Buddhismus und der Verzehr von Fleisch

  • Mirco:

    Wenn jemand kein Fleisch ist, weil er gegen etwas
    ist (z.B. Massentierhaltung), so ist damit weder ihm noch
    sonst jemandem geholfen. Dagegen sein ist bloß
    Begehren. Begehren aber ist die Wurzel allen Übels.


    Damit machst du es dir aber sehr einfach.
    Massentierhaltung existiert weil Menschen das Fleisch der Tiere begehren.
    Für die Tiere bedeutet das Dauerleid. Dieses Dauerleid ist ein Resultat der Menschen die das Fleisch der Tiere begehren.
    Tiere aus aus anderen Haltungen werden auch nur deshalb geschlachtet, weil Menschen das Fleisch dieser Tiere begehren.
    Auch sie leiden, weil sie nur deshalb leben um getötet zu werden, weil Menschen ihr Fleisch begehren.
    Getötet werden sie von Menschen.
    Mal darüber nachgedacht?


    Grüße von Jo

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Mirco:

    Wenn jemand kein Fleisch ist, weil er gegen etwas
    ist (z.B. Massentierhaltung), so ist damit weder ihm noch
    sonst jemandem geholfen. Dagegen sein ist bloß
    Begehren. Begehren aber ist die Wurzel allen Übels.


    Das sind doch interessante Aussagen. Im ersten Satz geht es um das Unterlassen einer Tätigkeit auf der Grundlage einer Motivation, und im zweiten Satz geht es um eine Haltung, welche Motivation sein kann, aber nicht notwendigerweise ist, für das Unterlassen einer Tätigkeit.


    Interessant ist dabei, ob der, der hier eine Haltung als Begehren, welches angeblich die Wurzel allen Übels ist, charakterisiert, auch im Kontext von Silas die Frage stellen würde, ob deren Einhaltung immer jemandem hilft, oder ob das Einhalten-Wollen vielleicht auch nur ein Begehren ist, welches die Wurzel allen Übels ist.


    Das Unterlassen der Tätigkeit (erster Satz), kann schon demjenigen helfen, der die Haltung hat und also diese Haltung die Motivation für das Unterlassen sein lässt. Denn eine Haltung zu haben, aber mit seine Handlungen gegen diese Haltung zu wirken, kann schon An-Spannungen erzeugen ... es sei denn die Handlungen verlaufen ganz unbewußt.


    Diese Feststellung zeugt im Kontext des Themas hier von einer totalen Verkennung der Situation:

    Mirco:

    Der Buddha hat nicht dazu angeregt, man solle
    "alle Wesen retten" oder sowas. Geht nicht, kann
    niemand.


    Denn es geht ja gar nicht darum, irgendwas oder irgendjemanden zu retten, sondern es geht darum, ob es eine Einsicht gibt, die es vermag eine Haltung hervorzurufen, welche dann weiterhin die Motivation für ein Unterlassen sein kann. 8)

  • Grund:

    Interessant ist dabei, ob der, der hier eine Haltung als Begehren, welches angeblich die Wurzel allen Übels ist, charakterisiert, auch im Kontext von Silas die Frage stellen würde, ob deren Einhaltung immer jemandem hilft, oder ob das Einhalten-Wollen vielleicht auch nur ein Begehren ist, welches die Wurzel allen Übels ist.


    Guter Punkt!

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Lieber Grund, jetzt hast du mich wirklich geplättet. Also ich gebe offen zu, so viel in einem Posting, habe ich noch nie von von dir gelesen. Wow. Toller Text!


    Grüße von Jo

  • Grund:

    Interessant ist dabei, ob der, der hier eine Haltung als Begehren, welches angeblich die Wurzel allen Übels ist, charakterisiert, auch im Kontext von Silas die Frage stellen würde, ob deren Einhaltung immer jemandem hilft, oder ob das Einhalten-Wollen vielleicht auch nur ein Begehren ist, welches die Wurzel allen Übels ist


    das ist ein alter Hut und für einen Buddhisten nichts neues oder ungewöhnliches


    Silas oder Tugenden ist auch eine Art des Begehrens


    Silas oder Tugenden ist aber kein Selbstzweck wie ein grobes, sinnliches Begehren


    sie dienen dazu, den Geist zu beruhigen für die eigentliche meditative Praxis


    das grobe wird zuerst abgelegt


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Geronimo:
    lagerregaL:


    Deswegen schrieb ich ja, dass die Schlachter und Züchter somit auch schlechtes Karma anhäufen.


    Ich persönlich fühle mich auch für jene verantwortlich die auf diese Art Leid anhäufen, gerade wenn ich das einfach mit einem unterlassenem Kaufimpuls etwas abmildern kann.


    Wieso fühlst du dich für das Karma der anderen verantwortlich? Das hast du doch gar nicht gemacht? Und ob du durch ein unterlassenem Kaufimpuls irgendetwas abmildern kannst, ist auch fraglich. Womit ich nicht sagen will, man solle jetzt in den Supermarkt strömen und sich Fleisch kaufen.
    Nur soll man sich nicht so viel drauf einbilden.

  • Jobrisha:
    Mirco:

    Wenn jemand kein Fleisch ist, weil er gegen etwas ist (z.B. Massentierhaltung), so ist damit weder ihm noch sonst jemandem geholfen. Dagegen sein ist bloß Begehren. Begehren aber ist die Wurzel allen Übels.


    Damit machst du es dir aber sehr einfach. Massentierhaltung existiert weil Menschen das Fleisch der Tiere begehren.


    Haha, ich glaube ja, Du machst es Dir etwas einfach ;) So sind die Sichtweisen verschieden.


    Nur weil in im Geist einer Person Begehren entsteht, bedeutet es nicht, daß dadurch die ganze äussere Welt im großen Stil beeinflußt wird. Da liegen doch viele, viele Faktoren dazwischen, viele Menschen, welche täglich für sich Entscheidungen treffen. Und auf deren Motivation habe ich nun wirklich fast keinen und wenn doch nur sehr, sehr, sehrsehrsehr entfernten Einfluß.


    Es geht doch darum, für sich selber die Hindernisse auf dem Fortschritt in der Meditation aus dem Weg zu räumen. "Nicht töten" ist dabei halt auch noch gut für andere. So wie auch alles andere in der buddh. Methode eben einen guten Effekt für einen selber und ander hat. Aber die Absicht dahinter ist, die Grundlage für einen ruhigen Geist zu schaffen.


    LG, :)

  • lagerregaL:
    Geronimo:

    Ich persönlich fühle mich auch für jene verantwortlich die auf diese Art Leid anhäufen, gerade wenn ich das einfach mit einem unterlassenem Kaufimpuls etwas abmildern kann.


    Wieso fühlst du dich für das Karma der anderen verantwortlich? Das hast du doch gar nicht gemacht? Und ob du durch ein unterlassenem Kaufimpuls irgendetwas abmildern kannst, ist auch fraglich. Womit ich nicht sagen will, man solle jetzt in den Supermarkt strömen und sich Fleisch kaufen. Nur soll man sich nicht so viel drauf einbilden.


    Guter Beitrag :)

  • Hmm, also für mich ist es nur folgerichtig auf dem Weg zur Beendigung des Leidens vermeidbares Leid zu vermeiden. Der Kaufimpuls spielt dabei seine Rolle. Was ich z.B. (im Moment) noch nicht vermeiden kann, ist wenn für mein Obst oder Gemüse Tieren bei der Ernte ungewollt das Leben genommen wird. Das ist nicht schön, aber da gibt es leider temporär keine Alternative.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Hmm, also für mich ist es nur folgerichtig auf dem Weg zur Beendigung des Leidens vermeidbares Leid zu vermeiden. Der Kaufimpuls spielt dabei seine Rolle. Was ich z.B. (im Moment) noch nicht vermeiden kann, ist wenn für mein Obst oder Gemüse Tieren bei der Ernte ungewollt das Leben genommen wird. Das ist nicht schön, aber da gibt es leider temporär keine Alternative.


    Temporär? Was könntest Du Dir denn vorstellen?


    Laut dem Buddha kann ein Mensch nicht bestehen, ohne das durch ihn Wesen sterben.
    Selbst beim Nicht-Essen wären das 80 täglich, im Körper.


    LG :)


  • Durch Selbstversorgung könnte man das sicher noch ein wenig minimieren, aber ob das dann der Praxis überhaupt noch zuträglich ist, bleibt dahingestellt. Ich denke das günstigste Umfeld für die Praxis ist wirklich das Leben der Bikkhus zu Zeiten des Buddha. Ob es ein ähnliches Umfeld heute noch in Sri Lanka oder Thailand gibt, kann ich leider noch nicht so gut beurteilen, aber es wäre sehr schön wenn ja.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • lagerregaL:
    Geronimo:


    Ich persönlich fühle mich auch für jene verantwortlich die auf diese Art Leid anhäufen, gerade wenn ich das einfach mit einem unterlassenem Kaufimpuls etwas abmildern kann.


    Wieso fühlst du dich für das Karma der anderen verantwortlich? Das hast du doch gar nicht gemacht? Und ob du durch ein unterlassenem Kaufimpuls irgendetwas abmildern kannst, ist auch fraglich. Womit ich nicht sagen will, man solle jetzt in den Supermarkt strömen und sich Fleisch kaufen.
    Nur soll man sich nicht so viel drauf einbilden.


    Ich weiß nicht warum. Es macht mich einfach glücklich etwas für andere tun zu können, und sei es auch nur soetwas unscheinbares wie ein unterlassener Kaufimpuls, von dem ich nicht einmal weiß ob er etwas bewirkt. Und genau deshalb kann ich mir auch nicht allzu viel darauf einbilden :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ic überlege, auf meinem Hof so eine Art buddhistisches Land zu entwickeln. Selbstvertsändlich leben wir vegetarisch oder sogar vegan.
    Denn ich denke tatsächlich, dass man das Leiden aller Wesen jedenfalls vermindern sollte. Denn alles hat anteil an der Buddhanatur.


    LG Lysan


  • Ein wenig minimieren schon. Hab damit experimentiert und musste feststellen, dass es jede Menge Lebewesen gibt, die sterben müssen damit ich leben kann. Je mehr man das vermeiden will desto aufwendiger wird es und unter gleichzeitiger Einschränkung der Nahrungsbedürfnisse auf das Notwendigste könnte man es zu einem Punkt geringstmöglicher Gewaltanwendung bringen.
    Die Bikkhus haben sich auf das Minimum beschränkt, mit dem Unterschied dass sie "keine Saaten anlegen". Mir scheint dass das heutige Umfeld bezüglich Nahrung erbetteln mindestens ebenso geeignet wäre für die Praxis wie damals, Nahrung ist jetzt in vielen Ländern im Überfluss erhältlich, auch in Thailand, wo auch das soziale Umfeld günstiger ist. Nur sind wir halt auch Kinder des Zeitgeistes und es fällt uns heute viel schwerer alles abzulegen woran wir gewöhnt sind und was überall um uns herum stattfindet. Damals war Luxus als Angebot und Ideal nicht allgegenwärtig, und Spiritualität keine rudimentäre Erscheinung, sondern von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung. Die prunkvollsten Bauten, die ich in Thailand gesehen habe, waren die Tempelanlagen.

  • Geronimo:

    Ich weiß nicht warum. Es macht mich einfach glücklich etwas für andere tun zu können, und sei es auch nur so etwas unscheinbares wie ein unterlassener Kaufimpuls, von dem ich nicht einmal weiß ob er etwas bewirkt. Und genau deshalb kann ich mir auch nicht allzu viel darauf einbilden :)


    Mir was drauf einbilden tut mir eh nicht so gut, egal worum es geht.

  • Lysan:

    Ic überlege, auf meinem Hof so eine Art buddhistisches Land zu entwickeln. Selbstvertsändlich leben wir vegetarisch oder sogar vegan. Denn ich denke tatsächlich, dass man das Leiden aller Wesen jedenfalls vermindern sollte. Denn alles hat Anteil an der Buddhanatur. LG Lysan


    Meiner Meinung nach sollte ich mehr meditieren ;)


    LG :)

    P.S.: Was ist "Buddhanatur" ?

  • Geronimo:


    Ich weiß nicht warum. Es macht mich einfach glücklich etwas für andere tun zu können, und sei es auch nur soetwas unscheinbares wie ein unterlassener Kaufimpuls, von dem ich nicht einmal weiß ob er etwas bewirkt. Und genau deshalb kann ich mir auch nicht allzu viel darauf einbilden :)


    Tja, wenn man schon nicht meditiert, muss man sich halt woanders seine Glück holen.


  • Ich stimme dir absolut zu, dass man niemals alle Menschen dazu bringen wird, überhaupt kein Fleisch mehr zu essen. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil an vielen Orten der Welt Fleisch das Hauptnahrungsmittel ist, weil der Boden unfruchtbar ist usw.
    Aber nachdem ich zwei Wochen lang kein Fleisch mehr gegessen hatte, fühlte ich mich durchaus besser - auch ohne Buddhistin zu sein. :P

    Für die, die wagen zu hoffen, gibt es auch Hoffnung.

  • berbahagia13:

    Aber nachdem ich zwei Wochen lang kein Fleisch mehr gegessen hatte, fühlte ich mich durchaus besser - auch ohne Buddhistin zu sein. :P


    Na das ist doch was. Wer weiß, wenn du Buddhistin wärst hättest du vielleicht wieder alles vermasselt und würdest dich nicht so gut gefühlt haben 8)

  • Grund:
    berbahagia13:

    Aber nachdem ich zwei Wochen lang kein Fleisch mehr gegessen hatte, fühlte ich mich durchaus besser - auch ohne Buddhistin zu sein. :P


    Na das ist doch was. Wer weiß, wenn du Buddhistin wärst hättest du vielleicht wieder alles vermasselt und würdest dich nicht so gut gefühlt haben 8)



    Jetzt bin ich ja Buddhistin - aber damals war ich's noch nicht.

    Für die, die wagen zu hoffen, gibt es auch Hoffnung.

  • Etwas interessantes habe ich letztens im Fernsehen gesehen. Raubtiere und generell hauptsächlich fleischfressende Lebewesen können Süßes nicht schmecken. :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo ein schönes Gerücht. Ich bin Fleischfresser und ich kann Süßes schmecken. ich wäre froh ich könnte nichts Süßes schmecken. Ach ja bei Hunden weiss ich es definitiv, die stammen vom Wolf sind also definitiv Fleischfresser, und die können süßes schmecken.

  • nyalaana:

    Geronimo ein schönes Gerücht. Ich bin Fleischfresser und ich kann Süßes schmecken. ich wäre froh ich könnte nichts Süßes schmecken. Ach ja bei Hunden weiss ich es definitiv, die stammen vom Wolf sind also definitiv Fleischfresser, und die können süßes schmecken.


    Naja, hat sich aber nett angehört zumindest :) Ob Menschen biologisch Fleischfresser sind oder eher nur mental ist schon noch ne interessante Frage.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Ob Menschen biologisch Fleischfresser sind


    War da nicht eine Theorie, dass der Mensch sich so gut auf dem ganzen Erdball ausbreiten konnte, eben weil er ein Allesfresser ist? Sprich vom Eskimo der viel ( sogar rohes) Fleisch ist, weil da nicht so viel Pflanzen wachsen auf Grönland, bis zum Bauern im Zweistromland die wegen des fruchtbaren Bodens sehr leicht und rationell Getreide etc anbauen konnten, bis zu den Menschen die in der Wüste leben?
    Und Allesfresser sind dann auch Fleischfresser.