühlten uns dann mißmutig und entäuscht umherlaufen.

    Während vielleicht jemand anderes, der das Glück hatte mit kleinen Erwartungen aufgewachsen zu sein, sich über vieles was funktioniert freuen kann.


    Aber es ist schwer, die Erwartungen loszulassen und häufig fühlt es sich wie Verrat an. Vielleicht kann jemand der in einer korrupten Gesellschaft aufgewachsen ist, Trump und Co hinnehmen, aber man möchte es nicht hinnehmen, man möchte dass alles wird wie früher. Man möchte an der Diskrepanz zwischen Ideal und Realität leiden, weil man das Ideal nicht loslassen will.

  • Ideale kann man ja für sich selber anstreben, ohne zu erwarten, dass sie alle Menschen anstreben:


    Zitat

    Andere werden grausam sein; da wollen wir nicht grausam sein.

    Andere werden nehmen, was nicht gegeben wurde; da wollen wir uns davon enthalten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde.

    Andere werden die Unwahrheit sagen; da wollen wir uns davon enthalten, die Unwahrheit zu sagen.

    Andere werden gehässig reden; da wollen wir uns gehässiger Rede enthalten.

    Andere werden habgierig sein; da wollen wir nicht habgierig sein.

    Andere werden einen übelwollenden Geist haben; da wollen wir einen Geist frei von Übelwollen haben.

    Andere werden falsches Handeln üben ; da wollen wir Richtiges Handeln üben.

    Andere werden zornig sein; da wollen wir nicht zornig sein.

    Andere werden verächtlich sein; da wollen wir nicht verächtlich sein.

    Andere werden herrschsüchtig sein; da wollen wir nicht herrschsüchtig sein.

    Andere werden neidisch sein; da wollen wir nicht neidisch sein.

    Andere werden geizig sein; da wollen wir nicht geizig sein.

    Andere werden überheblich sein; da wollen wir nicht überheblich sein.

    Andere werden gewissenlos sein; da wollen wir nicht gewissenlos sein.

    Andere werden ohne Weisheit sein; da wollen wir im Besitz von Weisheit sein.

    M.8.

  • Hallo Void, ich kann deinen Ansatz durchaus verstehen, aber ich lebe eben nicht in Indien oder Südamerika oder wo auch immer es schon immer anders war.


    Du hast Recht, ich habe schon die Erwartung nicht in einem vormals nicht korrupten Land auch in Zukunft zu leben, wo ich nicht schrittweise enteignet werde bzw. meine Grundbedürfnisse aufgrund dessen was ich auch einbringe befriedigt werden, wie Gesundheitsversorgung, Pflege, Soziales, Rente.


    Meine Erwartung war schon so, dass ich mit einer ordentlichen Arbeit und Abgaben an den Staat pro Jahr von über 10.000,- Euro nur für Gesundheit und Soziales, was ich bezahle, ein sofern das in dieser Welt noch möglich ist mich gesund ernähren kann, ärztliche Hilfe bekomme ohne, dass ich jedes Mal ein kleines Vermögen dafür privat bezahlen muss oder was ist denn mit denen die wenig bis kein Geld haben, weil sie sehr krank sind, wer kümmert sich um die?


    Ich spreche schon lange nicht mehr von irgendwelcher Form von Wohlstand sondern um die absoluten Grundbedürfnisse wie Essen, Wohnen, Gesundheit, Soziales. Wenn du diese Punkte als zu große Erwartungen siehst, dann wundere ich mich.


    Ich frage mich ja, was ist mit den Menschen, die sehr krank sind und kein Geld haben, was macht man den mit ihnen? Wer kümmert sich um sie? Weil staatliche Institution werden die wohl eher nicht nehmen, weil kein Platz und die Menschen haben kein Geld, also sag mir, wer kümmert sich um diese Menschen jetzt und in Zukunft?


    Ist diese Erwartung, dass man ein menschenwürdiges Dasein führen kann in unserem Land echt zu hoch gegriffen mittlerweile?

  • Ist diese Erwartung, dass man ein menschenwürdiges Dasein führen kann in unserem Land echt zu hoch gegriffen mittlerweile?

    Menschenwürde, bedeuten dass die Menschenrechte der Menschen geachtet werden. Diese kann man ja in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte nachlesen:

    • Recht auf Leben
    • Keine Diskriminierung
    • Keine Sklaverei
    • Keine Folter
    • Gleicheit vor dem Gesetz
    • Unschuldsvermutung
    • Asylrecht
    • Freizügigkeit
    • Religionsfreiheit
    • Freie Berufswahl
    • Recht auf Bildung
    • Allgemeines Wahlrecht

    Wenn man sich den Human Right Index anschaut, dann ist das in vielen Ländern nicht gewährleistet. Wir sind in einer privilegierten Situation.


    Ich denke wenn man 300 zufällig ausgewählte gleich alte Leute aus zufällig ausgewählten Ländern nehmen würde - wie viele wären darunter die mit dir gerne tauschen würden und mir wie vielen würdest du gerne tauschen. Und wenn du mit ihnen im Raum wärst, was würdest du ihnen erzählen über dein Leben unter menschenunwürdigen Bedingungen?

  • zu große Erwartungen

    Die man hegt, oder auch Zuviel, manchmal überwältigendes Mitgefühl, kann auch mit eigenem noch ungelösten Trauma aus der Kindheit zu tun haben. Das man sich nur selbst nicht erklären kann, weil schon lange selbst vergessen und verdrängt.


    Trauma halt.


    Von daher würde ich, wenn einem drum herum „alles Zuviel“ und mehr hoffnungslos und negativ erscheint, und kein Fünkchen Positiv oder Freudig, auch persönlich in meine eigene Vergangenheit schauen, und nicht nur in Gegenwart und Zukunft. Auch wenn es stimmt was Du beschreibt, wie Du die Umwelt und Menschen empfindest.


    Viele Menschen in D empfinden die Situation ähnlich wie Du.


    Ich weiß auch, das das sehr schwierig sein kann, wenn man bereits älter ist, und sich wieder rück erinnern muss, und erst mal keine konkreten Hinweise dafür findet.


    Ich glaube Du stehst kurz vor der Rente/Pension. Hattest Du meine ich mal erwähnt. Bist wahrscheinlich auch noch mit härteren Erziehungsmethoden aufgewachsen, wie viele andere in der früheren Zeit. Die möglicherweise weniger Zuversicht haben entstehen lassen. Ob Du als Kind Armut (materielle Not) oder Wohlstand (materielle Sicherheit) erlebt hast, daran müsstest Du Dich eigentlich relativ gut erinnern können.


    Falls da nichts zu finden ist, dann weiß man zumindest das man da nicht mehr zu suchen braucht.


    Menschen sind auch unterschiedlich sensibel. Manche sogar hochsensibel. Empfinden Gerüche zB viel intensiver als Andere.


    Spiritualität meine ich kann in der Sache die du beschreibst nur helfen, lernen besser loszulassen, sich nicht mehr so viel von eigenen Gedanken und Emotionen einnehmen zu lassen. Besser zu unterscheiden, was man selbst tun kann und was nicht. Achtsamkeit fördern:


    Du kannst sowieso auch immer nur im Hier und Jetzt was tun. Ansonsten höchstens planen. Vielleicht liegt deine Aufmerksamkeit auch Zuviel auf bestimmte andere Themen, und du vergisst dabei, die Bäume und den Park zu bewundern.


    Oder bewusster zu atmen. Dich wieder mehr mit deinem Körper zu verbinden, und nicht ständig nur im Kopf zu sein.


    Natürlich ist das dann eine täglich neue Übung. Aber mit der Zeit verinnerlicht sich dadurch auch etwas. Und es entsteht auch ein „neues Bewusstsein“.


    Ohne Übung, ggf. Therapie kann auch selten eigene Veränderung stattfinden. Aber du sagtest auch du wärst bereits in Therapie oder gewesen.


    Das man immer mal wieder dabei Rückfälle erlebt ist auch normal: Anfangs ist persönliche Veränderung auch noch ein holperiger Weg.


    Was die Probleme da draußen anbelangt: „Vergiss es“ zu glauben oder zu hoffen morgen wäre es anders.


    Es gibt nur die Möglichkeit des WIE ich selbst am besten damit umgehe…


    Und darin liegt auch deine eigene Macht über all das verborgen…

    Eine eigene Macht, die dir vielleicht nur noch nicht so bewusst geworden ist, oder der du noch nicht so wirklich vertraust, oder meinst Vertrauen zu dürfen…


    Sondern Stattdessen meinst, zuerst die „Welt retten zu müssen“.

    Bevor Du meinst für Dich selbst da sein zu dürfen.

  • void

    Keine Diskriminierung bzw. Gleichheit vor dem Gesetz mag dort stehen, aber über die zwei Punkte könnte man durchaus diskutieren.


    Sonst, ich mein, jede/r Psychologe bzw. Psychologin würde dir sagen, dass dein Vergleich dahingehend nicht hilfreich ist, denn es gibt immer Menschen denen es noch schlechter geht.


    Schau, mir ist bewusst, dass vermutlich 95 Prozent der Weltbevölkerung schlechtere Lebens- und auch Freiheitsrechte haben wie wir. Trotzdem kann es wohl kaum Jemanden entgangen sein, dass es vor allem mit Deutschland bzw. der EU generell nicht gut aussieht und da spreche ich jetzt über die Auswirkungen auf die ganzen Systeme wie eben Gesundheit, Rentensystem, Soziales, Finanzsystem.


    Und klar, ich bin unglaublich dankbar wenn ich Zahnschmerzen habe, dass es da einen Arzt gibt, der das ohne Kombizange machen kann, also ehrlich gesagt Jemand der chronisch krank ist, der kann sich nur schwer vorstellen in diesen Ländern zu leben, wo es gar keine medizinische Versorgung gibt.


    Weißt du Wohlstand ist für mich Tage zu haben, wo ich weniger Ärger habe und wenige Arten von Schmerzen, mir sind materielle Dinge egal, alles ob Urlaub, Kleidung - egal, was.


    Eine Bekannte war einmal bei mir auf Besuch und meinte die Wohnung sieht unbewohnt aus, warum? Weil ich nur das habe, was ich unbedingt zum Leben benötige.

  • Samadhi1876


    Wer hat denn bitte nichts von der Kindheit meiner Generation mitbekommen. Klar, ist man ein Produkt seiner Kindheit, aber das habe ich rasch hinter mir gelassen, weil mit 20 Jahren bzw. früher war ich erwachsen und erwachsen heißt Selbstverantwortung.


    Ich sagte doch schon x-Mal, WO ICH LEBE, dass es woanders im Land anders sein kann, daran habe ich nie gezweifelt, aber hier sind die Menschen eben so wie ich, die Mehrheit, nicht alle, es gibt Schlechtere und Bessere.


    Die, die nichts sehen, die schauen vermutlich nur romantische Filme, keine Ahnung.


    Die Mehrheit, die ich kenne, sagen, wie gesagt, kann ich nicht beeinflussen, schaue keine Nachrichten bzw. was alle gemeinsam haben, ist „klagen“. Aus meiner Sicht teils zurecht, teils nicht.


    Nochmal ich denke der Altersdurchschnitt hier ist hoch, wobei ich weiß es nicht, aber es ist ein Unterschied stehe ich im Berufsleben oder nicht.


    Du hast Recht, ich bin 60 Jahre mittlerweile, also definitiv „alt“.


    Und ich erinnere mich, dass gewisse Themen auch früher nicht ideal waren, Mobbing im Job hatte ich seit meinem ersten Arbeitstag und das war vor 45 Jahren. Daran hat sich wenig verändert, außer die Methoden.


    Was ich sagen will, ist, dass ich nicht alles großartig finde, was in der Vergangenheit anders war.


    Die Menschen haben sich aus meiner Sicht in unseren Breiten nicht zum Besseren verändert, also das Bestätigen mir Viele, dass es besser geworden wäre, da kenne ich Niemanden.


    Ich hatte keinen Wohlstand in meiner Jugend, auch später nicht, wobei wenn man Wohlstand so definiert, dass man in Deutschland geboren wurde, was ich durchaus akzeptiere, dann hatte ich Wohlstand.


    Ich würde mich als hypersensibel bezeichnen, das ist hoffentlich an sich keine Krankheit.


    Um ein Stück Buddhismus reinzubringen, ich gehe achtsam durchs Leben und ich nehme viel wahr, was andere nicht wahrnehmen, und ich kann reflektieren ohne Psychotherapeuten.


    Sorry, Samadhi, du sprichst von Planen, was willst du denn planen. Das Leben kann 1 sec. Noch dauern oder 1 Jahr, 10 Jahre, egal ob man gesund ist oder krank. Ich plane gar nichts mehr.


    Ich mache auch positive Erfahrungen, aber halt selten. Du hast Recht die Natur bietet viele Glücksmomente, wenn man hinsieht.


    Die buddhistische Lehre bietet für mich definitiv mehr Optionen an als Schulmedizin oder was auch immer. Den wichtigsten Punkt, denn du angesprochen hast, ohne Veränderungswillen, heißt, dass man aktiv an etwas arbeitet, werden sich Dinge nicht ändern.


    Die Probleme da draußen? Kann ich nicht ändern, aber die Unwissenheit Vieler kann nerven, auch die Einseitigkeit der Themen, die Einseitigkeit von Berichterstattung.


    Dass ich die Welt nicht retten kann, also das ist mir sehr bewusst, das wäre mehr als arrogant zu glauben. Wobei das ich nicht mal in meinem direkten Umfeld Dinge, die nicht korrekt sind, auch nicht ändern kann, ist eine bittere Einsicht.

  • Schau, mir ist bewusst, dass vermutlich 95 Prozent der Weltbevölkerung schlechtere Lebens- und auch Freiheitsrechte haben wie wir. Trotzdem kann es wohl kaum Jemanden entgangen sein, dass es vor allem mit Deutschland bzw. der EU generell nicht gut aussieht und da spreche ich jetzt über die Auswirkungen auf die ganzen Systeme wie eben Gesundheit, Rentensystem, Soziales, Finanzsystem.

    Kenneth Pommeranz sprach von der Großen Divergenz - dem europäischen Wunder , in dem sich Europa/USA/Japan zu einem Platz machte, zu dem weil man ein technologisches Monopol hatte, alle Ressourcen der Welt hinflossen, während man andererseits mit noch so viel Anstrengung nicht vom Fleck kam.


    Und dann gab es - zögerlich schon in den 80zigern aber sichtbar erst in diesem Jahrtausend - eine Umkehrung - eine "Great Convergence" - wie sie Richard Baldwin im gleichnamigen Buch beschreibt. Eine Einkommensangleichung bei der der Anteil am Kuchen der reicheren Länder wieder abnahm, während die Einkommen in bestimmten Entwicklungsländern stieg. Eine Normalisierung.


    Wie in der Bibel eben auf sieben Fette Jahre sieben magere Jahre folgen. Wobei natürlich das objektive Niveau der Industrieländer das der Schwellenländer nicht immer gigantisch übersteigt. Aber schon das bringt die Leute zum Heulen und Zähneknirschen ob der verlorenen Glorie.


    Und es wird ja sichtbar, was am Ökonomischen alles an "Nichtmatetiellen" dranhängen kann: Zukunftshoffnung, Optimismus, sozialer Friede, Sinn, Kultur, Identität, Selbstbewußtsein. Wachstumschancen fördern ja auch Kooperation während ein schrumpfender Kuchen die Sache eher zum Nullsummenspiel macht und bei jedem das Gefühl fördert, zu viel zu geben und zu wenig zu bekommen - von Mißgünstigen umgeben zu sein.


    Jeder der am Zustand der fetten Jahre als Normalität gewöhnt hat sieht sich sozusagen um sein wohlverdientes Erbteil gebracht - um seine wohlverdiente Würde - auf einmal kommt man bei all der Mühe nicht mehr vom Fleck und ächzt unter der Last seiner unerfüllten Erwartungen.

  • void

    Ich kann deinen Ausführungen folgen, sie in Bezug auf Gerechtigkeit mit anderen Ländern teilen, aber da gibt es Unterschiede für mich. Alles was auf mich in den letzten 10 Jahren an Veränderungen eingeströmt ist, hat zwar auch einen gewissen Wohlstandsverlust gebracht, aber die dramatischeren Dinge waren und sind Isolation, Einsamkeit, soziale Kälte vieler Menschen in der Gesellschaft, ein Punkt auch sozialer Friede.


    Mir tun die materiellen Dinge nicht sehr weh, weil ich ohnedies so eingeschränkt bin, dass selbst wenn ich wollen würde, fast nichts tun könnte und hier kommt halt der Punkt, dass ich sehr hoffe nicht "irgendwann" auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, denn ich habe Niemand.

  • Tim1: Wenn das Thema da ist „Niemand“ Ich bin später mit allem „allein“ Dich so beschäftigt und Du zB Interesse am Buddhismus hast: warum schließt Du dich nicht einer buddhistischen Gemeinschaft, Zen Dojo, Meditationsgruppe in deiner Nähe an…


    Oder andere religiöse Gemeinschaften, Selbsthilfegruppen, Vereinen, etc.


    Oder ziehst um, wo welche sind…


    Es gibt immer Perspektiven im Leben…


    Man muss allerdings auch offen dafür sein…

  • Zitat

    warum schließt Du dich nicht einer buddhistischen Gemeinschaft, Zen Dojo, Meditationsgruppe in deiner Nähe an…

    Weil nach anfänglicher Aufnahmefreudigkeit die Einschränkungen kommen, die angeblich dazugehören und die vorher von der Gemeinschaft als selbstverständlich bekannt vorausgesetzt werden. Aber ein freier Mensch, der nur noch nicht ganz erkannt hat, dass Alleinsein der Normalzustand ist, glaubt, damit (Gemeinschaft) die Einsamkeit, zu beseitigen. Dabei müsste er nur erkennen, dass er zu keiner Zeit seines Lebens einsam war. Mensch ist immer nur allein, daran leiden kann er nur, wenn er nicht erkennt, dass Alleinsein nicht Einsamsein ist. Bevor der Durchbruch erscheint, wird das Alleinsein zur Qual, und wer das überlebt, ist nie wieder einsam, aber allein.